„Nach dem Zweiten Weltkrieg kommt kostengünstige Weltliteratur wieder auf den deutschen Buchmarkt. Der Rowohlt-Verlag druckt die Werke erst auf Zeitungspapier, dann als Taschenbücher.
Das erste „Ro“ steht für Rowohlt, Ernst Rowohlt. Für „Rotation“ und für „Romane“ die anderen beiden. Die Verleger-Legende Rowohlt gründet mit 21 seinen ersten Verlag. Auch aufgrund von Papier- und Materialmangel startet er gemeinsam mit seinem Sohn Heinrich Maria Ledig-Rowohlt in der Nachkriegszeit die Rotationsromane.
Wie sie aus der Maschine gefalzt kommen, können sie gleich verkauft werden. Mehrere Millionen. Das Ziel der Rowohlts: „gute, verhältnismäßig billige Bücher, die einigermaßen hergestellt sind, für die Jugend zu beschaffen“.
Auf einem Nachkriegs-Foto ist Ernst Rowohlt zu sehen. Der Verleger lehnt sich zurück — und liest die Zeitung. Aber – das gefaltete Papier sieht zwar aus wie eine tägliche Rundschau, nur: statt Schlagzeilen und Artikeln sehen wir in großen Buchstaben: ROWOHLTS ROTATIONS-ROMANE.
Hergestellt im Zeitungsdruckverfahren
Es sind ungekürzte Romane auf Zeitungspapier. Von Ernest Hemingway und Joseph Conrad bis zu Erich Kästner und Anna Seghers reicht das Verlagsprogramm. Viele Titel aus dem Vorkriegsprogramm – zwischenzeitlich von den Nationalsozialisten verboten – sollen wieder unter die Leute gebracht werden. Jedes Heft hat eine Auflage von 100.000 Exemplaren. Preis: ab 50 Pfennig.
„Rowohlts Rotationsromane hießen so, weil sie im Zeitungsdruckverfahren hergestellt wurden, im Rotationsverfahren“, erklärt Michael Naumann, in den 1980er Jahren Chef des Rowohlt-Verlags. „Dass die Taschenbücher dann rororo hießen, hatte nichts zu tun mit der Produktionsweise von Zeitungen. Das heißt, das ist gewissermaßen ein falscher Name. Das sind ganz normal gedruckte Romane.“
Die „rororo“-Taschenbücher starten dann im Juni 1950 mit Hans Falladas „Kleiner Mann – was nun?“. Seither sind nach Verlagsangaben rund 18.000 „rororo“-Bände erschienen, in einer Gesamtauflage über 600 Millionen Exemplaren.
Werbung für Zigaretten und Pfandbriefe
Die Bücher enthalten oftmals eine Seite mit Reklame – zum Beispiel für Zigaretten. Bei Leo Tolstoi heißt es: „Ein Licht scheint in der Finsternis“ und in „Kleiner Mann – was nun?“ konnte man plötzlich irgendwo in der Mitte lesen: „Immer wieder glüht ein kleines Licht auf.“ Was das bedeuten soll? Ganz einfach: Streichholz trifft auf Zigarette.
Auch für Pfandbriefe wird sehr oft Reklame gemacht. Und für einen Duft. Getragen von Seife und Parfüm. In einem Roman, der in einem englischen Krankenhaus spielt, ist plötzlich eine Anzeige zu finden, die zu diesem Milieu gut passt.
„Zart im Gefühl, leicht ironisch, kartoniert und mit einem bunten Umschlag.“ So sollten Bücher sein. In einem Traum von Kurt Tucholsky, den er seinem Verleger Rowohlt brühwarm mitteilt. Sammlerin Elke Heidenreich: „Ich kann meine heutigen so liebevoll gesammelten Rowohlt-Taschenbücher nicht mehr lesen. Sie sie sind sehr vergilbt, sie brechen beim Umblättern. Die Schrift ist klitzeklein und meine Augen sind zu alt dafür. Aber ich gucke ihre Rücken an und bin immer noch verliebt.“ (WDR, Jürgen Werth, Ronald Feisel)
Sie können die Sendung, die am 15.12.2021 in der Reihe „ZeitZeichen“ lief, über die Seite des WDR nachhören oder als Audiodatei herunterladen.