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Open-Access-Woche 2022: „Open for Climate Justice“

Im Rah­men der jährlichen Inter­na­tion­al Open Access Week find­en im Okto­ber zahlre­iche nationale und inter­na­tionale Ver­anstal­tun­gen und Aktio­nen zum The­ma Offen­heit in der Wis­senschaft statt. Das diesjährige Mot­to lautet „Open for Cli­mate Jus­tice“ – „Offen für Klim­agerechtigkeit“.
Mit diesem Mot­to soll aus­drück­lich anerkan­nt wer­den, dass die Auswirkun­gen und Fol­gen der Kli­makrise weitre­ichend sind und „nicht gle­ich­mäßig oder gerecht zwis­chen Arm und Reich, Frauen und Män­nern sowie älteren und jün­geren Gen­er­a­tio­nen getra­gen wer­den“, wie die UNO fest­stellt. Ein Ungle­ichgewicht beste­ht darin, das „…Wis­sen über die Kli­makrise zu pro­duzieren, zu ver­bre­it­en und zu nutzen.“ Nur der offene Zugang zu Pub­lika­tio­nen und Forschungs­dat­en schafft einen gerecht­en Wis­sensaus­tausch.
Das diesjährige Mot­to soll die Verbindung und Zusam­me­nar­beit zwis­chen der Klimabe­we­gung und der inter­na­tionalen offe­nen Gemein­schaft fördern.

Die WWU Mün­ster engagiert sich seit Jahren erfol­gre­ich für den uneingeschränk­ten Zugang zu den Ergeb­nis­sen aus Wis­senschaft und Forschung. Davon zeu­gen nicht nur mehr als 9.100 Doku­mente auf dem uni­ver­sitären Pub­lika­tion­sserv­er mia­mi, die rund 670 über den Pub­lika­tions­fonds geförderten Artikel in Open-Access-Jour­nals oder die 275 in der Rei­he „Wis­senschaftliche Schriften der WWU Mün­ster“ erschiene­nen Bände, son­dern auch die vie­len anderen Bausteine aus dem umfan­gre­ichen Ange­bot zum wis­senschaftlichen Pub­lizieren gemäß der Open-Access-Idee.

Während der Open-Access-Woche informiert die ULB in ein­er Rei­he täglich­er Online-Beiträge über die OA-Ange­bote an der WWU und über alles Weit­ere, das man zu Open Access wis­sen muss. Nach zwei Jahren Pause find­et zudem eine kleine Ausstel­lung aus­gewählter Pub­lika­tio­nen der Rei­he „Wis­senschaftliche Schriften der WWU Mün­ster“ im Foy­er der Zen­tral­bib­lio­thek statt. Zudem informieren auch Fly­er und Poster über Open Access an der WWU.

Weit­ere Infor­ma­tio­nen zur Inter­na­tion­al Open Access Week find­en Sie unter openaccessweek.org. Der offizielle Twit­ter-Hash­tag für die Woche lautet #OAWeek.

» Infor­ma­tio­nen der ULB Mün­ster zu Open Access

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Kennen Sie schon … das Shelley-Godwin Archive?

Das Archiv sam­melt Mate­ri­alien der Fam­i­lie um Per­cy Bysshe Shel­ley und Mary Woll­stonecraft Shel­ley:

The Shel­ley-God­win Archive pro­vides the dig­i­tized man­u­scripts of Per­cy Bysshe Shel­ley, Mary Woll­stonecraft Shel­ley, William God­win, and Mary Woll­stonecraft, aim­ing to unite online for the first time the wide­ly dis­persed hand­writ­ten lega­cy of this unique­ly gift­ed fam­i­ly of writ­ers, and there­by doc­u­ment their works, life, and thought, includ­ing the devel­op­ment of many out­stand­ing pieces of Eng­lish lit­er­a­ture and polit­i­cal phi­los­o­phy.

The result of a part­ner­ship between the New York Pub­lic Library and the Mary­land Insti­tute for Tech­nol­o­gy in the Human­i­ties, in coop­er­a­tion with Oxford’s Bodleian Library, the S‑GA also includes key con­tri­bu­tions from the Hunt­ing­ton Library, the British Library, the Houghton Library, and the Vic­to­ria and Albert Muse­um. In total, these part­ner libraries con­tain over 90% of all known rel­e­vant man­u­scripts.

