„Ausgerechnet unter dem Titel „Corona und Coronilla“ fasst Paul Valéry die Liebesgedichte an seine letzte Flamme zusammen. Offenbar die heißeste, und aus Liebeskummer sogar tödliche Leidenschaft des französischen Dichterfürsten. Viral sind die Ergüsse jedoch überhaupt nicht, denn er lässt nur zwei Exemplare für sie und sich selbst drucken.
Kennern kommen sie heute eher albern vor, diese letzten Produkte eines 79Jährigen, der sich heftig in eine 28 Jahre jüngere moderne und selbstbewusste Anwältin, Schriftstellerin und Salonlöwin verliebt hat. Zumal Paul Valéry in den 1920er Jahren gerade durch die Ablehnung alles Romantischen, Romanhaften, Gefühlvollen berühmt geworden ist.
Hermetisch nennt man seine schwer zugängliche formvollendete, eher kopflastige Lyrik, die schon Generationen von Romanisten zur Verzweiflung gebracht hat. Doch dieser elitäre Philosoph, Essayist und Poet, dessen Ruhm weit größer ist als die Zahl seiner Leser, wird sogar mit einem pompösen Staatsbegräbnis geehrt.“
(WDR, Sabine Mann, Hildegard Schulte)
Sie können die Sendung, die am 20.07.2020 in der Reihe „ZeitZeichen“ lief, über die Seite des WDR nachhören oder als Audiodatei herunterladen.