„War sie wirklich wahnsinnig? Acht Monate lang irrt Johanna von Kastilien im Jahr 1506 mit dem Leichnam ihres Mannes kreuz und quer durch die kastilische Hochebene. Ihr Wahnsinn scheint damit endgültig belegt. Dabei will sie den letzten Wunsch ihres geliebten Mannes erfüllen.
Philipp der Schöne will nach seinem Tod in Granada beigesetzt werden. Neben Johannas Mutter, Isabella von Kastilien, die 1504 gestorben war. Aber Johannas Vater, Ferdinand von Aragón, versucht das, so lange wie möglich zu verhindern. Deshalb zieht die schwangere Witwe monatelang mit dem Sarg nachts von einem kastilischen Dorf zum anderen.
Johanna gilt als eine der unglücklichsten Königinnen der Geschichte. Eine Regentin auf dem Papier. Opfer eines Machtspiels, das am Anfang Ehemann und Vater für sich entscheiden. Später ihr Sohn Karl, in dessen Reich die Sonne niemals untergehen wird.
Johanna ist das dritte Kind der Katholischen Könige und hat anfangs kaum Aussichten, jemals den Thron zu besteigen. Doch als nacheinander die Thronerben sterben, setzt Königin Isabella ihre Tochter als Nachfolgerin ein.
Die Infantin gilt als seltsam, verstößt gegen Konventionen und Hofzeremoniell und zeigt wenig Neigung, zu regieren. 1509 verfügt ihr Vater deshalb, sie im königlichen Palast von Tordesillas wegen ihres angeblichen Wahnsinns einzusperren.“ (WDR, Andrea Kath, Hildegard Schulte)
Sie können die Sendung, die am 12.4.2020 in der Reihe „ZeitZeichen“ lief, über die Seite des WDR nachhören oder als Audiodatei herunterladen.