In the ini­tial phas­es of the project, we are most inter­est­ed in pro­vid­ing open and cen­tral­ized access for the wide­ly dis­trib­uted man­u­scripts, mak­ing them view­able as pages both in the order in which they appear in the man­u­script and in the lin­ear sequence in which they appear in the work. The man­u­script note­books of Per­cy Shel­ley, in par­tic­u­lar, are gen­er­al­ly filled with a vari­ety of mate­r­i­al, with the drafts of indi­vid­ual poems scat­tered through­out on any avail­able pages. While there is much valu­able infor­ma­tion to be gained by view­ing these pages in their note­book order, being able to see in sequence all of the pages belong­ing to a par­tic­u­lar work is also extreme­ly valu­able. Over time, we hope to present all known man­u­scripts for any giv­en work of our four authors. Thus, for exam­ple, we will be unit­ing the fair copy of Prometheus Unbound with all of the known drafts for the poem, with the drafts them­selves pre­sent­ed, as close­ly as pos­si­ble, both in the lin­ear sequence of the work and in the page sequence of the man­u­scripts in which they are found. Our “Explore the Archive” sec­tion presents users with the choice of access­ing page images in the form of man­u­scripts or works.

http://shelleygodwinarchive.org/about/

Man kann am Archiv stöbern; die Suche wird zurzeit über­ar­beit­et.
Zum Ein­stieg emp­fiehlt sich die Über­sicht „Using the Archive“.

Screenshot aus dem Shelley-Godwin-Archiv: "Frankenstein Volume I Draft in Chapter Sequence" (http://shelleygodwinarchive.org/sc/oxford/frankenstein/volume/i/#/p1) (Stand 28.9.2022)
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Bayern2 radioWissen: „Glasnost und Perestrojka – Reformen mit unerwarteter Wirkung“

Logo Bayern2 bei Wikimedia Commons„Am 11. März 1985 wird Michail Gor­batschow zum Gen­er­alsekretär der Kom­mu­nis­tis­chen Partei der Sow­je­tu­nion gewählt. Gor­batschow begin­nt die Poli­tik des Umbaus – die Per­e­stroi­ka. Bis dahin stand die sow­jetis­che Wirtschaft streng unter kom­mu­nis­tis­ch­er Pla­nung – nun ver­sucht Gor­batschow es mit Ele­menten der Mark­twirtschaft. Ein Plan, der nicht zum Wohle der Sow­je­tu­nion aufge­ht, denn er öffnet per­sön­lich­er Bere­icherung Tür und Tor. Dem wach­senden Unmut in der Bevölkerung begeg­net Gor­batschow mit ein­er bis dahin undenkbaren Hal­tung: Er stellt Kri­tik, Offen­heit und Demokratie als Triebkräfte der Erneuerung in den Mit­telpunkt. Sie seien – sagt er – lebenswichtig für den Erfolg des Umbaus der Gesellschaft. Dieses Beken­nt­nis aus dem Jahr 1987 ist der Grund­stein für die Poli­tik von „Glas­nost“ und hat weit reichende Fol­gen. Stephan Laack erk­lärt „Glas­nost“ und „Per­e­stro­j­ka“ und schildert ihre Kon­se­quen­zen – das Ende der Sow­je­tu­nion.“ (BR, Stephan Laack)

Sie kön­nen die Sendung aus dem Jahr 2010, die zulet­zt am 1.9.2022 auf Bay­ern 2 lief, über die Seite des BR nach­hören oder als Audio­datei herun­ter­laden.

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Kennen Sie schon … die Odenser digitale Sammlung zu H. C. Andersen?

Screenshot eines Teils der Seite zu H.-C.-Andersen-Dossiers des Museums Odense (https://museumodense.dk/kategorier/h-c-andersen/) (Stand 27.9.2022)
Nur ein klein­er Teil der Dossiers des Muse­ums Odense zu HCA …

Im dänis­chen Odense, dem Geburt­sort von Hans Chris­t­ian Ander­sen, gibt es ein Muse­um, das dem Schrift­steller gewid­met ist: Das H.C. Ander­sens Hus.

