Jesuitenbibliothek
Die Buchbestände des ehemaligen Jesuitenkollegs in Münster, das 1588 im Zug der Gegenreformation gegründet wurde, sind heute – weil sie als Kern der heutigen Bibliothek gelten – als geschlossene Sammlung im Rara-Magazin zusammengefasst. Ihr Inkunabelanteil befindet sich bei den übrigen Inkunabeln im Handschriftenmagazin. Es handelt sich dabei um insgesamt ca. 1.000 Bände, die – rekonstruierbar durch ein rotes Signaturfeld mit weißer Schrift auf dem Buchrücken oder durch einen handschriftlichen Besitzeintrag "Collegii societatis Jesu Monasteriensis", teilweise mit Erwerbungsjahr – zwischen der Gründung der Kollegs 1588 und der Aufhebung des Ordens 1773 in die Kollegbibliothek gelangten. Ein Katalog aus der Jesuitenzeit ist nicht überliefert.
Die starken Kriegsverluste der Bibliothek haben den Bestand der Jesuitenbibliothek von ca. 10.000 Bänden um 1770 auf heute ca. 1.000 Bände dezimiert.
Es sind nur noch vier größere fachliche Komplexe übriggeblieben:
- Theologie mit einem Exemplar des sogenannten "Dezember-Testamentes" von 1522, mit Schriften des Johannes Tauler, Thomas von Kempen, Ignatius von Loyola, Franz von Sales und Nikolaus von Kues
- Mathematik und Astronomie: Vor allem mathematische Elementarbücher für den Schulunterricht am Gymnasium Paulinum, dazu astronomische Werke von Athanasius Kircher, Johannes Kepler und Isaak Newton
- Philosophie: Werkausgaben von Francis Bacon, Descartes und philosophische Einführungen für Kurse am Gymnasium und im Kolleg
- lateinische Autor*innen des Mittelalters und der Neuzeit.
Splitter von historischer Literatur haben sich erhalten in Bezug auf Belgien, Flandern und Friesland (
Der Anteil an Werken eigener Ordensautoren ist relativ hoch. Chronologisch teilt sich der Bestand folgendermaßen auf: 15. Jahrhundert 44 Bände, 16. Jahrhundert ca. 200 Bände, 17. Jahrhundert ca. 550 Bände, 18. Jahrhundert 160 Bände. Die restlichen Bücher sind nicht genau zu datieren. Die Sprache ist durchweg Latein.
Bei den Inkunabeln handelt es sich vielfach um Sammelbände mit antiken Autor*innen wie Cicero, Vergil, Ovid, Terenz, Seneca, Juvenal und Vitruv; dazu die Kirchenväter Hieronymus und Gregorius.