„Fällt der Name „Tolkien“ folgt meistens wie ein Reflex sofort der Titel „Der Herr der Ringe“. Und tatsächlich ist diese Trilogie das berühmteste Werk des Schriftstellers John Ronald Reuel Tolkien. Mit den drei „Ringe“-Bänden begann der Siegeszug der modernen Fantasy: der Bericht über die große Schlacht um „Mittelerde“ als literarisches Ereignis.
Für den überzeugten Katholiken Tolkien aber ging es um mehr: um den religiös-philosophischen Konflikt zwischen Gut und Böse generell. Und um eine uralte mythische Sagenwelt. Tolkien war Philologie-Professor in Oxford, ein Experte der vergleichenden Sprachwissenschaften.
In frühen ausgestorbenen Sprachen und oft nur fragmentarisch erhaltenen Erzählungen über Götter und Menschen, Helden und ihre Widersacher suchte er nach Beweisen für einen Ur-Mythos, der sich tief im kollektiven Gedächtnis der nord- und mitteleuropäischen Völker eingefräst hat. Diesen Mythos auszugraben widmete er sein ganzes Leben. „Der Herr der Ringe“ ist so gesehen nur ein Abfallprodukt.
Tiefer schürfte er in seinen anderen Forschungen, wie dem eigentlichen Hauptwerk „Das Silmarillion“, das allerdings nie beendet und erst nach seinem Tod 1973 rekonstruiert und veröffentlicht wurde.“ (WDR, Jutta Duhm-Heitzmann, Ronald Feisel)
Sie können die Sendung, die 2017 in der Reihe „ZeitZeichen“ lief, über die Seite des WDR nachhören oder als Audiodatei herunterladen.