Das Muse­um, das seit 1908 zum Stadt­mu­se­um Odense gehört und seit 2021 in einem architek­tonisch bemerkenswerten Neubau resi­diert, zeigt nicht nur inter­es­sante Ausstel­lung, son­dern es hat auch eine umfan­gre­iche Samm­lung von Manuskripten, Zeitungsauss­chnit­ten, Zeich­nun­gen und anderen Mate­ri­alien aufge­baut. Die bere­its dig­i­tal­isierten Doku­mente sowie Artikel aus Jahrbüch­ern und eige­nen Pub­lika­tio­nen zu Leben und Werk des Autors kön­nen über die Dig­i­tal­en Samm­lun­gen des Muse­ums in der Kat­e­gorie Kat­e­gorie „H.C. Ander­sen“ einge­se­hen wer­den. Aueßr­dem gibt es zu ver­schiede­nen The­men kleine Dossiers.

ent­deckt im Nordeu­ropa-Blog

Weit­ere Online-Ange­bote zu „HCA“, wie einge­fleis­chte Fans ihn nen­nen:

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Kennen Sie schon … den „European word translator“?

Dieses kleine Tool erstellt auf der Basis von Dat­en aus Google Trans­late Karten darüber, wie ein Wort in den Sprachen Europas lautet.

Für das Eich­hörnchen sieht das z.B. so aus:

Screenshot der Seite "European word translator" für das Beispielwort "squirrel"

Zu beacht­en ist dabei: Die Über­set­zun­gen aus Google Trans­late – die auf dem Stand von 2014 sind und lei­der nicht mehr aktu­al­isiert wer­den – kön­nen fehler­haft sein oder nicht-europäis­che Wörter ver­wen­den (z.B. aus dem brasil­ian­is­chen Por­tugiesisch), es wird jew­eils nur eine Über­set­zung je Wort angezeigt, Google Trans­late über­set­zt noch nicht in alle europäis­chen Sprachen, und wenn keine Über­set­zung für ein Wort zu find­en ist, wird das englis­che Wort angezeigt.

Trotz dieser Caveats kann das Tool vielle­icht als Anre­gung für kar­tographis­che Visu­al­isierung von Sprach­dat­en dienen – oder ein­fach für kleine Sprach­spiel­ereien. 🙂

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Kennen Sie schon … das „Kleine Lexikon: Krieg und Sprache“ der GfdS?

Die Gesellschaft für Deutsche Sprache hat anlässlich der Entwick­lung des Rus­s­land-Ukraine-Krieges im Früh­jahr 2022 eine Samm­lung begonnen, die mehr Wörter umfasst, als man vielle­icht erwarten würde:

Dass ein Wort wie »Hyper­schall­waffe« in ein Lexikon zu Sprache und Krieg gehört, scheint offen­sichtlich zu sein. Aber was haben die Wörter »hier« oder »Mit­fahrgele­gen­heit« damit zu tun? Sie zeigen, wie sich neue (oder bekan­nte) Wörter in das Zeit­ereig­nis des Krieges eingliedern und unsere Sprache prä­gen kön­nen. Wir wün­schen inter­es­sante Ein­sicht­en beim Erkun­den.

https://gfds.de/kleines-lexikon-krieg-und-sprache/

Die Samm­lung wird laufend erweit­ert. Die Redak­tion nimmt auch gerne Mel­dun­gen für Wörter ent­ge­gen, die einem im Zusam­men­hang mit dem Ukraine-Krieg auf­fäl­lig erscheinen, um sie mit aufzunehmen.

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WDR ZeitZeichen zu Mary Shelley

Logo WDR bei Wikimedia Commons„Der Roman „Franken­stein“ macht sie welt­berühmt. Die Schauergeschichte der englis­chen Schrift­stel­lerin Mary Shel­ley entste­ht in einem reg­ner­ischen Som­mer am Gen­fer See.
Als Tochter eines Philosophen und ein­er Frauen­recht­lerin wird Mary God­win in Lon­don geboren. Marys Mut­ter stirbt im Kind­bett. Die Tochter kom­pen­siert Trauer und Ein­samkeit durch die Lek­türe der Büch­er, die ihr der Vater hin­legt. „Book­ish“ nen­nt man das damals spöt­tisch: Mary ist eine Büch­ernär­rin, was nicht unbe­d­ingt ins Frauenide­al der Zeit passt.
Die Erziehung Marys ist standes­gemäß. Doch dann treten die englis­chen Roman­tik­er Lord Byron und Per­cy Bysshe Shel­ley in ihr Leben – mit dem ver­heirateten Shel­ley hat sie mehrere Kinder.

