„Was war er nun? Ein großer Forschungsreisender und Wissenschaftler, oder ein Wegbereiter von Kolonialismus und Imperialismus? Zwischen diesen Polen schwankt das Urteil über den Chinaforscher Ferdinand von Richthofen.
Auf jeden Fall lässt er als einer der Ersten die „Lehnstuhl-Geographie“ hinter sich, die am Schreibtisch klebt und nur Berichte auswertet. Er macht sich selbst auf den Weg, will Großes leisten, reist zehntausende Kilometer durch China, trägt geologische, geographische Beobachtungen zusammen, erkennt, wie Landschaften entstehen, z.B. die Lößgebiete Chinas, registriert verwertbare Kohlevorkommen und notiert alles über Land und Leute. Dabei verwandelt sich sein Blick westlicher Überlegenheit in einfühlsames Verständnis.
Zurück in der Heimat, und schließlich als einflussreicher Professor in Berlin etabliert, verdrängen die imperialistischen Weltmachtphantasien des Deutschen Kaiserreichs diese Haltung.“ (WDR, Wolfgang Burgmer, Michael Rüger)
Sie können die Sendung, die 2015 in der Reihe „ZeitZeichen“ lief, über die Seite des WDR nachhören oder als Audiodatei herunterladen.