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WDR ZeitZeichen zu Rowohlts Rotations-Romanen

Logo WDR bei Wikimedia Commons„Nach dem Zweit­en Weltkrieg kommt kostengün­stige Weltlit­er­atur wieder auf den deutschen Buch­markt. Der Rowohlt-Ver­lag druckt die Werke erst auf Zeitungspa­pi­er, dann als Taschen­büch­er.
Das erste „Ro“ ste­ht für Rowohlt, Ernst Rowohlt. Für „Rota­tion“ und für „Romane“ die anderen bei­den. Die Ver­leger-Leg­ende Rowohlt grün­det mit 21 seinen ersten Ver­lag. Auch auf­grund von Papi­er- und Mate­rial­man­gel startet er gemein­sam mit seinem Sohn Hein­rich Maria Ledig-Rowohlt in der Nachkriegszeit die Rota­tion­sro­mane.
Wie sie aus der Mas­chine gefalzt kom­men, kön­nen sie gle­ich verkauft wer­den. Mehrere Mil­lio­nen. Das Ziel der Rowohlts: „gute, ver­hält­nis­mäßig bil­lige Büch­er, die einiger­maßen hergestellt sind, für die Jugend zu beschaf­fen“.
Auf einem Nachkriegs-Foto ist Ernst Rowohlt zu sehen. Der Ver­leger lehnt sich zurück — und liest die Zeitung. Aber – das gefal­tete Papi­er sieht zwar aus wie eine tägliche Rund­schau, nur: statt Schlagzeilen und Artikeln sehen wir in großen Buch­staben: ROWOHLTS ROTATIONS-ROMANE.

Hergestellt im Zeitungs­druck­ver­fahren
Es sind ungekürzte Romane auf Zeitungspa­pi­er. Von Ernest Hem­ing­way und Joseph Con­rad bis zu Erich Käst­ner und Anna Seghers reicht das Ver­lagspro­gramm. Viele Titel aus dem Vorkriegspro­gramm – zwis­chen­zeitlich von den Nation­al­sozial­is­ten ver­boten – sollen wieder unter die Leute gebracht wer­den. Jedes Heft hat eine Auflage von 100.000 Exem­plaren. Preis: ab 50 Pfen­nig.
„Rowohlts Rota­tion­sro­mane hießen so, weil sie im Zeitungs­druck­ver­fahren hergestellt wur­den, im Rota­tionsver­fahren“, erk­lärt Michael Nau­mann, in den 1980er Jahren Chef des Rowohlt-Ver­lags. „Dass die Taschen­büch­er dann roro­ro hießen, hat­te nichts zu tun mit der Pro­duk­tion­sweise von Zeitun­gen. Das heißt, das ist gewis­ser­maßen ein falsch­er Name. Das sind ganz nor­mal gedruck­te Romane.“
Die „rororo“-Taschenbücher starten dann im Juni 1950 mit Hans Fal­ladas „Klein­er Mann – was nun?“. Sei­ther sind nach Ver­lagsangaben rund 18.000 „rororo“-Bände erschienen, in ein­er Gesam­tau­flage über 600 Mil­lio­nen Exem­plaren.

Wer­bung für Zigaret­ten und Pfand­briefe
Die Büch­er enthal­ten oft­mals eine Seite mit Reklame – zum Beispiel für Zigaret­ten. Bei Leo Tol­stoi heißt es: „Ein Licht scheint in der Fin­ster­n­is“ und in „Klein­er Mann – was nun?“ kon­nte man plöt­zlich irgend­wo in der Mitte lesen: „Immer wieder glüht ein kleines Licht auf.“ Was das bedeuten soll? Ganz ein­fach: Stre­ich­holz trifft auf Zigarette.
Auch für Pfand­briefe wird sehr oft Reklame gemacht. Und für einen Duft. Getra­gen von Seife und Par­füm. In einem Roman, der in einem englis­chen Kranken­haus spielt, ist plöt­zlich eine Anzeige zu find­en, die zu diesem Milieu gut passt.
„Zart im Gefühl, leicht iro­nisch, kar­toniert und mit einem bun­ten Umschlag.“ So soll­ten Büch­er sein. In einem Traum von Kurt Tuchol­sky, den er seinem Ver­leger Rowohlt brüh­warm mit­teilt. Samm­lerin Elke Hei­den­re­ich: „Ich kann meine heuti­gen so liebevoll gesam­melten Rowohlt-Taschen­büch­er nicht mehr lesen. Sie sie sind sehr vergilbt, sie brechen beim Umblät­tern. Die Schrift ist klitzek­lein und meine Augen sind zu alt dafür. Aber ich gucke ihre Rück­en an und bin immer noch ver­liebt.“
(WDR, Jür­gen Werth, Ronald Feisel)

Sie kön­nen die Sendung, die am 15.12.2021 in der Rei­he „ZeitZe­ichen“ lief, über die Seite des WDR nach­hören oder als Audio­datei herun­ter­laden.

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