Nachlass Nanda Herbermann
Zur Person
*29.12.1903 in Münster
† 02. 08.1979 in Beelen
Die aus einer katholischen, tiefreligiösen Familie stammende Maria Fernanda Herbermann absolvierte eine Höhere Töchterschule bevor sie sich an der Universität Münster als Gasthörerin für Kunstgeschichte und Literatur einschrieb. Nach einer Buchhandelsausbildung arbeitete sie als Privatsekretärin bei dem Jesuitenpater Friedrich Muckermann, für dessen Monatsschrift Der Gral (1921-1937) sie nicht nur das Redaktions- und Korrespondenzbüro betreute, sondern auch viele (u.a. regimekritische) Artikel verfasste. Als Muckermann 1934 in die Niederlande floh um einer drohenden Verhaftung durch die Gestapo zu entgehen, war Nanda Herbermann in Münster allein für die Redaktion des Gral verantwortlich.
Die Regimekritikerin wurde verdächtigt als Mittlerin zwischen dem Exilanten Friedrich Muckermann und dem damaligen Bischof von Münster Clemens August von Galen zu arbeiten. Aufgrund fehlender Beweise verhaftete man sie am 04.02.1941 unter fadenscheinigen Anschuldigungen. Nach Verhören und Einzelhaft in Münster wurde Nanda Herbermann im August 1941 in das Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück überstellt, wo sie als Blockälteste einer Baracke mit Prostituierten vorstand. Nach Intervention ihrer Familie kam sie im März 1943 frei.
Nanda Herbermann lebte auch nach Ende des 2. Weltkriegs in Münster. Sie arbeitete als Schriftstellerin und Autorin von Zeitungs- und Zeitschriftenartikeln und als Vorsitzende des Anerkennungsausschusses für Politische, Rassische und Religiös Verfolgte.
Mit Der gesegnete Abgrund. Schutzhäftling Nr. 6582 im Frauenkonzentrationslager Ravensbrück veröffentlichte sie im Nachkriegsdeutschland einen der ersten biographischen Berichte aus einem Konzentrationslager.
Sie erhielt als eine der ersten Frauen in der Bundesrepublik das Bundesverdienstkreuz.