„Stalin hatte seine Gefolgsleute an sich gebunden, indem er sie zwang, selber Mord und Totschlag zu begehen, sich an seinen Verbrechen zu beteiligen. Von daher saßen beim 20. Parteitag Mörder unter Mördern. Das Erstaunliche war, dass der ranghöchste Täter die anderen Täter dazu brachte, in Zukunft vom Morden abzusehen.
Mit Nikita Chruschtschows riskanter Geheimrede begann eine umfassende Entstalinisierung, und er sorgte für einen zivilisierteren Umgang innerhalb der Partei. Politische Gegner wurden unter seiner Herrschaft nicht mehr getötet. Er öffnete die Gulags und sorgte in der Sowjetunion für eine Tauwetterperiode. Ein schwieriges Manöver. Denn Stalin galt vielen Kommunisten auch über seinen Tod drei Jahre zuvor hinaus als gottähnliche Lichtgestalt.
Sein Nachfolger Chruschtschow wollte den Westen wirtschaftlich und technologisch überrunden. Die Erfolge blieben aus. Zum Verhängnis wurde ihm, dass er auch die Parteistrukturen aufbrechen und verjüngen wollte. Deshalb wurde er 1964 von dem Apparatschik Leonid Breschnew gestürzt. Allerdings nicht umgebracht. Die Zeiten, politische Gegner aus dem Weg zu räumen, waren in der Sowjetunion für lange Zeit vorbei.“
(WDR, Heiner Wember, Ronald Feisel)
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