„Arme Ulrike von Levetzow! Ein Leben lang durfte sie vor allem eines: Dementieren, dass da irgendwas gewesen sei zwischen ihr und diesem Greis. Sie war 17 Jahre jung als sie dem alten Mann erstmals über den Weg lief: ein zahnloser Kurgast im mondänen Kurort Marienbad.
Wie sollte sie denn ahnen, dass dieser Senior ihr nicht nur den Hof zu machen begehrte, sondern trotz seiner 72 Lenze bei der Mama um ihre Hand anhalten lassen würde? Über jeden anderen hätte ganz Marienbad gelacht — aber der Alte hieß nun mal Johann Wolfgang von Goethe.br Abgewiesen konnte er es nicht lassen, seinen Liebesgram in Verse zu gießen: „Mir ist das All, ich bin mir selbst verloren / Der ich noch erst den Göttern Liebling war…“. Wunderbar – aber ihre Aufgabe würde es bleiben, ihr ganzes langes Leben immer und immer wieder zu erklären, dass da nun wirklich nichts gelaufen war zwischen ihr und dem greisen Goethe. Und ihr Leben währte lang – ganze 94 Jahre!
Zum Schluss ging es nur noch mit doppelter Verneinung: „keine Liebschaft war es nicht“ betonte sie unermüdlich. Aber ein doppeltes Nein ergibt nun mal Ja und somit schon wieder Raum für zahlreiche Spekulationen. Arme Ulrike von Levetzow!“ (WDR, Marko Rösseler, Hildegard Schulte)
Sie können die Sendung, die am 2018 in der Reihe „ZeitZeichen“ lief, über die Seite des WDR nachhören oder als Audiodatei herunterladen.