Auf den Spuren einer verlorenen Zeit oder Der mysteriöse Herr „Metpenfaul“
In diesem Monat wurden einige Findlisten zur Sammlung Kapuzinermission veröffentlicht. Kaum im Netz erhielt das Dezernat Historische Bestände eine Anfrage aus dem Zentralarchiv der Deutschen Kapuzinerprovinz (Bayern), eine Buchhandschrift betreffend, deren Verbleib mithilfe der Findlisten geklärt werden konnte. Die von spanischen Kapuzinermissionaren geschriebene Chronik der Karolineninseln (ca. 1886 bis 1900) befindet sich seit 2010 in der ULB. Sie wurde von der Familie de la Concepcion gesucht.
Die Familie de la Concepcion ist seit Jahrzehnten mit genealogischen Forschungen beschäftigt, in deren Verlauf sie auf Guam auf Kopien dieser Handschrift stieß. Die Brüder Danny und Joey de la Concepcion (leben in Australien und den USA) hatten früher häufig Geschichten über ihren Großvater Miguel gehört. Miguel war der Sohn einer „Königstochter“ von der Südsee-Insel Ponape (heute Pohnpei) und eines dort Handel treibenden Ausländers. Das Kind wurde nach dem Tod seiner Eltern von spanischen Kapuzinermissionaren auf die Philippinen gebracht und dort Stammvater einer weltweit verzweigten Familie, die tatsächlich Miguels Genealogie mütterlicherseits sehr gut dokumentieren kann, aber immer noch auf der Suche nach jenem unbekannten Händler ist, der mit „Prinzessin“ Taray liiert war und mutmaßlich ermordet wurde, als sein Sohn Miguel noch sehr klein war.
Die Witwe Taray und ihr Sohn waren unter den Ersten, die getauft wurden, als 1887 spanische Kapuzinermissionare nach Ponape kamen. Sie erhielten die Namen Maria Teresita (Taray) de la Concepcion und Miguel de la Concepcion. Taray sollte in Manila ausgebildet werden, verstarb aber nach ihrer Ankunft während einer Epidemie. Von ihrem Ehemann, Miguels geheimnisvollem Vater, ist nur wenig Mündliches überliefert. Er soll Deutscher gewesen sein oder Deutsch-Ire. Als Namensvarianten existieren „Karl“ oder „Charles Powell“ oder „Vowell“ und auf der Kopie einer Taufbescheinigung, betreffend Miguel de la Concepcion, der sehr merkwürdige Name „Metpenfaul“. Vermutlich handelt es sich hierbei um die falsche Niederschrift eines mündlich wiedergegebenen deutschen Familiennamens.
Zufälligerweise war Joey de la Concepcion gerade auf Deutschlandbesuch bei seiner Nichte Isabel Höbel in Köln und sehr erfreut, als er erfuhr, dass sich die gesuchte Buchhandschrift in unserem Bestand befindet. Gerne machte die Familie sich auf den Weg nach Münster.
Joey de la Concepcion (Mitte, mit Ehefrau Joyce im Hintergrund) und Isabel Sucgang-Höbel (rechts, mit Ehemann Willi Höbel links) konnten die Buchhandschrift im Handschriftenlesesaal einsehen. Zu ihrer großen Überraschung präsentierten wir ihnen außerdem ein Album mit Fotos aus der Zeit der Südseemission der deutschen Kapuziner (ca. 1900 bis 1918) und herrlich farbige Autochrome, die sich ebenfalls in der Sammlung Kapuzinermission befinden.
Es grenzt an ein Wunder, dass diese wertvollen Dokumente die Zeit des ersten Weltkriegs, den langen Weg aus der Südsee nach Münster und die Bombardierung und Zerstörung Münsters im zweiten Weltkrieg überstanden haben.