Stramm digital.

ULB Münster stellt Werk des bedeutenden Expressionisten ins Netz
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Expressionist, Sprachreduzierer,  Postbeamter, Avantgardist,  Bataillonskommandeur, „Großer Künstler und liebster Freund“ (Herwarth Walden). Dies alles war August Stramm (* Münster am 28.7.1874). Und doch listete ihn die führende deutsche Wochenzeitung „DIE ZEIT“ schon im Jahre 1956 in der Kategorie "Vergessene deutsche Dichter".
August Stramm ist am 1. September 1915, 41-jährig, an der Ostfront in Galizien gefallen. Seine literarische Entdeckung lag da gerade zwei Jahre zurück. Nach über zwanzig Jahren des Schreibens, Dichtens, Umschreibens, Umdichtens, Einsendens und Erfolglosigkeit gelang dem fast Vierzigjährigen der Durchbruch. Niemand geringerer als  Herwarth Walden, zusammen mit Alfred Döblin im Jahre 1910 der Begründer und Verleger der wohl wichtigsten literarischen Zeitschrift des Expressionismus, Der Sturm, erkannte das Talent des nicht mehr ganz so jungen Autors und sorgte für eine Erstveröffentlichung seiner Werke.

Damit befindet sich Stramm dann endlich in der Umgebung, wo er hingehört, nämlich in der Umgebung der illustren Autoren des Sturm: Max Brod, Anatole France, Oskar Kokoschka, Adolf Loos und Heinrich Mann, um nur die allerwichtigsten Zeitgenossen zu nennen. Doch auch sein Einfluss auf die Nachgeborenen ist beträchtlich: Kurt Schwitters, Ernst Jandl oder Arno Schmidt verdanken ihm viel.

Doch zu Lebzeiten erfuhren seine Dichtungen nicht nur Zustimmung, sondern wurden bisweilen auch belächelt. Mit den posthumen Veröffentlichungen sieht es besser aus, vor allem in den ersten Jahren der Weimarer Republik erleben seine Werke einen gewissen Erfolg, der jedoch, gemessen am literarischen Gehalt, eher mäßig ausfiel. Seine "Dichtungen" werden von den Nationalsozialisten verfemt und auf den Index gesetzt.

Stramm hat all dies nicht mehr erlebt, auch nicht seine Renaissance im späten 20. und frühen 21. Jahrhundert. Er stirbt, wie viele Avantgardisten, am 1. September in einem Gefecht an der Ostfront in Galizien. Doch ruft ihm sein Freund und Mentor Herwarth Walden im Sturm noch nach: "Du leuchtest ewig".

Die Universitäts- und Landesbibliothek Münster ist glücklich, den Nachlass dieses außergewöhnlichen Literaten zu besitzen und ihn für die Forschung aufgearbeitet zu haben und bereitstellen zu können. Er stellt, obwohl gering an Umfang, eine bedeutende Quelle für die Literaturwissenschaft und die Zeitgeschichte dar. Pünktlich zum 100. Todestag wollen wir diese "Leuchten" verstärken und mit der Bereitstellung der Digitalisate unterstützen.

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