Nachlass August Stramm
Zur Person
* 29. Juli 1874 in Münster
† 1. September 1915 in Grodek (Galizien)
August Stramm war einer der Begründer und wichtigsten Vertreter der expressionistischen Dichtung. Im zivilen Leben Postbeamter (mit der „berühmten“ Dissertation über das Welteinheitsporto Historische, kritische und finanzpolitische Untersuchungen über die Betriebspostgebührensätze des Weltpostvereins und ihre Grundlagen, Diss. Halle 1909), tut er sich zunächst durchaus schwer mit der Dichtung, vor allem durch Zweifel an sich selbst und seinem Können, aber auch durch die Ablehnung seiner eingereichten Schriften durch Verlage. Kurz vor dem Ersten Weltkrieg hat er endlich Erfolg, als sein Drama Sancta Susanna 1913 für die Zeitschrift Der Sturm angenommen und im Jahr darauf gedruckt wird (Vertonung im Jahre 1921 von niemand Geringerem als Paul Hindemith). Viele seiner Werke erscheinen allerdings erst posthum, da er im Jahre 1915 bei Gefechten an der Ostfront fällt und auf dem jüdischen Friedhof von Grodec beigesetzt wird. Nicht zufällig erscheint ein Nachruf auf ihn in der Zeitschrift Der Sturm, begründet im Jahre 1910 von Herwarth Walden.
Stramm löste seine Leidenschaft vom Trugbild der Erscheinungen und Assoziationen los und ballte reines Gefühl zu donnernden Ein-Worten, gewitternden Ein-Schlägen.
Was Autoren wie Arno Holz bereits vorgezeichnet hatten, das wagte Stramm als einer der ersten: den entscheidenden Schritt zur Abstraktion, wie ihn Marinetti im Futurismus vollzog, Kandinsky für die Malerei und Schönberg für die Musik.
Er ist für die deutsche Literatur das, was Wassily Kandinsky für die Malerei und Arnold Schönberg in der Musik war: Der Erfinder der Abstraktion.
August Stramm ist einer der einflussreichsten Schriftsteller aus Westfalen. Ein Avantgardist und sprachlicher Grenzgänger von ungeheurere Innovationskraft.
