„Hermann Löns, die Heide brennt!“

wird heutzutage von etlichen Fußballfans - nennen wir es mal - gesungen. Die Wenigsten denken dabei wohl auch an die historische Persönlichkeit, den Dichter und Schriftsteller Hermann Löns (1866-1914), auf dessen 150. Geburtstag am 29. August 2016 wir hinweisen möchten.

Einen Teil seiner Jugend- und Studentenjahre verbrachte der in Westpreußen geborene Hermann Löns in Münster, nachdem sein Vater 1884 als Lehrer an das Gymnasium Paulinum versetzt worden war. Die Familie wohnte u.a. in der Johanniter-Kommende, dort war in den 1930er Jahren zeitweise Münsters Drei-Frauen-Museum (Annette von Droste-Hülshoff, Amalie von Gallitzin und Elisabeth Ney) untergebracht. Prof. Max Apffelstaedt plante die Errichtung einer Gedenkstätte für den „Heidedichter“ in der ehemaligen Löns-Wohnung der Kommende.

Löns und Apffelstaedt 1889
Löns und Apffelstaedt 1889
© ULB

Als Freund und Förderer von Hermann Löns korrespondierte Apffelstaedt nach dessen Tod mit Löns-Bekannten und -verwandten, auf der Suche nach Informationen für eine Biografie und Ausstellungsobjekten für sein zukünftiges Museum. Von Fotografien der Vorfahren bis hin zu künstlerischen Arbeiten der Löns-Schwester Elsbeth Buedel, alles wurde gesammelt. Was ihm nicht geschenkt wurde, versuchte er käuflich zu erwerben. Dokumente, die er nicht im Original bekommen konnte, wurden ggf. fotografiert. Viele seiner gesammelten Objekte (darunter auch Möbel) wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört, ebenfalls die Wohnräume der Johanniter-Kommende. Max Apffelstaedt starb 1950, mit ihm die Idee eines Löns-Museums in Münster.

Mit dem Nachlass Apffelstaedt gelangten einige der erhaltenen Dokumente in den Besitz der ULB Münster und wurden mit weiteren Erwerbungen in einer eigenen Sammlung Löns zusammengefasst. Diese Briefe, Werkmanuskripte und Lebensdokumente (darunter auch Fotos) bezeugen das turbulent-tragische Leben eines Getriebenen - zwischen Alkohol- und Arbeitsexzessen, (Natur-)Liebe und Gewaltausbrüchen, heute würde man das vielleicht als Borderline-Syndrom bezeichnen, - und natürlich auch weitere Beziehungen des „Heidedichters“ zu Münster.

So war Hermann Löns als naturwissenschaftlich Forschender mit Hermann Landois und Fritz Westhoff befreundet. Zu seinen langjährigen Freunden gehörte auch Jans Rödiger, Jäger wie Löns und u.a. Verfasser von Zeitungsartikeln. Die Sängerin und Schriftstellerin Hedwig Kiesekamp dagegen wollte ihn in ihrem literarischen Zirkel nicht empfangen (wie Apffelstaedt schrieb), Löns wilder Lebenswandel konvenierte nicht. Seine Sauftouren waren wohl Stadtgespräch.
Zitat aus Martina Meißners „Hochschädlich Trüncke“:
Sehr beliebt war auch die Gaststätte „Mutter Birken“, die von einer resoluten Wirtin gemanagt wurde. Hier hatte Hermann Löns in den Jahren 1889 und 1890 einen Stammplatz an der Theke. Der verehrte Heimatdichter muss einen starken Eindruck hinterlassen haben. So soll Mutter Birken jedes Mal wenn Hermann Löns auftauchte, gerufen haben:
„Tu das Kind raus, der versoffene Student kommt!“

Lisa und Dettmer Löns
Lisa und Dettmer Löns
© ULB

In Münster lernte Hermann Löns 1889 auch seine erste Ehefrau kennen, die Kellnerin Elisabeth Erbeck. Dieser Umgang führte zu einem weiteren Zerwürfnis mit seinem überstrengen Vater, der den aufregenden Lebenswandel seines Ältesten und die Beziehung zu dieser bereits geschieden Frau missbilligte. Lisa Hausmann-Löns (1871-1955) , Ehefrau Nummer zwei, zog nach der endgültigen Trennung von Hermann Löns (1911) mit ihrem behinderten Sohn Dettmer zu ihrer Schwägerin Elsbeth nach Münster, wo sie jahrelang eine Pension betrieb, um für sich und ihren Sohn sorgen zu können. Hermann Löns konnte es nicht.

Zu seinen bevorzugten Wirtshäusern gehörte übrigens auch der Heidekrug, bekanntes Ausflugsziel in Münsters Rieselfeldern.
Dort liest am 2. September 2016 ab 19.00 Uhr (Info und Voranmeldung ) der Autor Heinrich Thies aus seiner neuen Romanbiografie „Mein Herz gib wieder her“. In dieser Doppelbiografie wird sowohl über das Leben von Hermann Löns erzählt, als auch der Lebensweg von Lisa Hausmann-Löns beschrieben, die als Frauenrechtlerin, Übersetzerin und Autorin dem „Heidedichter“ etliche Ehejahre beruflich wie privat zur Seite stand und zu Unrecht in Vergessenheit geriet. Der insbesondere in der Nazizeit betriebene Löns-Kult war ihr ein Gräuel.