Eine Emmy-Noether-Nachwuchsgruppe – Informationen zu diesem Förderprogramm, benannt nach der Mathematikerin Ebby Noether, gibt’s bei der DFG – am Englischen Seminar der Uni Hannover beschäftigt sich seit 2020 und noch bis 2026 mit dem Thema „Remaking und die Konstruktion globaler Filmgenerationen“:
Remaking ist eine langjährige Hollywoodpraxis: ein industriell motivierter, kreativer Prozess, der über Jahrzehnte hinweg Neuverfilmungen, Fortsetzungen usw. erzeugt. An der Schnittstelle von American Studies, Memory Studies, Filmwissenschaften, Generationentheorie und Global Studies untersucht das Projekt die langfristigen kulturellen Auswirkungen solcher Filme und nimmt an, dass sie Erinnerungen, gelebte Erfahrungen und generationsbezogene Identitäten von Zuschauer*innen in einer globalisierten Welt prägen. Es geht darum, wie Populärkultur, Medien und Gedächtnis Generationalität konstruieren. Durch Wiederholung und serielle Entfaltung über lange Zeiträume hinweg fördert Remaking die kontinuierliche Rezeption und Auseinandersetzung mit Narrativen und bietet dadurch sinngebende Strukturen an. Das Repertoire gemeinsamer Medientexte spielt somit eine Rolle für das Selbstkonzept sowie die Konstruktion und Erhaltung von Gemeinschaften.
Wenn Remaking für die beständige Rückkehr des Vertrauten steht, werden dann narrative Bilder, Figuren, Erzählwelten und Stars zu sinnstiftenden Bezugspunkten? Unter Hollywoodgedächtnis fasse ich Erinnerungsprozesse, in denen sich Hollywoodfilme mit lebensweltlichen Erfahrungen in konkreten historischen und kulturellen Kontexten verflechten: Lebensphasen (Kindheit, Jugend, Erwachsensein), soziale Praktiken und Räume sowie kulturelle und geopolitische Rezeptionskontexte (Verfügbarkeit, textuelle Polysemie, Interpretationsspielraum). Mein Konzept der Filmgenerationen beschreibt, wie das Remaking, indem es formative Medientexte in verschiedenen Lebensphasen zurückbringt, zeitliche Marker liefert, die die laufende narrative und technologische Evolution mit dem Leben der Zuschauer*innen synchronisieren und dabei Generationenzugehörigkeit vermitteln. Ziel ist es, solche mediatisierten Konstruktionen zu erforschen und zu prüfen, ob die weltweite, dauerhafte Präsenz von Hollywoodfilmen sich schließlich in globalen Filmgenerationen niederschlägt.
Historische Forschung, qualitative Methoden und Filmanalyse kombinierend, konzentriert sich das Projekt auf empirische Rezeptionsforschung in den USA, Deutschland, Mexiko und China. Drei aufeinanderfolgende Generationen von Zuschauer*innen sollen über ihre Erinnerungen, Erfahrungen und Einstellungen zu Hollywoodfilmen und Remaking interviewt werden, um Paradigmen der global unterschiedlich verlaufenden Evolution des Remaking zu erforschen und einen kaleidoskopischen Blick auf die kulturellen Effekte zu werfen. Die USA repräsentieren den Inlandsmarkt, Deutschland eine ehemalige Besatzungszone der USA mit Reeducation-Politik, Mexiko einen postkolonialen Staat mit schwierigen Beziehungen zu den USA und China ein kommunistisches Land, das jahrzehntelang US-Kulturprodukte verbot. Der Ansatz versteht Remaking als globale Praxis, die biographisch und medientechnisch in die Lebenswelt der Zuschauer*innen eingebettet ist, und ebnet den Weg für qualitative Methoden in den Geisteswissenschaften.
Das Projektteam ist unter @HollyMemories auch bei Twitter vertreten.