Die Ursprünge
Die Pfarrei Ss. Cornelius und Cyprianus zu Metelen verwahrt in ihrer Stiftskammer einen umfangreichen Bestand an liturgischem Gerätschaften, Gewändern und eine alte Bibliothek. Die Sammlungsgegenstände gehen sämtlich auf das schon vermutlich 889 gegründete Kanonissenstift zurück, welches somit eines der ältesten in Westfalen ist. Nach Bestätigung der Privilegien durch Kaiser Otto III. im Jahre 993 entwickelte sich das Kloster und der dazugehörige Ort (locus Matellia) rasch. Später erfolgte der Übergang in ein Damenstift nach der Augustinerregel (vermutlich ca. 1130), spätestens seit 1494 war Metelen ein freiweltliches adeliges Damenstift.
Das 15. und 16. Jahrhundert war, trotz oder gerade wegen zahlreicher Umwälzungen, eine Blüteperiode in Metelen. Ausweislich der Visitationsprotokolle des Münsterischen Bischofs müssten wir freilich von einem eher düsteren Zeitalter ausgehen: Alle „nur erdenklichen Kombinationen altkirchlicher und reformatorischer Anschauungen“ fänden sich da, der Kenntnisstand der Geistlichen wird als erschreckend niedrig bezeichnet, nichteheliche Gemeinschaften des Klerus seien häufig. Auch Mischformen im liturgischen Alltag sollen häufig gewesen sein. So wird berichtet, dass Messen in deutscher Sprache gehalten wurden, dass die Kommunion den Stiftsdamen in beiderlei Gestalt gespendet wurde. Auch dürften die Täuferunruhen in Münster zahlreiche Bürger und Geistliche Metelens beeindruckt haben, nicht nur den namentlich bekannten Pfarrer Krechting, der zu den führenden Köpfen der Wiedertäufer zählte. Doch auch die Rekatholisierung und die katholischen Reformbestrebungen nach dem Konzil von Trient (1545-1563) fanden Widerhall im Westmünsterland. Die Bestimmungen sahen unter anderem vor, allein die Vulgata als verbindliche Bibelübersetzung zuzulassen.
Im Zuge der Säkularisation, die dem Reichsdeputationshauptschluss folgte, wurden alle geistlichen Territorien Westfalens aufgehoben und ihr Besitz auf weltliche Herrscher verteilt (angeblich, um Verluste auf dem linken Rheinufer wettzumachen). Für Metelen bedeutete dies, dass der Stiftsbesitz in die Hände des Reichsgrafen Salm-Krumbach (später Fürst von Salm-Horstmar) überging. Im Jahre 1806 wurde das Gebiet in das Großherzogtum Berg, 1810 dann direkt in das französische Staatsgebiet inkorporiert. Nach der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 wurde es zunächst provisorisch, nach dem Wiener Kongress 1815 dann endgültig preußisch. Die Stiftsdamen lebten nach 1803 noch einige Jahre in Metelen, bis sie im Jahre 1811 aufgrund eines napoleonischen Dekrets das Stift endgültig verlassen mussten. Bereits im Jahre 1805 war die letzte Äbtissin, Anna Elisabeth von Droste zu Hülshoff (Äbtissin von 1788-1805) verstorben.
Die Anfänge der Bibliothek liegen im Dunkeln, sichere Nachrichten über Bestandsaufbau und Bestandsvermehrung fehlen ebenso wie archivalische Hinweise auf Schenker, Donatoren oder sonstige Gönner. Zwar ist die Bibliothek nicht mehr sehr umfangreich, doch verfügt sie über eine dichte Überlieferung an Werken aus dem 16. Jahrhundert, außerdem über zwei spätmittelalterliche Handschriften. Die kulturelle Blüte Metelens in der Frühen Neuzeit wird auch manifest durch die Existenz einer Lateinschule (Erwähnung 1565/1570) und einer sog. Deutschen Schule (Erwähnung 1658).