WDR ZeitZeichen zu Dante Alighieri
Was ist der Mensch? Wo liegt der Sinn des Lebens? Wie kann man im Einklang leben mit der göttlichen Ordnung, ohne Schuld auf sich zu laden? Das sind die Themen, die Dante Alighieri in seiner „Göttlichen Komödie“ beschäftigen.
Ausgehend von der Krise des mittelalterlichen Weltbilds, versucht Dante, diese Ordnung noch einmal zusammen zu denken. Und steigt dazu als literarische Figur von der Hölle über das Fegefeuer bis ins Paradies. Seine Antwort auf alle Fragen: die Liebe, die den Kosmos zusammenhält.
Muse Beatrice
Geboren wird Dante höchstwahrscheinlich 1265 in Florenz. Seine Biografie liegt im Nebel, weil viele Angaben von seinem Alter Ego in der „Göttlichen Komödie“ stammen. Er entstammt wohl dem verarmten Adel, ist hochgebildet und gehört zeitweise zum Stadtrat von Florenz. Er ist verheiratet und hat vier Kinder.Irgendwann trifft oder erfindet Dante jene Frau, die sein Leben verändern wird: Beatrice. „Von da an, sage ich, beherrschte die Liebe meine Seele“, wird er später schreiben. Beatrice wird zur Inspirationsquelle für Dantes Lyrik. Mit Ende 20 schreibt er darüber ein Buch: „Vita Nuova“. Darin wird das erotische Begehren zum Teil des menschlichen Wesens erklärt.
Höllenqualen und Himmelswonnen
Als Beatrice stirbt, ist Dante untröstlich. Seine holde Liebe vergeistigt sich noch mehr, die Unerreichbarkeit und der Schmerz über den Verlust werden zu Themen. Zugleich gerät Dante in den auch Florenz erfassenden Kampf der kaisertreuen Ghibellinen und der papsttreuen Guelfen. 1302 wird er während einer Reise aus der Stadt verbannt und verbringt die letzten 19 Jahre seines Lebens im Exil.Dantes Haus wird zerstört, sein Vermögen konfisziert. In dieser Zeit schreibt Dante mit der später von seinem Kollegen Giovanni Boccaccio mit dem Zusatz „göttlich“ versehenen „Komödie“ sein Hauptwerk: eine phantastische Reise durchs Jenseits, in der die Ich-Figur nicht nur die grausamsten Höllenqualen teils heute noch bekannter „Sünder“ wie Kleopatra und Odysseus beschreibt, sondern auch die Wonnen beim Wiedersehen mit Beatrice im himmlischen Paradies.
60 deutschsprachige Übersetzungen
Dante stirbt am 14. September 1321 in Ravenna. Neben der „Vita Nuova“ und der „Göttlichen Komödie“, die zudem das Italienische als Schriftsprache begründet, hinterlässt er der Welt noch philosophische und politische Werke, Abhandlungen, Reden, Briefe.Von seiner „Göttlichen Komödie“ existieren allein 60 vollständige deutschsprachige Übersetzungen.
Sie können die Sendung, die am 14.9.2021 in der Reihe „ZeitZeichen“ lief, über die Seite des WDR nachhören oder als Audiodatei herunterladen.
Bayern2 radioWissen: „Dante Alighieri – Die Göttliche Komödie“
Siehe dazu diesen FachBlog-Post.