„Natür­liche Würde“ und „Bril­lanz“
Per­cy Shel­ley weiß, wie er die Träume junger, gebilde­ter Frauen ein­fängt. Er sieht blendend aus, schwärmt für die soziale Rev­o­lu­tion. Über Mary schreibt er: „Sie ist san­ft und zart, und den­noch zu glühen­der Empörung und Hass sehr wohl fähig. Wie bere­itwillig bekan­nte ich, dass sie mich an Orig­i­nal­ität, natür­lich­er Würde und Bril­lanz weit über­traf“

Die Geburt des „Franken­stein“
Die berühmteste Episode aus dem gemein­samen Leben des Paares und ihres Fre­un­deskreis­es spielt sich in Cologny am Gen­fer See ab: Als dort eine Gesellschaft um die Shel­leys und Byrons im reg­ner­ischen Som­mer 1816 ihre Abende mit der Erzäh­lung von Geschicht­en ver­bringt, trägt Mary die Geschichte vom „mod­er­nen Prometheus“ vor, der sie unter dem Titel „Franken­stein“ welt­berühmt machen wird.
In Marys Schauergeschichte flickt der Schweiz­er Wis­senschaftler Vic­tor Franken­stein aus men­schlichen Leichen­stück­en einen kün­stlichen Men­schen zusam­men, den er durch Elek­triz­ität belebt. Aber das erhoffte Pracht­stück hat einen Kun­st­fehler: Sein Schöpfer sieht in ihm ein Mon­ster – die fehlende Liebe des Dr. Franken­stein und der Gesellschaft lässt das Wesen dann auch tat­säch­lich zu einem mor­den­den Mon­ster wer­den.
1822 kommt Marys Mann bei einem Segelun­fall in Ital­ien ums Leben. Lord Byron ist bei der Trauerz­er­e­monie anwe­send, der Dichter und Fre­und. Der frühe Tod mit knapp 30 Jahren macht Per­cy Shel­ley zur Leg­ende – das Leben sein­er Frau Mary teilt er bru­tal in zwei Hälften.

Pub­lizistin und Roma­nau­torin
Shel­ley-Biografin Bar­bara Sichter­mann: „Und dann legte sie los und schrieb für Mag­a­zine, also sie arbeit­ete als Pub­lizistin für ganz gutes Geld. Ihr ‚Franken­stein‘ hat­te immer­hin eini­gen Wirbel gemacht, und die Ver­leger waren auf sie aufmerk­sam gewor­den.“ Als Witwe und allein­erziehende Mut­ter macht Mary Kar­riere und schreibt einen Roman nach dem anderen.
Ihr let­zter Liebes­di­enst für ihren ver­stor­be­nen Mann ist die Veröf­fentlichung sein­er Werke und Aufze­ich­nun­gen. Am Ende reist sie noch ein­mal auf den Spuren früher­er Glück­s­jahre in den Süden – eine zwiespältige Erfahrung. „Meine Erin­nerun­gen reißen mich in Stücke“, schreibt sie über diese Reise. 1851 stirbt Mary Shel­ley mit 53 Jahren.“

(WDR, Michael Struck-Schloen, David Rother)

Sie kön­nen die Sendung, die am 30.8.2022 in der Rei­he „ZeitZe­ichen“ lief, über die Seite des WDR nach­hören oder als Audio­datei herun­ter­laden.

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Buntes aus Westfalen: „heiner meyer“

In der Kat­e­gorie „Buntes aus West­falen“ bericht­en wir über (teils kuriose) Neuer­schei­n­un­gen, die wir als Lan­des­bib­lio­thek im Rah­men des Pflich­tex­em­plar­recht­es (das gibt es schon seit 1824!) als kosten­lose Belegex­em­plare aus west­fälis­chen Ver­la­gen und/oder Selb­stver­legern erhal­ten.

Aus dem Klap­pen­text:

In seinen Gemälden bedi­ent sich Hein­er Mey­er bei der triv­ialen Welt des Comics eben­so wie bei der schillern­den Welt des elitären Kon­sums. Stil-Iko­nen der Gegen­wart dominieren seine Bild­panora­men genau­so wie jene aus der Hol­ly­wood-Traum­fab­rik. Dabei nutzt Mey­er in seinen Bild­kom­po­si­tio­nen ein raf­finiertes Spiel aus Bildz­i­tat­en und ‑ver­weisen, die gle­ich­sam naht­los ineinan­der überzuge­hen scheinen und sich den­noch den Regeln der klas­sis­chen Bild­kom­po­si­tion bedi­enen. Bildz­i­tate und eigen­ständi­ge Bildele­mente ver­schmelzen zu ein­er neuen Ein­heit, aber oft­mals so pointiert über­spitzt, dass alles ins offenkundig Iro­nis­che kippt.

