Digitalisierte Erinnerungen an die alte Jovel Music Hall

Eine ungewöhnliche Zusammenarbeit von Privatsammler, Steffi Stephan und Unibibliothek ermöglicht ein zeitgemäßes Schwelgen in Erinnerungen.
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Dr. Beate Tröger, Walter Kutsch, Steffi Stephan (v.l.)
© Uni MS

Der erste Konzertbesuch, der interessierte Blickkontakt späterer Eheleute, durchtanzte Nächte mit den besten Freunden – Steffi Stephans legendäres „Jovel“ ist seit 1979 bis heute ein Ort für viele persönliche Erinnerungen von Menschen aus Münster und Umgebung. Mit der Freischaltung der digitalisierten „Jovel-News“, dem kostenlosen Hausblättchen der „Jovel Music Hall“, im Internet ermöglicht die Universitäts- und Landesbibliothek Münster (ULB) seit heute (Montag, 28.11.2011), sich online manches aus der vergangenen Zeit des über die Grenzen Münster bekannten Musiktempels wieder präsent zu machen.

Die „Jovel-News“ erschien zwischen 1989 und 1993, als das „Jovel“ im Gebäude der alten Germania-Brauerei an der Grevener Straße seinen Sitz hatte. „Damals passierte viel“, so erinnert sich Steffi Stephan, nicht nur im Jovel selbst. „Von Beginn an war das Heft mehr als nur ein Programblättchen“, betont der Jovel-Chef. Eigene redaktionelle Beiträge über aktuelle Ereignisse in der regionalen wie internationalen Rock- und Pop-Szene zeichneten die „Jovel-News“ ebenso aus wie kurze Berichte und freche Kommentare zum Zeitgeschehen. So findet sich auch mal ein engagierter Kommentar gegen eine Papstrede, ein Bericht über die Anfänge des lokalen Bürgerfunks oder über Münsters Rock-Schule - eines von Steffi Stephans engagierten Projekten dieser Zeit. Lange vor Facebook & Co, dokumentierten die jeweils etwa 30 Seiten umfassenden Blättchen voller Kolumnen, Beiträge und Fotos das soziale Leben rund um die „Jovel Music Hall“.

Außer Zufallsfunden wäre heutzutage davon nichts mehr vorhanden, wenn nicht der Privatsammler Walter Kutsch aus Münster die Jovel-News über die Jahre hinweg akkurat gesammelt und in seiner „Monasteria-Bibliothek“, deren Regale mehrere Räume seines Hauses füllen, archiviert hätte. Nicht aus Interesse am „Jovel“ an sich, sondern als „überzeugter Münsteraner, kritischer Münster-Liebhaber und begeisteter Münster-Sammler“ war es ihm wichtig, auch dieses Stück dokumentierter Stadtgeschichte zu bewahren. Wie gut er daran getan hat, zeigt sich jetzt: Weder bei Steffi Stephan noch in der Universitäts- und Landesbibliothek Münster (ULB) waren die Hefte zu finden.

So freut sich nicht nur der Jovel-Chef, sondern auch die ULB freut über die Sammelleidenschaft von Walter Kutsch: „Das Jovel gehört zu Münster, Münster zu Westfalen und das Thema Westfalen gehört in die ULB“, so bringt Dr. Beate Tröger auf den Punkt, warum sich die ULB hier engagiert. In ihrer Funktion als Landesbibliothek sammelt die Einrichtung vergleichbares Schrifttum als „graue Literatur“, erschließt sie als Dokumente der Stadt- und Regionalgeschichte und macht sie dann zugänglich für Forschung und Bürgerschaft. Warum die „Jovel-News“ nicht bereits beim Erscheinen von der ULB gesammelt wurden, ist heute nicht mehr eindeutig zu klären. „Nicht von allem Schrifttum, das in Westfalen erscheint, haben wir überhaupt Kenntnis“, so die ULB-Chefin. Außerdem habe sich das Bewusstsein für den Forschungswert solcher Druckschriften erst in den letzten Jahren geschärft.

Jovelnews

Über das Portal der digitalen Sammlungen der ULB stellt die Bibliothek die Hefte ab sofort per Internet bereit zum Durchblättern am Bildschirm. Damit steht die „Jovel-News“ online neben über 2.000 digitalisierten Dokumenten, darunter alte Handschriften und Drucke aus dem Bestand der ULB. Seit Ende Oktober ist dieses Portal im Internet erreichbar. Neben der fachgerechten Digitalisierung und der technischen Bereitstellung sorgt auch die inhaltliche Erschließung der Bibliothek dafür, dass die bereitgestellten Dokumente in den unendlichen Tiefen und Weiten des Internet gefunden werden und für wissenschaftliche Zwecke nutzbar sind.

Digitale Sammlungen der ULB Münster
http://sammlungen.ulb.uni-muenster.de/

Website von Steffi Stephan
http://www.steffistephan.de/

Monasteria-Bibliothek von Walter Kutsch
http://www.muenster.org/kutsch/

Pressemitteilung upm