Welt im Krieg + 1914 – 1918 + Krieg der Welten

Anlässlich der großen, weltweiten Retrospektiven und der riesigen Webprojekte, betreffend den 1. Weltkrieg, haben natürlich auch wir unsere Bestände durchforstet und möchten kurz auf unsere Nachlässe hinweisen.
Im Handschriftenmagazin der ULB Münster findet sich tatsächlich "Krieg" auf kleinstem Raum. So bescheiden unsere Sammlungen von Nachlassmaterialien auch sind, dokumentieren sie erstaunlicherweise das große Weltgeschehen rund um den 1. Weltkrieg - rund um den Globus.
Mangelnde Personal- und Sachmittel erschweren die vollständige Katalogisierung und Digitalisierung unserer Schätze, interessierte Benutzer sind jedoch zur Einsichtnahme nach Voranmeldung in unserem Handschriften-Lesesaal jederzeit herzlich willkommen.

Die Übersicht über unsere weltkriegsrelevanten Bestände beginnt in Vorkriegstagen mit dem deutschen Kaiserreich. Die

Sammlung Kaisertage in Münster

illustriert als Postkartensammlung den Besuch von Kaiser Wilhelm II. in Münster.
Vom 29. August bis 1. September 1907 war die westfälische Metropole auf den Beinen um den „Reisekaiser“ und uniformbesessenen Wilhelm zu feiern. Neben dem üblichen Empfangsgetöse mit Blaskapellen und Blumenbögen fanden natürlich eine "Kaiserparade" und militärische Übungen auf der Vennheide statt.
Die Sammlung ist in HANS erschlossen und digitalisiert.

Der Pomp, die Paraden und das große Säbelrasseln der Vorkriegszeit endeten auf riesigen Schlachtfeldern und in schlammigen Schützengräben.
In unserer

Sammlung Kriegsberichte

schildern Soldaten das Kriegsgeschehen – sozusagen live aus dem Schützengraben. Ihre Briefe in die Heimat wurden in der Kriegsnachrichten-Sammelstelle des VII. Armeekorps in Münster gesichtet, ausgewertet, abgeschrieben und zumindest in Teilen der Nachwelt erhalten.

Dass auch prominente Künstler das Los der unzähligen anonymen Soldaten teilten, die im Ersten Weltkrieg kämpften, verwundet wurden oder starben, illustriert der

Nachlass August Stramm

August Stramm, einer der Begründer und wichtigsten Vertreter der expressionistischen Dichtung in Deutschland, fand kurz vor dem Weltkrieg künstlerische Anerkennung. Sein Nachlass enthält Briefe von der Front und etliche Werkmanuskripte, die erst nach seinem Tod (Ostfront 1915) veröffentlicht wurden.
Der Nachlass ist in HANS erschlossen.

Neben diesen schriftlichen Darstellungen des Kriegsgeschehens finden sich in der

Sammlung Weltkrieg

bildliche Darstellungen aller Facetten des Krieges.
Der leidenschaftliche Kunstsammler Hanns Heeren widmete sich dem Thema Krieg und Kunst 1914 – 1918 und baute eine spektakuläre Sammlung von künstlerischen Arbeiten auf, die die Dramatik des Krieges und der Kämpfe illustrieren. Erweitert hat er die Sammlung u.a. durch Plakate, Lagerzeitungen, Flugblätter, Lebensmittelmarken und Notgeld bis in die Zeit des 2. Weltkriegs.

Dass der 1. Weltkrieg nicht nur Deutschland und Europa in Atem hielt, sondern auch große Auswirkungen in „Übersee“ hatte, dokumentiert die

Sammlung Kapuzinermission

Sie wird als Depositum der Deutschen Kapuzinerprovinz in der ULB aufbewahrt und erschlossen.
Die Kapuzinermission auf den Karolinen und Marianen war vom Vorkriegsgeschehen, dem Krieg und seine Folgen direkt betroffen. So gerieten auch „tropische Paradiese“ in den Sog weltweiter Kriegshandlungen und damit einhergehender Veränderungen.

Wie der Krieg in Übersee aufgenommen wurde und natürlich auch dort Einzelschicksale beeinflusste und das „Auslandsdeutschtum“ prägte, illustriert der

Nachlass Maria Kahle

Die münsterische Büroangestellte Maria Kahle erlebte in Brasilien den Ausbruch des Ersten Weltkriegs, der ihre Rückreise nach Europa verhinderte. Sie arbeitete als Journalistin und Auslandskorrespondentin für deutschsprachige Zeitungen in Brasilien und gelangte als Lyrikerin mit völkisch-rassistischer Tendenz und mit ihrem großen Einsatz für das Deutschtum und die Auslandsdeutschen zu einiger Bekanntheit. Diese nutzte sie später als Propagandistin für den Nationalsozialismus.

Die Folgen des Krieges für Deutschland und die Welt dokumentiert der

Nachlass Walther Schücking

Der Pazifist und Völkerrechtler Walther Schücking gehörte 1919 zu den sechs deutschen Hauptdelegierten bei den Versailler Friedensverhandlungen. Die Auseinandersetzung mit den Folgen des Krieges - nicht nur für Deutschland - beschäftigte ihn Zeit seines Lebens.

Abschließend findet sich in der

Sammlung Porträts A

eine Bilderschau (Postkarten, Zeitungsausschnitte u.a.) europäischer Fürsten- und Herrscherhäuser, die teilweise für die Kriegstragödie mitverantwortlich waren. In einem Zeitrahmen von ca. 1900 bis 1970 werden die engen Verwandtschaftsbeziehungen der hohen Häuser vor dem Krieg und der Niedergang etlicher Dynastien als Kriegsfolge dokumentiert.

Und nach dem „Weltenbrand“…

Karikatur Schöpper: Morgenluft 1980
© ULB