Die umfan­gre­iche Pub­lika­tion bietet auf annäh­ernd 400 Seit­en einen detail­lierten Ein­blick in Hein­er Mey­ers Schaf­fen und stellt neben Gemälden auch zahlre­iche skulp­turale Arbeit­en vor.

zum Buch im ULB-Kat­a­log­Plus
zum Buch auf der Ver­lags-Web­seite

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WDR ZeitZeichen zu Victor Klemperer

Logo WDR bei Wikimedia Commons„Seine All­t­agschronik der Nazi-Zeit zeigt, wie viel die Deutschen gewusst haben müssen. Der Holo­caust-Über­lebende Vic­tor Klem­per­er hat den Schreck­en Tag für Tag doku­men­tiert.
„Es kommt nicht auf die großen Sachen an, son­dern auf den All­t­ag der Tyran­nei, der vergessen wird.“
So lautet am 8. April 1944 der Tage­buchein­trag von Vic­tor Klem­per­er. „Tausend Mück­en­stiche sind schlim­mer als ein Schlag auf den Kopf. Ich beobachte, notiere die Mück­en­stiche.“
Der jüdis­che Roman­ist doku­men­tiert aus der Per­spek­tive eines Ver­fol­gten den All­t­ag im Nation­al­sozial­is­mus. Schon kurz nach der Machtüber­nahme von Adolf Hitler ist für Klem­per­er klar: „Alles, was ich für undeutsch gehal­ten habe, Bru­tal­ität, Ungerechtigkeit, Heuchelei, Massen­sug­ges­tion bis zur Besof­fen­heit, alles das flo­ri­ert hier.“

Mit Deutsch­land iden­ti­fiziert
Klem­per­er ist der Pro­to­typ des gebilde­ten assim­i­lierten Juden, der sich mit Deutsch­land iden­ti­fiziert. Geboren wird er am 9. Okto­ber 1881 in Lands­berg an der Warthe. Sein Vater ist dort Rab­bin­er. Vic­tor ist das jüng­ste von neun Kindern. Die Fam­i­lie ist der Mod­erne gegenüber aufgeschlossen, der Vater wird an die jüdis­che Refor­mge­meinde Berlin berufen.
Klem­per­er, der zum Protes­tantismus über­tritt, studiert Philoso­phie, Roman­is­tik und Ger­man­is­tik. Im Ersten Weltkrieg kämpft er als Frei­williger an der West­front. 1920 wird er Pro­fes­sor für Roman­is­tik an der Tech­nis­chen Hochschule Dres­den. Als Klem­per­er von den Nation­al­sozial­is­ten seines Amtes enthoben wird, bleibt er in Deutsch­land – trotz zunehmender Repres­salien.

Bombe­nan­griff als Ret­tung
Er wird aus seinem Haus ver­trieben, muss in ein „Juden­haus“ umziehen und wird zur Zwangsar­beit verurteilt. Obwohl es lebens­ge­fährlich ist, führt er weit­er­hin Tage­buch. Er darf wed­er Papi­er noch Schreibzeug besitzen. Fünf let­zte Bleis­tifte ver­steckt er an fünf Orten. Seine Frau Eva schmuggelt die Papiere zu Fre­un­den, die sie ver­wahren.
Als am 13. Feb­ru­ar 1945 Bomben auf Dres­den fall­en, ist das die Ret­tung für Klem­per­er und seine Frau. Sie kön­nen vor der dro­hen­den Depor­ta­tion fliehen und sich in Bay­ern ver­steck­en. Nach dem Ende des Zweit­en Weltkrieges kehren die bei­den zurück nach Dres­den. Klem­per­er begin­nt, wieder zu lehren. In der DDR wird er SED-Mit­glied und Abge­ord­neter der Volk­skam­mer.

„Zeug­nis able­gen“
Vic­tor Klem­per­er stirbt am 11. Feb­ru­ar 1960 in Dres­den. Seine Tage­büch­er der Nazi-Zeit erscheinen posthum 1995 unter dem Titel „ich will Zeug­nis able­gen bis zum let­zten“.
Der 2012 ver­stor­bene Her­aus­ge­ber Wal­ter Nowo­js­ki ist sich sich­er: „Der Satz, der noch nie stimmte, ‚wir haben alle nichts gewusst‘, ist seit der Veröf­fentlichung der Tage­büch­er Vic­tor Klem­per­ers über­haupt nicht mehr möglich.““

(WDR, Almut Finck, Gesa Rünker)

Sie kön­nen die Sendung, die am 9.10.2021 in der Rei­he „ZeitZe­ichen“ lief, über die Seite des WDR nach­hören oder als Audio­datei herun­ter­laden.

