Bei diesem Vorhaben mit der Kurznamen „KarAfAs“ handelt es sich um ein Digitalisierungsprojekt in Gotha.
Aktuelle Nachrichten aus dem Projekts gibts im Blog „Mapping Africa and Asia“.
Die Sammlung Perthes birgt als Nachlass des Verlagshauses Justus Perthes eines der bedeutendsten Kartenarchive Kontinentaleuropas. Die Überlieferung der Kartensammlung ist ein Glücksfall, da sie sowohl die in Gotha produzierten als auch breite vom Verlag international angekaufte Kartenbestände umfasst. Dank der großzügigen Förderung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung wird jetzt ein erster zentraler Teilbestand digital erschlossen und damit weltweit zugänglich gemacht: Innerhalb des Projekts werden in den kommenden zwei Jahren über 35.000 Afrika- und Asienkarten der Sammlung aus den Jahren 1800–1945 digitalisiert und für die (Fach-)Öffentlichkeit aufbereitet. Ein Blog dokumentiert herausragende Fundstücke sowie erste Ergebnisse der Erschließung. Darüber hinaus werden in öffentlichen Veranstaltungen, Tagungen und Workshops die vielfältigen Forschungsfelder und –potentiale, die sich aus der Sammlung ergeben, vorgestellt und diskutiert.
Neben Kupferstichen und Lithographien gehören insbesondere Handzeichnungen und Manuskriptkarten in allen Produktionsstufen zu den herausragenden Stücken des Bestands. Hierunter fallen auch Routenaufnahmen von Afrika- und Asienreisenden, Landschaftsskizzen und ‑ansichten sowie erste unikale kartographische Zeichnungen und Entwürfe der Gothaer Kartographen, die die im Feld gesammelten Daten in Kartenform zu aggregieren suchten. Viele dieser Entwürfe bewahren eine Fülle an lokalem Wissen, das auf politisch-territoriale Gegebenheiten aber auch auf soziale und kulturelle Zusammenhänge abhebt. Dies ist eine Erkenntnis aus vorangegangenen Pilotstudien; insbesondere aus der Studie zu den in der Sammlung verwahrten Karten Äthiopiens (ETHIOMAP). Diese Wissensbestände gilt es en détail zu dokumentieren. Und so ist es ein weiteres Anliegen des Projekts, das lokale in den Kartenentwürfen und ‑skizzen schriftlich verwahrte Wissen künftig durch weitere ausgreifende wissenschaftliche Kooperationen und Forschungsprojekte in Afrika und Asien (wieder) zugänglich zu machen.
Die hier interessierenden Kartenbestände sind jedoch nicht nur für die neuere Geschichte weiter Regionen Afrikas und Asiens von Bedeutung, sondern auch für die Geschichte Europas im Zeichen kolonialer Globalität. Karten dienten in dem Zusammenhang stets auch als Medien, die übergreifende räumliche Zusammenhänge zu visualisieren erlaubten. Das in Karten aufbereitete geographische Wissen sollte allerdings nicht nur der Anschaulichkeit dienen, sondern schrieb sich zugleich in übergreifende politische Diskurse ein: In dem Maße wie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein neues Denken in politischen Räumen immer weiter zunahm, gewann neben der politischen Geographie so auch eine neue politische Kartographie an Konturen – eine Konjunktur, die sich aufs Engste mit den unterschiedlichen kolonialen Projekten der Europäer in Afrika und Asien verband. Aus diesem Befund ergeben sich in Zusammenhang mit den in der Sammlung Perthes zu Afrika und Asien verwahrten Beständen eine Fülle von Forschungsfragen, denen eine eigene internationale Arbeitsgruppe nachgeht. Diese soll zum Thema: „Kartographisches Wissen und Territorialität“ Ansätze der Kartographiegeschichte und der Area Histories mit globalgeschichtlichen Fragen und Perspektiven der transkulturellen Studien verknüpfen.
Das Projekt Kartographien Afrikas und Asiens (1800–1945). Ein Digitalisierungsprojekt der Sammlung Perthes-Gotha (KarAfAs) soll so das Verlagshaus Justus Perthes Gotha als Knotenpunkt eines historischen wie auch eines künftig aufzubauenden Forschungsnetzwerkes ausweisen. Es zeigt exemplarisch auf, in welchem Umfang die Bestände für Fragen der Wissens- und Wissenschaftsgeschichte im Zeitalter kolonialer Globalität aber auch darüber hinaus einschlägig sind. Andere mögliche Forschungsbereiche wie Arbeits- und Technikgeschichte treten gleichermaßen hinzu und so ist es das übergeordnete Ziel, die Fülle möglicher Forschungspotentiale aufzuzeigen, die sich mit der Sammlung verbinden, sie im Sinne transkultureller Studien weiterzuentwickeln und zur intensiven Forschung mit den Beständen einzuladen.
Das Projekt ist ein Kooperationsvorhaben am Forschungscampus Gotha, das sowohl eine forschende Erschließung als auch eine umfassende Wissenschaftskommunikation für die Öffentlichkeit vorsieht. Es wird gemeinsam von der Sammlung Perthes/Forschungsbibliothek Gotha und dem Forschungskolleg Transkulturelle Studien verantwortet.
https://www.uni-erfurt.de/forschungskolleg-transkulturelle-studien/forschung-lehre/forschung/forschungsprojekte/laufende-drittmittelprojekte-und-verbundvorhaben/karafas