Erstes in Münster gedrucktes Buch erschien vor 530 Jahren

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Das erste in Münster gedruckte Buch ist eine Schulkomödie - und ein frühes Zeugnis des Humanismus: Vor 530 Jahren, am 31. Oktober 1485, erschien das erste in Münster, ja, das erste in Westfalen gedruckte Buch, „Codrus“ oder "Comedia Codri". Es handelt sich um ein schmales Bändchen, nur wenige Lagen stark. Diese Inkunabel ist eine lateinische Schulkomödie über einen dummen Lateinlehrer im 15. Jahrhundert.

Nur zwei Exemplare dieses Druckes haben sich erhalten, eines befindet sich in der Universitäts- und Landesbibliothek Münster, das andere in der Stadtbibliothek Dortmund. Das Buch ist als Zeugnis frühen humanistischen Denkens in Münster von herausragender geistesgeschichtlicher Bedeutung.

Der Verfasser der "Comedia Codri" ist Johannes Kerckmeister, Leiter der damaligen Domschule, gedruckt wurde sie von Johannes Limburg aus Aachen. Johannes Kerckmeister schrieb zu Lebzeiten des Domherrn Rudolf von Langen (1438-1519), der als erster bedeutender Humanist in Westfalen angesehen wird und von dem ein nachhaltiger Einfluss auf den Humanismus in Münster ausging.

Das Werk ist eine lateinische Schulkomödie. Johannes Kerckmeister schrieb sie, weil er mit der althergebrachten mittelalterlichen Form und den Inhalten des Lateinunterrichts nicht zufrieden war. Stattdessen wollte er die moderne Unterrichtsform, die aus Italien kam, einführen. Das Stück entstand in der Phase des Umbruchs vom traditionellen mittelalterlichen zum neuen humanistischen Denken. Es zeigt, dass schon zu dieser frühen Zeit auch in Münster der Humanismus Fuß gefasst hatte.

Geschildert wird die Geschichte eines alten Latein-Lehrers, des "Codrus" (lat. "der Dumme"), der sich aus seiner kleinen Dorfschule aufgemacht hat, um sein Wissen durch das Studium der Logik an der Universität zu Köln zu erweitern. Seine Schüler haben den Unterricht in Scharen verlassen und sich Lehrern zugewandt, die neue humanistische Bildungsinhalte vermitteln: Statt Grammatikpauken rückt die Lektüre der antiken lateinischen Autoren in den Mittelpunkt. In Köln fällt Codrus ausgelassenen und sprachlich versierten Studenten in die Hände, die von den neuen Bildungsideen begeistert sind, seine Rückständigkeit erkennen und sich auf vielfältige Weise über sein rustikales spätmittelalterliches Latein lustig machen. In scherzhafter Weise wird er zum "Bakkalaureus in der Grammatik" promoviert und kehrt stolz mit einer fiktiven Promotionsurkunde in sein Dorf zurück, hinzugelernt hat er jedoch nichts.

Manches bleibt jedoch unklar: Ob die Komödie jemals aufgeführt worden ist, wissen wir leider nicht. Unklar bleibt auch die Rezeption des Stückes. Immerhin liegt der "Codrus" seit 2011 transkribiert, übersetzt und kommentiert (von Elmar Rickert) sowie mit einem Faksimile des Münsteraner Originaldrucks vor.