„Jahrhunderte lang rauben und plündern die Wikinger an der englischen Küste. Die reichen Klöster und unbefestigten Städte sind eine leichte Beute. So schnell die Wikinger auftauchen, so schnell sind sie mit ihren Langschiffen auch wieder verschwunden. Diese Art des Blitzangriffs begründet den Mythos der unbesiegbaren Nordmänner.
Im Herbst 1066 aber greifen die Wikinger an, um zu bleiben. An ihrer Spitze steht ein Mann, den sie Harald den Harten nennen. Er tritt an, um König von England zu werden.
Heirat auf Umwegen
Über das Leben Haralds ist nur wenig bekannt. In seiner altnordischen Vita wird berichtet, dass er mit 15 Jahren an der Seite seines Halbbruders König Olaf eine Schlacht um die Vorherrschaft in Norwegen verliert. Harald muss mit seinen Anhängern aus seiner Heimat fliehen. Es zieht ihn Richtung Osten, wo er die Tochter König Jaruslaws ehelichen möchte. Weil der König dem Habenichts die Ehe verweigert, muss Harald weiterziehen.
Bis nach Konstantinopel soll der hochgewachsene Harald anschließend gekommen und in die Leibgarde des byzantinischen Kaisers eingetreten sein. Dort habe er an den griechischen Küsten gegen Seeräuber gekämpft, bevor er nach Afrika und Sizilien weitergesegelt sei und mit Mut und List zahlreiche Burgen genommen habe.
Das Ende eines Mythos
In Norwegen wird Harald schließlich König. Aber sein Thron wird auch von anderen Anwärtern begehrt. Weil er rigoros gegen seine Feinde vorgeht, wird ihm der Beiname „der Harte“ gegeben. Und er will mehr: England. Dort schwelt ein Thronstreit, und einer der Kontrahenten, der Bruder des Königs, bittet Harald um Hilfe. Mit einer gigantischen Flotte von 240 Schiffen und 10.000 Kriegern fällt dieser der Überlieferung zufolge im September 1066 auf der Insel ein. Heute gehen Historiker von vielleicht 1.000 Getreuen aus.
Kurz vor der Stadt York gewinnt Harald seine erste Schlacht: Ein Großteil der Truppen des englischen Königs Harold II. wartet am Ärmelkanal auf die Invasion von William, „dem Bastard“. Nach Gewaltmärschen bringt Harold sein Heer gegen Harald in Position. Am 25. September 1066 kommt es zur berühmten Schlacht bei Stamford Bridge. Harald der Harte wird von einem Pfeil tödlich in der Kehle getroffen. Das anschließende Gemetzel zerstört auch den Ruf er unbesiegbaren Wikinger.
Die Schlacht von Stamford Bridgee ist der letzte Versuch eines skandinavischen Herrschers, sich Englands zu bemächtigen. Die englische Armee allerdings verliert die anschließende Schlacht von Hastings gegen Wilhelm. Aus Wilhelm, dem Bastard, wird „Wilhelm der Eroberer“.
Als er wieder gen Norden aufbricht, ist er ein reicher Mann. Und darf nun doch die Tochter Jaruslaws zur Frau nehmen.“ (WDR, Marko Rösseler, Ronald Feisel)
Sie können die Sendung, die am 25.9.2021 in der Reihe „ZeitZeichen“ lief, über die Seite des WDR nachhören oder als Audiodatei herunterladen.