Geschichte und Bestand
Der größte Teil der ehemals auf mehr als 13.000 Bände geschätzten Bibliothek Landsberg-Velen wurde in den 1930-er Jahren veräußert. Der Bestand war im Wesentlichen durch die Zusammenführung dreier Adelsbibliotheken aus Wocklum, Velen und Gemen entstanden. Die Bibliotheken Wocklum und Velen waren alte Schlossbibliotheken, die durch laufenden Ankauf und durch Schenkungen einzelner Familienmitglieder zusammengetragen wurden. Die Anfänge der Bibliothek lassen sich bis auf Alexander von Velen (1599 - 1675) zurückverfolgen.
Die Bibliothek Gemen wurde erst durch den Grafen Friedrich v. Landsberg-Velen und Gemen (1815 - 1898) stärker ausgebaut. Durch den Ankauf ganzer Bibliotheken und Nachlässe wurde die Bibliothek ergänzt um die Bücher aus der Sammlung des Adelsklubs in Münster im Jahre 1809, Bücher aus der 1821 versteigerten Sammlung zur Mühlen, Werken aus der Schellenberger Bibliothek sowie aus den Sammlungen Koops in Arnsberg und des Vikars Roers. Die Bibliothek enthielt ebenfalls die naturwissenschaftliche Spezialbibliothek des Engelbert von Landsberg-Drensteinfurt, unter anderem Mitarbeiter des Lexikographen Ersch.
Die Bestände ergänzten sich insofern, als in Wocklum der Schwerpunkt auf der ältesten Zeit, der lateinischen Sprache und den Sammelgebieten Recht und Theologie lag, Velen Literatur, auch vor allem der französischen Sprache, und Naturwissenschaften beisteuern konnte und Gemen in der Hauptsache das 19. Jahrhundert sammelte. Es handelte sich somit um eine wissenschaftlich bedeutsame Adelsbibliothek mit einer historisch hohen Aussagekraft über die Bildungsintentionen und die Informationsbeschaffung einer politisch und sozialen Führungsschicht.
Mit den heute noch vorhandenen 474 Bänden - immerhin noch 22 Inkunabeln und mehr als 50 Bände des 15./16. Jahrhunderts, darunter zum Beispiel das äußerst rare "Livre de l'art de faulconnerie" von Jean de Franchières - gedruckt in Paris von Pierre Sergent ca. 1531 - enthält die Restbibliothek der Familie von Landsberg-Velen in Wocklum (Stadt Balve) noch die Spuren einstiger Bedeutsamkeit. Dass jetzt die Bestände mit Hilfe moderner EDV-Technik erfasst wurden und nun überregional recherchierbar sind, ist der erfolgreichen Zusammenarbeit des Freiherrn von Landsberg-Velen und der "Abteilung Historische Bestände in Westfalen" der Unversitäts- und Landesbibliothek Münster zu verdanken.
Nach abschließenden Gesprächen im Frühjahr 1995 konnte der Bestand unter Denkmalschutz gestellt und nach Abschluss der im Haus der Universitäts- und Landesbilbiothek durchgeführten Systematisierungs- und Katalogisierungsarbeiten im Frühjahr 1997 so einem breiten wissenschaftlichen Publikum zugänglich gemacht werden.