„Als Karl XII. 1697 mit gerade einmal 15 Jahren den schwedischen Thron besteigt, zetteln bald schon Russland, Dänemark und Polen einen Krieg gegen ihn an. Die Allianz will die schwedische Dominanz im Ostsee-Raum beenden. Doch der Teenager-König erweist sich als äußerst zäh.
Schon von Geburt an wird der spätere schwedische König Karl XII. auf seine Regentschaft vorbereitet: Mit vier bekommt er sein erstes Pferd, mit sieben kommandiert er sein erstes Regiment. Als sein Vater stirbt, ist er schon so stolz und hochmütig, dass er sich die Krone selbst aufsetzt.
Immerhin ist Karl XII. König einer europäischen Großmacht und befiehlt die wohl professionellste Armee Europas. Zu seinem Reich zählen unter anderen Dänemark, Norwegen, Finnland, fast das ganze Baltikum, Teile von Pommern.
Machtspiel im Ostsee-Raum
Mit seinen Gebieten beherrscht Schweden die Ostsee, die wichtigste Wirtschaftsader der Neuzeit: Aus dem Baltikum kommen übers Meer Getreide und Holz für England und die Niederlande, die aufstrebenden Seemächte. Außerdem Pelze aus Russland. Die äußerst lukrativen Ostsee-Geschäfte wecken Begehrlichkeiten bei den Nachbarn.
Kurzerhand verbündet sich der dänische König Friedrich IV. mit August dem Starken, König von Sachsen und Polen, und Peter dem Großen. Im Jahr 1700 fallen die drei Fürsten über Schweden her in der Überzeugung, den Teenager-König schnell zu schlagen. Sie sollten sich gewaltig täuschen. Ihnen stehen zwei blutige Jahrzehnte bevor, die als Nordischer Krieg in die Geschichte eingehen.
Hungrige Soldaten können nicht kämpfen
Karl XII. ist zwar bei Kriegsbeginn gerade einmal 17 Jahre alt, aber bereits ein fanatischer Krieger. Als erstes belagert er Kopenhagen und zwingt die Dänen zu einem schnellen Friedensschluss. „Peter der Große hat Schweden angegriffen, ohne zu wissen, dass Dänemark schon wieder ausgetreten war“, sagt der Berliner Historiker Leonhard Horowski.
Der junge Schwedenkönig fegt zunächst auch die Truppen von Peter den Großen und August den Starken vom Schlachtfeld. Aber Karl XII. vertraut alleine auf seinen Mut und seine Armee und vergiss dabei, dass seine Ressourcen begrenzt sind. Es fehlt an Nachschub. Im Juni 1709 trifft eine hungernde schwedische Armee in der Ukraine auf eine überlegene und reformierte russische.
Freund oder Feind – wer tötete Karl XII.?
Karl XII. erlebt fern der Heimat eine bittere Niederlage, die schwedische Dominanz im Ostsee-Raum zerbröckelt nun nach und nach. Bei einer Belagerung in Norwegen wird Karl XII. 1718 von einer Kugel tödlich getroffen. „Man weiß bis heute nicht ganz genau, ob von den Belagerern, also den Kriegsgegnern oder von seinen eigenen Leuten, die nicht mehr weiterkämpfen wollten“, erzählt Leonhard Horowski.
Da Karl XII. unverheiratet und kinderlos stirbt, übernimmt seine Schwester den Thron und beendet am 10. September 1721 mit dem Frieden von Nystad – einem kleinen Ort in Finnland – den Krieg. Schweden verliert das Baltikum und größtenteils die deutschen Besitzungen. Das Land ist ruiniert durch seinen stolzen König. Stattdessen steigt nun Russland zur neuen Großmacht auf.“
(WDR, Heiner Wember, Gesa Rünker)
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