Nachlass Heinrich Kipp
Einst viel gespielt, heute vergessen.
Einst viel gespielt, heute vergessen.
* 19.11.1881 in Lengerich-Schollbruch
† 10.05.1978 in Bremen
Heinrich Kipp wuchs zusammen mit vier Geschwistern in Schollbruch bei Lengerich auf. Sein Vater war dort als Lehrer angestellt, die Familie wohnte im Schulhaus. Lehrer Friedrich Kipp vermittelte seinen Kindern schon früh die Neigung zu Musik und Poesie.
Nach Abschluss der Schollbrucher Grundschule besuchte Heinrich Kipp die Rektoratsschule in Lengerich. Es folgte eine Vorbereitung zur Lehrerausbildung an der Präparanden-Anstalt in Melle. Hier veröffentlichte er bereits 1900 sein erstes Buch Erinnerungen – Gedicht (Selbstverlag). Nach der Abschlussprüfung am Lehrerseminar in Gütersloh fand Heinrich Kipp 1905 eine Anstellung in Buer-Resse (heute Gelsenkirchen-Resse), wo er sich auch als Organist und Chorleiter betätigte und mit Kompositionen beschäftigte.
1909 zog es den abenteuerlustigen Kipp nach China. Er übernahm die Leitung einer deutschen Schule in Qingdao (Tsingtau, 1898–1919 Deutsche Kolonie Kiautschou) und leitete dort einen Männerchor von Mitarbeitern der Schantung Eisenbahn-Gesellschaft. Nach der Rückkehr in die Heimat lernte er in Lengerich seine erste Frau Hedwig kennen. 1912 zogen beide nach Bremen, wo Heinrich Kipp eine Stelle als Lehrer, später Schulleiter, an der privaten Buurmann-Schule übernahm. Neben seiner Lehrtätigkeit schrieb Kipp für die Bremer Nachrichten Literatur- und Konzertkritiken. Zusammen mit dem Textdichter Walter Erwin Dietrich arbeitete er 1922 an einer Operette mit dem Titel Die Malerprinzess. Nach jahrelangen Hemmnissen konnte diese 1934 uraufgeführt werden. 1931 schrieb Heinrich Kipp seine zweite Operette Im Banne der Venus, an der auch sein Bruder Wilhelm mitwirkte. Kipps Kompositionen waren beliebt und wurden im Rundfunk gespielt.
Neben der Musik beschäftigte Heinrich Kipp sich auch mit gesellschaftskritischen und theosophischen Fragen. Seit 1913 veröffentlichte er Broschüren unter den Pseudonymen K.H. oder K. Heinz, die laut seinen Aussagen ab den 1930er Jahren von der Gestapo beschlagnahmt und vernichtet wurden.
Privat erlebte Heinrich Kipp etliche Schicksalsschläge. Seine erste Frau Hedwig starb 1915 an Tuberkulose, seine einzige Tochter Trude starb bereits mit 10 Jahren. Seine zweite Ehefrau, die Gesanglehrerin Emma Frühsorge verstarb 1935. 1936 heiratete Heinrich Kipp die Wienerin Karoline Kloss. Im zweiten Weltkrieg wurden sowohl die Buurmann-Schule als auch Kipps Wohnung inklusive viele seiner Kompositionen völlig zerstört. Trotzdem arbeitete Heinrich Kipp auch nach dem Krieg unermüdlich weiter als Komponist und Schriftsteller.
Der Nachlass Kipp wurde 2017 von Friedhelm Hilge an die Universitäts- und Landesbibliothek Münster übergeben. 16 Archivkapseln enthalten u.a. folgende Dokumente:
Der Nachlass ist durch eine Findliste erschlossen.
Hilge, Friedhelm: Einst viel gespielt, heute vergessen. Heinrich Kipp schrieb Operetten, Lieder und Orchesterwerke.
In: Unser Kreis, Jahrbuch für den Kreis Steinfurt. Steinfurt 2012, S. 50–53