Diebstahl und Raub in den Isländersagas: Einfallstore in die norröne Erzähl- und Vorstellungswelt
Diebstahl und Raub sind ebenso wie Gaben reziproke Handlungen mit vielfältigen literarischen Einsatzmöglichkeiten. Obwohl widerrechtliche Aneignungen schon auf den ersten Blick zu den zentralen Themen einer ›Wikingerliteratur‹ zählen, wurden diese Verbrechen von der Sagaforschung bisher kaum beachtet. Sie funktionieren jedoch nicht nur als Einfallstore in die Erzählwelt der Isländersagas und deren narrativen Verfahren, sondern gewähren auch Blicke auf die zugehörigen Wertvorstellungen. Die Isländersagas erzählen von den ersten Generationen, die nach der Besiedelung Islands gemeinsam eine neue Gesellschaft formen. Um deren wichtigste Maßstäbe, Ansehen und Ehre, zu erreichen und zu stabilisieren, müssen sämtliche Angriffe auf Person und Besitz angemessen vergolten werden. Heimlicher Diebstahl und offener Raub fordern die Siedlergesellschaft heraus, eine Neubewertung von Status und Ansehen aller Parteien anzustellen. Diese Verbrechen funktionieren damit als Kristallisationspunkte der Handlungsstränge und lassen die Eigenschaften der erzählten Welt hervortreten. Dieses Buch will die geheimnisvolle Komplexität der Diebstähle erschließen und damit ein Fenster in die Vorstellungswelt der Isländersagas öffnen.
zum Buch im ULB-Katalog
zum Buch auf der Verlags-Website
Die Regierung des Mangels: Hunger in den skandinavischen Literaturen 1830–1960
Mit Skandinavien assoziieren heute die meisten Menschen eine wohlhabende Weltregion, die vorbildliche soziale Sicherungssysteme hat. Dieses Buch erzählt davon, dass dieser Wohlstand jedoch mühsam errungen werden musste und historisch relativ jung ist. Literarische Darstellungen armutsbedingten Hungers geben Aufschluss über skandinavische Konstruktionen von Identität und deren Wandel. Die Vorstellung von einer im Hunger geeinten Nation wich einer Kritik gesellschaftlicher Ungleichheit, die zu neuen politischen Idealbildern führte. Hunger erweist sich darüber hinaus als poetologisch produktives Thema und Motiv.
Die Studie untersucht Repräsentationen von Hunger in einflussreichen und bekannten Texten der skandinavischen Literatur, z. B. den Nationalhymnen Finnlands und Norwegens, Knut Hamsuns ‚Sult‘ (‚Hunger‘, 1890), Martin Andersen Nexøs ‚Pelle Erobreren‘ (‚Pelle der Eroberer‘, 1906–1910) oder Vilhelm Mobergs Auswanderer-Tetralogie (1949–1959), und setzt diese in Beziehung zu ihren historisch-diskursiven Kontexten.
zum Buch im ULB-Katalog
zum Buch auf der Verlags-Website
Weitere Titel können Sie in unseren Neuerwerbungslisten für die Nordische Philologie entdecken!