Teilnachlass Friedrich Philippi
Zur Person
* 14. Juli 1853 in Elberfeld
† 26. April 1930 in Münster
Gustav Friedrich Dettmar Philippi, Sohn des Elberfelder Landgerichtspräsidenten Johann Friedrich Hector Philippi, trat nach einem breit gefächerten Studium (Geschichte, Kunstgeschichte, Archäologie, historische Hilfswissenschaften) in Bonn und Halle, das er mit der Dissertation De Tabula Peutingeriana – Die Peutingersche Tafel, eine alte römische Militärkarte mit dem Wegenetz von Spanien bis Indien abschloss, in den preußischen Archivdienst ein.
Während seiner ersten Jahre am Staatsarchiv in Münster (1876-1879) wurde Philippi Mitglied im Historischen Verein, dort hielt er erste Vorträge. 1878 wurde er in die Kommission zur Erforschung der Kunst-, Geschichts- und Naturdenkmäler Westfalens aufgenommen. Archivleiter Roger Wilmans konnte 1879 Philippis Versetzung nach Marburg nicht verhindern, wo man ihm später ein ausschließliches Interesse an der westfälischen Geschichte attestierte.
Nach Wilmans Tod wurde Philippi im April 1881 zurück nach Münster versetzt. Von April 1882 bis Januar 1883 begab er sich anlässlich des Projektes Kaiserurkunden in Abbildungen auf eine ausgedehnte Forschungsreise (Deutschland, Schweiz, Italien und Österreich). Während dieser Reise untersuchte Philippi ca. 800 Urkunden der Reichskanzlei des Stauferkaisers Friedrich II. und dessen Nachfolgern und begründete seinen Ruf als Wissenschaftler über Westfalen hinaus. Friedrich Philippi nahm rege am gesellschaftlichen Leben der Stadt Münster teil. Er verkehrte sowohl in den gelehrten Kreisen der Professoren der münsterischen Akademie, als auch in Militär- und Verwaltungskreisen. Befreundet oder bekannt war er u.a. mit Julius Smend (evangelischer Theologe) und Johann Wilhelm Hittorf (Naturwissenschaftler), aber auch mit Max Wilhelm Steinkopff, dem Leiter der Provinzialsteuerdirektion, mit dessen Tochter Mathilde er sich 1885 verlobte.
Einer Versetzung an das Geheime Staatsarchiv in Berlin (1885), wo er sich wie auch in Marburg nicht besonders wohl fühlte, folgte kurz nach der Eheschließung mit Mathilde Steinkopff (Juni 1886) die Versetzung nach Stettin (Oktober 1886). Das dortige Staatsarchiv wurde von Gottfried von Bülow geleitet. Große Bekanntheit erlangte Philippi als ihm 1886 die zweifelsfreie Identifikation des Cappenberger Barbarossakopfes als Porträtbüste des Stauferkaisers Friedrich I. gelang.
Von 1888 bis 1897 leitete Friedrich Philippi das Staatsarchivs Osnabrück. Er wurde Mitglied im Osnabrücker Verein für Geschichte und - unter der Leitung von Gustav Stüwe - dessen stellvertretender Vorsitzender. Am 19.3.1896 war er Gründungsmitglied der Historischen Kommission für Westfalen, der er von 1899 bis 1908 vorsaß. Von 1897 bis zu seiner Pensionierung (1921) leitete Philippi das Staatsarchiv Münster. Als Vorsitzender der Altertumskommission für Westfalen (1899-1903) war er u.a. mit der Leitung der Ausgrabungen des Römerlagerlagers in Haltern betraut. Am 18.06.1900 wurde Philippi zum ordentlichen Honorarprofessor an der Akademie Münster (spätere Universität) ernannt, 1923 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Juristischen Fakultät. Vorlesungen hielt er bis zum Wintersemester 1926/27.
Ab 1906 litt der umtriebige Philippi, von einigen als geborener Organisator und Moderator und als „Altmeister“ der westfälischen Geschichte bezeichnet, zunehmend unter Krankheiten und Erschöpfung und gab nach und nach seine Ämter auf. Ein Schlaganfall ließ ihn 1928 zu einem Pflegefall werden. Besonders schwer litt er unter dem Tod zweier Söhne während des Ersten Weltkrieges und unter der Kapitulation Deutschlands am Kriegsende.
Das Familienarchiv Philippi befindet sich als Depositum im Landesarchiv NRW, Abteilung Westfalen in Münster.