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WDR ZeitZeichen zur Zarin Katharina II.

Logo WDR bei Wikimedia Commons„„Ich wollte Russin sein, um von den Russen geliebt zu wer­den“, schreibt Katha­ri­na II. rück­blick­end. Eine Selb­st­stil­isierung, wie vieles in den Mem­oiren der rus­sis­chen Zarin. 34 Jahre sitzt die Prinzessin aus der deutschen Prov­inz auf dem rus­sis­chen Thron, reformiert und mod­ernisiert das Land.
Geboren wird die spätere Katha­ri­na II. am 2. Mai 1729 als deutsche Prinzessin Sophie von Anhalt-Zerb­st. Ihr Vater kann ger­ade ein­mal 30 Kilo­me­ter in jede Him­mel­srich­tung reisen, dann stößt er stets an die Gren­zen seines kleinen Fürsten­tums. Spricht seine Tochter hinge­gen später einen kaiser­lichen Befehl aus, dauert es Monate, bis die Anweisung aus St. Peters­burg den hin­ter­sten Winkel Sibiriens erre­icht.
Dass die Tochter aus einem unbe­deu­ten­den deutschen Fürsten­tum zur mächtig­sten Frau Europas auf­steigt, ver­dankt sie vor allem Friedrich dem Großen. Der preußis­che König set­zt sich per­sön­lich für die Ehe zwis­chen der 15-jähri­gen Prinzessin und Karl Peter Ulrich von Schleswig-Hol­stein-Got­torf ein. Ihn hat­te seine kinder­lose Tante und Zarin Elis­a­beth I. zum Thron­fol­ger bes­timmt und als Großfürst Peter am Zaren­hof einge­führt.

Er spielt mit Sol­dat­en, sie liest Aufk­lär­er
Das feu­dale Hochzeits­fest dauert zehn Tage. Aber schon kurze Zeit später gehen sich die Frischver­mählten auf die Ner­ven. „Er pflegte mir von Spiel­sachen und Sol­dat­en zu erzählen, mit denen er sich von früh bis spät beschäftigte“, notiert Katha­ri­na – wie sie nach ihrem Über­tritt zum ortho­dox­en Glauben nun heißt – über ihre Brautzeit.
Gelang­weilt vom Gat­ten, lernt Katha­ri­na Rus­sisch, liest Büch­er antik­er Autoren und Philosophen, wech­selt Briefe mit Voltaire und Diderot. Geschickt bildet sie ein Net­zw­erk ein­flussre­ich­er Men­schen um sich und schlägt Wurzeln in ihrer neuen Welt. „Weil ich den Grund­satz hat­te, den Men­schen, mit denen ich leben musste, zu gefall­en, nahm ich ihre Sit­ten und Gewohn­heit­en an“, so die Großfürstin in ihren Mem­oiren.

Angst vor Vertrei­bung
Als Peter 1762 den Thron besteigt, ist das Ehep­aar so zer­strit­ten, dass Katha­ri­na fürchtet, ver­trieben zu wer­den. Sie muss han­deln. Die Großfürstin stellt sich an die Spitze ein­er oppo­si­tionellen Allianz, die den Zaren nur sechs Monate nach sein­er Amt­süber­nahme vom Thron stößt.
Acht Tage später kommt Peter III. unter mys­ter­iösen Umstän­den zu Tode. Die wohl erle­ichterte Witwe tritt seine Nach­folge an, set­zt sich mit ein­er pom­pösen Zer­e­monie die Zarenkro­ne selb­st aufs Haupt und wird zur Zarin Katha­ri­na II.

Katha­ri­na „die Große“
Inspiri­ert von den Ideen der Aufk­lärung set­zt die nun 33-Jährige zahllose Refor­men durch: Sie lässt lan­desweit Schulen bauen, span­nt ein Wirtschafts- und Ver­wal­tungsnetz über das Riesen­re­ich und wirbt aus­ländis­che Siedler an. Nach jahre­lan­gen Kriegen bringt sie unter anderen die südliche Ukraine, den Nord­kauka­sus und die Krim unter rus­sis­che Herrschaft.
Dabei regiert die Zarin mit har­ter Hand und vie­len Lieb­habern an ihrer Seite: Auf­stände einzel­ner Volks­grup­pen oder Proteste der leibeige­nen Bauern lässt sie blutig nieder­schla­gen, um ihre uneingeschränk­te Macht zu vertei­di­gen. Den­noch ver­lei­hen die Russen ihr schon zu Lebzeit­en den Titel „die Große“. Sie stirbt am 17. Novem­ber 1796 mit 67 Jahren in St. Peters­burg.“
(WDR, Almut Finck, Hilde­gard Schulte)

Sie kön­nen die Sendung, die am 17.11.2021 in der Rei­he „ZeitZe­ichen“ lief, über die Seite des WDR nach­hören oder als Audio­datei herun­ter­laden.

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