Bei Mimeo bloggen Doktorand:innen des Dubnow-Instituts, dem Leibniz-Institut für jüdische Geschichte und Kultur.
Mimeo, ein mit einem Mimeografen vervielfältigtes Schriftstück, verweist als Namensgeber des Blogs auf die heute nicht mehr gebräuchliche mechanische Reproduktion von Manuskriptentwürfen. Als vorläufige und in Arbeit befindliche Manuskripte dienten sie einem Verständigungsprozess, den wir im Medium des Blogs aufgreifen wollen. Analogen Begrenzungen enthoben, bietet der Blog die Möglichkeit, einen deutlich weiteren Kreis an Interessierten zu erreichen und langfristig in den Austausch einzubeziehen. So rücken die Diskussion von Momentaufnahmen aus der eigenen Forschung und letztlich die Weiterentwicklung des Gedankens ins Zentrum. Die knappen Texte präsentieren historische Momente, die als Miniaturen auf umfassendere geschichtliche Zusammenhänge verweisen. […]
Mimeo legt den Schwerpunkt seiner Beiträge auf die Zeit von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis in die Gegenwart. Die um 1750 beginnende Epoche steht für tiefgreifende Veränderungen, die Staat, Gesellschaft und Denken insgesamt wie auch jüdische Erfahrungen im Speziellen prägten und die oftmals unter dem Begriff Moderne gefasst werden. Dabei handelt es sich insbesondere um Phänomene der Säkularisierung, des Aufbrechens von vormals als statisch erachteten Grenzen, Zugehörigkeiten und Selbstverständnissen. Sie stellten Menschen vor neue Herausforderungen, etwa vor die Frage der Selbstverortung in einer Welt, in der Vorstellungen einer sakral begründeten Ordnung zunehmend an Bedeutung verloren. Von räumlich und zeitlich variierender Auswirkung brachten diese Entwicklungen einen radikalen Wandel des Verhältnisses von Erfahrungsraum und Erwartungshorizont für den Einzelnen, aber auch hinsichtlich politischer Gebilde und des historischen Denkens insgesamt mit sich. Vor diesem Hintergrund soll die vergangene Zeit nicht allein aus konservatorischen Gründen eingefangen, sondern auf ihre Bedeutung für die Gegenwart hin befragt werden. Mit dem Blog verbindet sich mithin die Hoffnung, dass die Fähigkeit des historischen Urteilens am Unfertigen und Fragmentarischen sich schärfen lasse und gleichermaßen zur weiteren gedanklichen Vertiefung anregen möge.