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WDR ZeitZeichen zur letzte Asienexpedition von Sven Hedin

Logo WDR bei Wikimedia Commons„Sven Hedin ist ein beg­nade­ter Erzäh­ler und Ver­mark­ter sein­er Asien-Expe­di­tio­nen. Zugle­ich steckt der schwedis­che Aben­teur­er voller Wider­sprüche. Er ist ein erfol­gre­ich­er Wis­senschaftler, Best­seller-Autor – und Anhänger von Adolf Hitler.
Mit 15 Jahren ste­ht Sven Hedin am Hafen­beck­en in Stock­holm, um Adolf Erik Nor­den­skiöld zu emp­fan­gen. Der schwedis­che Polar­forsch­er hat­te kurz zuvor als erster Men­sch die Nor­dost-Pas­sage durch­fahren und wird bei sein­er Rück­kehr von ein­er jubel­nden Menge begrüßt.
„Die ganze Stadt war illu­miniert“, erin­nert sich Hedin später. „Mein ganzes Leben lang werde ich an diesen Tag zurück­denken; er wurde entschei­dend für meinen kün­fti­gen Weg. ‚So will ich auch einst heimkom­men‘, dachte ich.“
Um auch auf ruhm­re­iche Expe­di­tio­nen gehen zu kön­nen, studiert der am 19. Feb­ru­ar 1865 geborene Hedin zunächst Geografie in Stock­holm, Upp­sala und in Berlin bei Fer­di­nand von Richthofen. Schon in der Aus­bil­dung untern­immt Hedin erste Reisen, unter anderem mit ein­er Gesandtschaft des schwedis­chen Königs zum Schah von Per­sien.

Das Fiasko in der Tak­la­makan-Wüste
Nach dem Studi­um ver­fol­gt Hedin eigene Reise­pläne. Im April 1895 will er die zweit­größte Sand­wüste der Erde, die Tak­la­makan, durch­queren. Doch die Hitze wird schnell unerträglich. Erst ster­ben die Tiere, dann die Men­schen. Nur Hedin und ein Begleit­er – dem er seinen Erzäh­lun­gen zufolge helden­haft das Leben ret­tet – kehren zurück.
Den­noch macht ihn die Reise zu einem berühmten Mann. Bis zum Aus­bruch des Ersten Weltkriegs fol­gen zwei weit­ere, bess­er geplante mehrjährige Expe­di­tio­nen nach Zen­tralasien. Im zweit­en Anlauf gelingt Sven Hedin auch die Durch­querung der Tak­la­makan.

Die let­zte und größte Asienex­pe­di­tion
Nach jed­er Reise hält Hedin seine Erleb­nisse in pop­ulären Büch­ern fest. „Hedin hat immer dazu geneigt, sich im Nach­hinein zu kon­stru­ieren, um es eben für seine Pub­lika­tio­nen span­nen­der und inter­es­san­ter oder für seine Vorträge span­nend zu machen“, sagt die Bon­ner His­torik­erin Astrid Mehmel. „Wie dann die tat­säch­lich die Sit­u­a­tio­nen vor Ort waren, kann ich nicht beurteilen.“
Am 9. Mai 1927 bricht Sven Hedin zu sein­er let­zten und größten Asienex­pe­di­tion auf. 34 Diener und fast 300 Kamele tra­gen die Las­ten durch die Mon­golei, die Wüste Gobi und Westchi­na. Zum Reisetrupp gehören auch inter­na­tionale Archäolo­gen, Ethno­grafen, Geolo­gen, Zoolo­gen und Paläon­tolo­gen. Sven Hedin nen­nt sie stolz „die wan­dernde Uni­ver­sität“.
Als Sven Hedin nach acht Jahren wieder nach Europa zurück­kehrt, sind zahlre­iche weiße Fleck­en auf den Land­karten Asiens mit genauen Zeich­nun­gen aus­ge­füllt. Er ist nun ein berühmter Ent­deck­er und Wis­senschaftler – so wie er es sich mit 15 Jahren vorgenom­men hat­te.

