„Er war genial. Er war berühmt. Und er war krank: Torquato Tasso, der für viele größte italienische Dichter des 16. Jahrhunderts. Er stammte aus einer vornehmen Adelsfamilie und galt schon früh als literarisches Wunderkind. Wirklich bekannt aber wurde Tasso, als er in Ferrara am glänzenden Hof des Herzogs Alfonso II. d’ Este 1574 sein berühmtes Werk „La Gerusalemme Liberata“, „Das befreite Jerusalem“, veröffentlichte, ein Epos über die Zeit des Ersten Kreuzzugs.
Ruhm und Kritik setzten dem sensiblen Künstler zu: Um 1576 wurde er krank, litt zunehmend an Anfällen von Verfolgungswahn — heute als Schizophrenie diagnostiziert.
Er floh aus Ferrara, kehrte zurück, wurde vom Herzog eingesperrt – wohl eher zu seinem Schutz als zur Bestrafung – und floh erneut in ein von Wahnvorstellungen durchzogenes Wanderleben. Immer wieder fand er einflussreiche Gönner, die ihn aufnahmen, immer wieder brach er aus.
Sein Ruhm blieb davon unberührt. Der Papst wollte ihn in Rom sogar zum Dichterkönig krönen, doch einen Tag vor der feierlichen Zeremonie, am 25. April 1595, starb Torquato Tasso im Kloster Sant’Onofrio, wo er auch begraben liegt.
Sein großer Ruhm aber ist mittlerweile verblasst – in Deutschland kennt man ihn fast nur noch als tragischen Helden in Goethes Künstlerdrama „Torquato Tasso“.“ (WDR, Jutta Duhm-Heitzmann, Hildegard Schulte)
Sie können die Sendung, die am 25.04.2020 in der Reihe „ZeitZeichen“ lief, über die Seite des WDR nachhören oder als Audiodatei herunterladen.