„Als Zeichen der Freundschaft und des Vertrauens wurde der deutsch-sowjetische Nichtangriffspakt vom 23.8.1939 medienwirksam von den Regierungen in Moskau und Berlin gefeiert. Was nicht an die Öffentlichkeit drang: Es gab ein geheimes Zusatzprotokoll. Darin beschlossen Hitler und Stalin, Polen, das Baltikum, Finnland und Bessarabien wie einen Kuchen unter sich aufzuteilen.
Für Litauen, Lettland und Estland bedeutete das den Einmarsch der Roten Armee im Juni 1940, gefolgt vom Verlust ihrer nationalen Souveränität am 21.7.1940. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs erlebten die baltischen Länder die Fortsetzung ihrer Sowjetisierung. Hunderttausende angeblicher Widerständler wurden bis in die 1950er Jahre ermordet oder nach Sibirien deportiert, die baltischen Nationalsprachen verboten, die nationale Kultur unterdrückt.
Die völkerrechtswidrige Annexion der baltischen Staaten von 1940 deutete Moskau – und deutet Putins Russland noch immer – als freiwilligen Beitritt. Aber die Esten, Letten und Litauer haben eine derartige Geschichtsklitterung nicht vergessen. Ihren Kampf um Freiheit und nationale Unabhängigkeit im Zuge von Glasnost und Perestroika begannen sie am 23. August 1989 mit einer 600 Kilometer langen Menschenkette zwischen den drei Hauptstädten Tallin, Riga und Vilnius, auf den Tag genau 50 Jahre nach Unterzeichnung des Hitler-Stalin-Pakts.“ (WDR, Almut Finck, Hildegard Schulte)
Sie können die Sendung, die am 21.7.2020 in der Reihe „ZeitZeichen“ lief, über die Seite des WDR nachhören oder als Audiodatei herunterladen.