Nachlass Wilhelm Stählin

Wilhelm Stählin
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Zur Person

* 24. September 1883 in Gunzenhausen
† 16. Dezember 1975 in Prien am Chiemsee

Wilhelm Stählin wirkte im 20. Jahrhundert, sowohl während des Ersten als auch des Zweiten Weltkrieges, als einflussreicher lutherischer Theologe, Theologieprofessor, Herausgeber und Bischof, Prediger und Vertreter der Liturgischen Bewegung.

Nach dem Theologiestudium in Erlangen, Rostock und Berlin und einer Zeit als Vikar und Hilfsgeistlicher in Bayern nahm Stählin in den Jahren 1914-1916 freiwillig als Feldgeistlicher am Ersten Weltkrieg teil. 1926 folgte er dem Ruf nach Münster an den Lehrstuhl für Praktische Theologie.

Stählin gehörte zu den Begründern und führenden Vertretern der Reformbewegungen des Berneuchener Kreises (1923) und der Evangelischen Michaelsbruderschaft (1931), die eine liturgische Erneuerung der protestantischen Kirche anstrebten. Nach 1933 war der Geistliche aktiv im Kirchenkampf als Mitglied der Bekennenden Kirche (mit den bekannten Vertretern Martin Niemöller, Dietrich Bonnhoefer und Karl Barth), die sich gegen die Gleichschaltung von Lehre und Organisation der Deutschen Evangelischen Kirche (DEK) in der Zeit des Nationalsozialismus wandte. 1941 zog sich Stählin allerdings wieder aus der Bekennenden Kirche zurück.

Nach Kriegsende wirkte er 1945-1951 als Bischof von Oldenburg. In dieser Zeit gründete Stählin unter anderem gemeinsam mit Lorenz Kardinal Jaeger den Ökumenischen Arbeitskreis evangelischer und katholischer Theologen (1946), der bis heute Grundlagenforschung für den ökumenischen Diskurs leistet. Als Verfasser von Predigthilfen entfaltet Stählin eine breite Wirkung bis ins 21. Jahrhundert.

1952 wurde ihm das Große Verdienstkreuz der BRD verliehen. Auch nach seinem Eintritt in den Ruhestand hielt Stählin als Professor für Praktische Theologie weiterhin Lehrveranstaltungen an der Universität Münster, wirkte als gefragter Referent in der gesamten Bundesrepublik Deutschland (u.a. auch im Rundfunk und im Fernsehen) und publizierte geistliche Literatur.

Zum Nachlass

Die Universitäts- und Landesbibliothek Münster übernahm den Nachlass Stählin im Jahre 2005 von der Evangelisch-Theologischen Fakultät.

Er umfasst 90 Kapseln und enthält u.a. folgende Dokumente:

  • Korrespondenzen, sowohl privater als auch beruflicher Art, z.B. Briefwechsel der Münsteraner Fakultät, Pfarrbriefe des Bischofs, Korrespondenz mit Mitgliedern der zahlreichen Arbeitskreise, denen Stählin angehörte, Korrespondenz mit Verlagen und kirchlichen Persönlichkeiten, etc.
  • Überaus vielseitige und zahlreiche Predigten, Rundfunkansprachen, Vorträge, Reden und Bibelarbeiten aus der gesamten Wirkperiode Stählins als Pfarrer, Feldgeistlicher, Bischof, Professor, Theologe, Herausgeber, Vertreter der Liturgischen Bewegung, etc.
  • Veröffentlichungen und Werkmanuskripte, Vorlesungen
  • Rezensionen zu seinen Werken
  • Dokumente zur Kirchenpolitik und -geschichte

Der Nachlass ist durch eine Findliste erschlossen.