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Deutschlandfunk Kultur: „Vögel in der Literatur: Wo du mich küsst, weiß nur die Amsel“

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„Wer nicht wie sie zu fliegen ver­mag, muss eben vom Flug erzählen. Wer nicht wie sie zu sin­gen ver­mag, kann doch den Gesang besin­gen. Und wer keine Fed­ern hat, darf zu frem­den Kie­len greifen, zu ihren näm­lich. Prosa und Poe­sie haben eine beson­dere Beziehung zu Vögeln.
Nachti­gall oder Lerche, Amsel, Falke oder Mauersegler lassen die Herzen viel­er Men­schen höher schla­gen. Die Wesen der Lüfte scheinen der Schw­erkraft ein Schnip­pchen zu schla­gen, ihr Erscheinen ver­heißt ein leichteres und freieres Leben oder gle­ich die Liebe, und ihre Sangeskün­ste gal­ten lange als unerr­e­ich­bares Ide­al der Poe­sie.

Fed­er­le­icht­es Erscheinen
Die Fasz­i­na­tion der Vögel hat in jün­ger­er Zeit nicht nachge­lassen. Viele beobacht­en sie und empfind­en Freude und Trost. Manche Kün­stler fordert ihr fed­er­le­icht­es Erscheinen zur Nachah­mung und Aneig­nung her­aus, einige ver­schreiben sich der Laut­poe­sie, andere nehmen die Vögel als Zeichen, Sym­bol, Meta­pher. Die Nobel­preisträgerin 2020 Louise Glück denkt beim Zug der Vögel an diejeni­gen, die sie nicht sehen kön­nen.
Flüchtig tauchen die Zugvögel am Nachthim­mel auf und sig­nal­isieren trös­tende Ver­lässlichkeit. So lange sie auf­brechen, kehren sie auch zurück, fol­gt die Natur einem ver­traut­en Rhyth­mus. Louise Glück erin­nern sie an die Toten und die eigene Lebendigkeit.

Auf Du und Du mit Dohle und Domp­faff
Was aber, wenn das Arten­ster­ben durch Pes­tizide und schwindende Leben­sräume zunimmt? Mit der abnehmenden Vogelschar ste­ht mehr auf dem Spiel als das ökol­o­gis­che Gle­ichgewicht. „Wenn es jet­zt gar keine Vögel mehr gäbe“, meint der Lyrik­er Nor­bert Hum­melt, „wie sollte man dann glück­lich sein kön­nen? Wie sollte man diese ural­ten men­schlichen Gefüh­le von Liebe und Glück und Trauer und Ver­mis­sen haben kön­nen, wenn der Früh­ling stumm, der Him­mel leer ist? Das möchte ich mir gar nicht aus­malen.“
Viele Autorin­nen und Autoren set­zen sich mit einzel­nen Voge­larten auseinan­der. Silke Scheuer­mann und Mikael Vogel erin­nern in Gedicht­en an den aus­gestor­be­nen Vogel Dodo. Mar­cel Bey­ers wid­met sich im Roman „Kaltenburg“ aus­führlich dem Ver­hal­ten von Dohlen. Die Philosophin Eva Mei­jer erzählt in „Das Vogel­haus“ von ein­er alten Dame, die auf Du und Du mit Meisen lebt. Im englis­chsprachi­gen Genre des Nature Writ­ing kann ein Falke oder ein Habicht sog­ar die Haupt­fig­ur des Textes sein.“
(Deutsch­land­funk, Frank Kas­par)

Sie kön­nen die Sendung, die am 8.11.2020 im Deutsch­land­funk lief, über die Seite des Senders nach­hören oder als Audio­datei herun­ter­laden.
Es gibt auch ein Manuskript zur Sendung.

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