Seite an Seite mit Adolf Hitler
Aber die poli­tis­chen Ver­hält­nisse haben sich verän­dert. Deutsch­land wird vom Führer regiert – und mit ihm sym­pa­thisiert Hedin offen. Seine Kol­le­gen sind fas­sungs­los und erk­lären ihn zur „Per­sona non gra­ta“, zur uner­wün­scht­en Per­son.
Nach dem Zweit­en Weltkrieg wird er wegen sein­er Nähe zu Nazi-Deutsch­land auch in sein­er schwedis­chen Heimat geächtet. Hedin zieht sich zurück, schreibt weit­er über seine Expe­di­tio­nen und stirbt am 26. Novem­ber 1952 im Alter von 87 Jahren.“
(WDR, Burkhard Hupe, Mat­ti Hesse)

Sie kön­nen die Sendung, die am 9.5.2022 in der Rei­he „ZeitZe­ichen“ lief, über die Seite des WDR nach­hören oder als Audio­datei herun­ter­laden.

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Podcast: Raubgut und Provenienzforschung in der Musikwissenschaft

Logo des Deutschlandfunks bei Wikimedia Commons
Logo des DLF bei Wiki­me­dia Com­mons

Prove­nien­z­forschung ist seit vie­len Jahren ein wichtiges The­ma in ver­schiede­nen Diszi­plinen — aus guten Grün­den auch ins­beson­dere die Prove­nien­z­forschung zu NS-Raubgut, also zu …

Objekte[n], die während der Zeit des Nation­al­sozial­is­mus auf­grund von
ras­sis­ch­er, poli­tis­ch­er, religiös­er oder weltan­schaulich­er Ver­fol­gung
ihren recht­mäßi­gen Eigentümer*innen ent­zo­gen wur­den.

Das Ziel der Prove­nien­z­forschung ist let­z­tendlich, diese Objek­te zu resti­tu­ieren, also den recht­mäßi­gen Besitzer*innen oder deren Erb*innen zurück­zugeben.

Neben Büch­ern und Kunst­werken wird auch der Prove­nienz von Musikin­stru­menten / Musikalien und der Iden­ti­fizierung von Raubgut unter diesen nachge­gan­gen.

Zu diesem The­ma wurde im Deutsch­land­funk der Mün­ster­an­er Musik­wis­senschaftler Prof. Dr. Michael Cus­todis inter­viewt — im Rah­men der Sendung „Musikjour­nal“ am 10. Okto­ber 2022.

Hier geht’s zum Pod­cast!

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Neu im Angebot: Ethnologue

Seit Sep­tem­ber 2022 ist die sprach­wis­senschaftliche Daten­bank „Eth­no­logue“ für unsere Nutzer:innen lizen­ziert.

It’s hard to find clar­i­ty in a sea of over 7,000 lan­guages.
With Eth­no­logue you can get the details right – and make wise deci­sions for your busi­ness, clients, or research.

https://www.ethnologue.com/about

Das Sam­mel­w­erk stellt zahlre­iche Infor­ma­tio­nen zu allen derzeit 7.151 noch leben­den Sprachen der Welt zusam­men, darunter z.B. Angaben zur Typolo­gie, Geo­gra­phie und Sozi­olo­gie der Sprachen und zu ihrem Gefährdungssta­tus.
Die dreis­tel­li­gen Codes der Sprachen, die die her­aus­gebende NGO SIL Inter­na­tion­al entwick­elt hat, sind in die ICO-Codes für Sprachen überge­gan­gen: Dabei ste­ht „fra“ z.B. für Franzö­sisch oder „icl“ für die isländis­che Gebär­den­sprache.

» zum Eth­no­logue in DBIS
» Wikipedia-Artikel zum Eth­no­logue
» Eth­no­logue bei Twit­ter und bei Face­book

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WDR-ZeitZeichen zu Margarete Buber-Neumann

