Im Universum der Nachlässe
Viele Benutzer der ULB Münster ahnen nicht, dass in diesem Haus auch Nachlässe archiviert werden. In der über 425jährigen Geschichte dieser Institution sind in über 160 Nachlässen und Sammlungen über 288000 Dokumente zusammen gekommen, deren Erschließung und Präsentation kompliziert und zeitaufwändig ist. Etwas abseits vom üblichen Bibliotheksbetrieb können im Handschriftenlesesaal Nachlassmaterialien bestellt und benutzt werden, was nicht nur für Universitätsangehörige möglich ist sondern für jeden, der Interesse daran hat.
Wer tiefer in die Materie eintaucht, findet sich in einem eigenen „Universum“ wieder, denn die im Handschriftenmagazin gelagerten Nachlassmaterialien liefern Informationen quer durch die Menschheitsgeschichte und rund um den Globus - von vorgeschichtlichen, archäologischen Fundberichten im Nachlass Tackenberg bis hin zu politischen Entwicklungen der 1990er Jahre im Nachlass Schöpper, von Fotos und Berichten aus China oder der Südsee bis hin zu Dokumenten aus Russland im Nachlass Haxthausen . Auch die Nachlasser und Sammlungsinhaber könnten unterschiedlicher nicht sein. Vom gesellschaftserklärenden Uniprofessor Helmut Schelsky über die singende, schriftstellernde Fabrikantengattin Hedwig Kiesekamp bis hin zur künstlerisch in Szene gesetzten Gelbstirnamazone Coco oder dem prominenten Kriegsphilosophen Clausewitz ist einiges dabei. Gibt es Verbindungen oder Zusammenhänge?
Die Nachlasserschließung erfordert oft intensive Recherchen, bei denen man immer wieder auf Informationen stößt, die Verbindungen vieler Nachlasser untereinander belegen, sei es durch Beruf, Bekanntschaft oder Freundschaft. Unser Nachlassbestand ist leider noch nicht vollständig erschlossen, ermittelte Beziehungen wurden jedoch dokumentiert und können nun erstmalig in einer Grafik sichtbar gemacht werden. Denn bereits jetzt lohnt sich der Blick auf das fantastische Beziehungsnetzwerk der Nachlassinhaber untereinander.