Nachlass Paul Krause
Zur Person
* 30.11.1871 in Glogau
† 07.05.1934 in Frücht bei Bad Ems
Paul Krause, Abkömmling einer alten schlesischen Bauern- und Handwerkerfamilie, absolvierte das Abitur am Matthiasgymnasium in Breslau. Es folgte ein Medizinstudium in München, Kiel, Bonn und Freiburg. Nach der Promotion (Kiel 1897), einer Assistenzzeit am Hygienischen Institut in Kiel und am Eppendorfer Krankenhaus in Hamburg, arbeitete Krause als Oberarzt an der Medizinischen Klinik in Breslau (1901-1907). Während dieser Zeit habilitierte er sich und wurde Gründungsmitglied der Röntgen-Vereinigung in Breslau. 1907 ernannte man ihn zum Direktor der Medizinischen Universitäts-Poliklinik in Jena, wo er den Verein zur Bekämpfung der Tuberkulose gründete. Während seiner Amtszeit als Direktor der Universitäts-Poliklinik Bonn wurde er 1909 zum Präsidenten der Deutschen Röntgen-Gesellschaft ernannt, 1910 gründete er dort den Verein zur Bekämpfung der Tuberkulose.
Zu dieser Zeit galt Paul Krause bereits als bedeutender Internist und Pionier der deutschen Röntgendiagnostik. Er schrieb zahlreiche Beiträge zur Röntgendiagnostik, Röntgentechnik, Strahlentherapie, Strahlenbiologie und beschäftigte sich früh mit der Wirkung von Röntgenstrahlen auf tierisches und menschliches Gewebe.
Während des Ersten Weltkriegs errichtete und leitete Krause zuerst das Militär-Genesungsheim (Typhuslazarett für die I.-III. Armee) in Spa, um dann als beratender innerer Kliniker in Russland und auf dem Balkan zu Einsatz zu kommen.
Nach dem Krieg gründete er die Röntgen-Vereinigung in Bonn. 1923 wurde Krause an die neu aufzubauende Medizinische Fakultät nach Münster berufen. Mit dem Ordinariat für Innere Medizin (1924) erhielt er den Direktorenposten der Medizinischen Universitätsklinik. Als Gründungsdekan wirkte er maßgeblich beim Aufbau und der Besetzung der Lehrstühle der Medizinischen Fakultät mit. Paul Krause engagierte sich weiter intensiv für die Belange der Radiologie und wurde 1927 Mitbegründer der Rheinisch-Westfälische Röntgengesellschaft. Von ihm ging die Initiative für den Aufbau des Deutschen Röntgenmuseums in Remscheid-Lennep (1930-1932) aus.
1933 geriet Paul Krause in Konflikt mit dem NS-Regime. Krause, der zunächst den nationalsozialistischen Umbruch begrüßt hatte, kritisierte den Entwurf eines Heilpraktikergesetzes. Wie viele andere Mediziner auch, befürchtete er eine Stärkung des Berufsstandes der Heilpraktiker. Die Situation eskalierte in einen fachlichen Streit mit NS-Funktionären und NS-Gruppen an Universität und Klinikum, bei dem ihm wissenschaftliche Kompetenz und medizinisch-praktische Kenntnisse abgesprochen wurden und ihm passiver Widerstand gegen die NSDAP vorgeworfen wurde. Seine Vorlesungen wurden boykottiert. Zum Entkräften der Vorwürfe beantragte Paul Krause ein Disziplinarverfahren gegen sich selbst. Dieses wurde abschlägig und mit einem Tadel an ihn beantwortet. Nach seinem Emeritierungsgesuch erschoss sich Paul Krause am 7.5.1934.