Nachlass Ludwig Stierlin
Zur Person
* 27. Februar 1816 in Geldern
† 18. November 1893 in Münster
Ludwig (Luis oder auch Louis) Stierlin wurde als ältester Sohn des Peter Joseph Stierlin (1788-1845) und der Anna Elisabeth Zilbach in Geldern geboren. Das Ehepaar hatte mutmaßlich 13 Kinder. Peter Joseph Stierlin leitete in den 1830er Jahren die Preußische Kataster-Kommission in Münster. Sein Sohn Ludwig studierte in den Jahren 1837 bis 1840 Jura an der Universität Bonn.
Der politisch engagierte Ludwig Stierlin arbeitete nach seinem Jurastudium als Rechtsreferendar und Zeitungskorrespondent in Münster. Er hatte Kontakte zu den demokratischen Bewegungen des Vormärz und war durch diese Korrespondententätigkeit u.a. bekannt mit Friedrich Engels und Jodocus Temme. Am 10.12.1848 entzog sich Stierlin durch Flucht einer Verhaftung als Teilnehmer des Demokratenkongresses in Münster. 1850 war er für die Westfälische Zeitung in Hamm tätig, kurz darauf erfolgte seine Emigration in die USA.
Bereits 1851 (bis 1852 und 1856 bis 1870) wurde der Fourty-Eighter Herausgebers des Louisville Anzeiger, eine der ehemalig bedeutendsten deutschsprachigen Zeitungen in den Vereinigten Staaten. Bekannt war er dort u.a. mit Georg Adam Hillgärtner, Karl Peter Heinzen und Friedrich Hecker. Er engagierte sich weiterhin politisch, so lud er am 2.2.1852 zusammen mit anderen Unterzeichnern zum Empfang von Lajos Kossuth in Louisville ein. Der auch kulturell aktive Stierlin nahm großen Anteil am Leben der deutschen Auswanderer. Am 10.11.1859 trat er bei der Gedenkfeier zu Schillers 100. Geburtstag in Louisville auf. 1873 veröffentlichte er das Werk Der Staat Kentucky und die Stadt Louisville, mit besonderer Berücksichtigung des deutschen Elementes.
Zwei seiner Brüder wanderten ebenfalls in die Vereinigten Staaten aus. Der am 20.06.1821 in Geldern geborenen Carl Bernhard August Stierlin soll laut Familienangaben Bildhauer gewesen sein und Redakteur der Washington Post. Der am 14.05.1823 in Düsseldorf geborene Heinrich Joseph Hubert Maria Stierlin soll ein Freund von Carl Schurz gewesen und 1848 in die USA emigriert sein. Als Major Henry J. Stierlin machte er sich im Amerikanischen Bürgerkrieg einen Namen.
Ludwig Stierlin hielt während der Emigration Kontakt zu seiner Familie in Deutschland und besaß mutmaßlich Grundbesitz in Münster, der von seiner Schwester Karoline Stierlin verwaltet wurde. Nach dem Tod seiner Ehefrau Henrietta Koppel im Jahr 1889 zog der wohlhabende und kinderlose Ludwig aus Louisville zurück nach Münster, wo er mutmaßlich noch seinen Großneffen Kuno Stierlin kennenlernte.