Logo WDR bei Wikimedia Commons„Nach dem Zweit­en Weltkrieg prangerten west­deutsche Linke Mar­garete Buber-Neu­mann als von den USA gekaufte Lügner­in an. Sie woll­ten nicht glauben, dass sie vor ihrer fün­fjähri­gen Haft im KZ Ravens­brück auch den sow­jetis­chen Gulag über­lebt hat­te.
Mit ihrem zweit­en Ehe­mann, dem KPD-Funk­tionär Heinz Neu­mann, ver­schlug es die glühende Kom­mu­nistin Mar­garete Buber-Neu­mann auf der Flucht vor den Nazis 1936 nach Moskau. Stal­ins Säu­berungswahn traf auch sie. Ihr Ehe­mann ver­schwand spur­los, sie selb­st wurde zu Zwangsar­beit in Sibirien verurteilt.
Nach Abschluss des Hitler-Stal­in-Pak­ts liefer­ten die Sow­jets sie 1940 an Hitler-Deutsch­land aus, wo sie als „Poli­tis­che“ ins KZ kam. Die Fre­und­schaft zu Kafkas ein­stiger Gefährtin Mile­na Jesenká half ihr dort zu über­leben.
Nach ihrer Abkehr vom Kom­mu­nis­mus sorgte Mar­garete Buber-Neu­mann 1949 mit ihrem Erin­nerungs­buch „Als Gefan­gene bei Stal­in und Hitler“ für weltweites Auf­se­hen. Trotz aller Anfein­dun­gen führte sie ihren Kampf gegen den realex­istieren­den Sozial­is­mus weit­er – bis sie 1989, drei Tage vor dem Fall der Berlin­er Mauer, starb.“
(WDR, Christoph Vormweg, Ronald Feisel)

Sie kön­nen die Sendung, die am 6.11.2019 in der Rei­he „ZeitZe­ichen“ lief, über die Seite des WDR nach­hören oder als Audio­datei herun­ter­laden.

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Aus unseren Neuerwerbungen – Anglistik 2022.10

Impe­r­i­al para­dox­es: train­ing the sens­es and tast­ing the eigh­teenth cen­tu­ry
BuchcoverAt war for six­ty years, eigh­teenth-cen­tu­ry Britain and France expe­ri­enced demo­graph­ic, social, and eco­nom­ic exchanges despite their impe­r­i­al rival­ry. Para­dox­i­cal­ly, this rival­ry spurred their par­tic­i­pa­tion in sci­en­tif­ic and indus­tri­al devel­op­ments. Their shared inter­est in stan­dards of liv­ing and cul­tur­al prac­tices was fuelled by migra­tion and philo­soph­i­cal exchanges that rec­i­p­ro­cal­ly trans­mit­ted the val­ues of urban geog­ra­phy, med­i­cine, teach­ing, and the indus­tri­al and fine arts.
In Impe­r­i­al Para­dox­es Robert Mer­rett com­pares British and French lit­er­a­ture on those top­ics. He explains how food, wine, fash­ion, and tourism were chan­nels of inter­dis­ci­pli­nary rela­tions and shows why authors in both nations turned the notion of empire from com­mer­cial and mil­i­tary expan­sion into a metaphor for explor­ing self-knowl­edge and plea­sure. Although cog­ni­tive sci­ence has come to the fore only in the past two gen­er­a­tions, eigh­teenth-cen­tu­ry writ­ers test­ed prob­lems in the dual­ist and fac­ul­ty psy­chol­o­gy of West­ern ratio­nal­ism. Themes of embod­i­ment and embod­ied thought drawn from recent the­o­rists are applied through­out this book, along with dialec­tics and mod­els of the sens­es oper­at­ing togeth­er.
Impe­r­i­al Para­dox­es avoids the lim­i­ta­tions of strict chronol­o­gy, weav­ing togeth­er mul­ti­ple nar­ra­tives for a more com­plete pic­ture. Apply­ing major works in the fields of cog­ni­tive sci­ence, cog­ni­tive psy­chol­o­gy, and ped­a­gog­i­cal the­o­ry to prose, poet­ry, and dra­ma from the eigh­teenth cen­tu­ry, Mer­rett shows how atten­tion to eat­ing, drink­ing, dress­ing, and trav­el­ling gives impor­tant insights into indi­vid­ual lit­er­ary works and lit­er­ary his­to­ry.
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Women and Tem­po­ral­i­ty in Lit­er­a­ture and Cin­e­ma: Nego­ti­at­ing with Time­less­ness
BuchcoverWomen and Tem­po­ral­i­ty in Lit­er­a­ture and Cin­e­ma delves into the sub­ject of lit­er­ary and cin­e­mat­ic women char­ac­ters entrapped in tem­po­ral spaces and their pecu­liar com­mu­ni­ca­tion with vis­i­bil­i­ty, enclo­sure, space, and time in the con­text of sex­u­al and tem­po­ral dis­cord. It explores sub­jects such as youth, age­ing, remem­ber­ing, for­get­ting, and repeat­ing with­in the larg­er realm of gen­dered tem­po­ral­i­ties that are essen­tial­ly nuanced and affec­tive expe­ri­ences. Through­out, this book seeks to locate and spell out the dam­ag­ing as well as the heal­ing effects of tem­po­ral­i­ty upon women’s con­scious­ness.
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