Sammlung Gottlob Frege
Lieber Alfred!
Verachte die von mir geschriebenen Handschriften nicht. Wenn auch nicht alles Gold ist, so ist doch Gold darin. Ich glaube, dass manches darin noch einmal weit höher geschätzt wird, als jetzt. Siehe zu, dass nichts davon verloren geht … Es ist ein großer Teil meiner selbst, den ich Dir damit hinterlasse.
Ein Unglücksfall, den sie mit mir empfinden werden, ist uns mit unserer Arbeit an FREGE zugestoßen. Die Ausgabe seiner kleinen Schriften, die ich mit Einschließung des ganzen Nachlasses in mehreren Jahren vorbereitet hatte, ist durch den Ausbruch des Krieges verhindert worden. Ich habe das kostbare Material unserer Universitäts-Bibliothek zur Sicherstellung übergeben. Es ist restlos verbrannt. Ich habe nur die Durchschläge retten können, die ich für alle Fälle zu meinen eigenen Papieren genommen hatte.
Zur Person
* 8. November 1848 in Wismar
† 26. Juli 1925 in Bad Kleinen
Friedrich Ludwig Gottlob Frege wuchs in Wismar auf, wo sein Vater als Lehrer und Direktor ein Lyzeum leitete. Nach dem Abitur studierte Frege zuerst in Jena, dann in Göttingen. Dort schrieb er 1873 seine Doktorarbeit Über eine geometrische Darstellung der imaginären Gebilde in der Ebene.
Gottlob Frege kehrte an die Universität Jena zurück und habilitierte 1874 Über Rechnungsmethoden, die sich auf eine Erweiterung des Größenbegriffes gründen. Danach arbeitete er als Privatdozent. 1879 erfolgte seine Ernennung zum außerordentlichen Professor, 1895 wurde er zum Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina gewählt, 1896 wurde Frege ordentlicher Honorarprofessor.
Der Mathematiker Gottlob Frege war ein Mitbegründer der analytischen Philosophie und modernen Logik. Seine sprachphilosophischen Betrachtungen beeinflussten