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WDR ZeitZeichen zu Esperanto

Logo WDR bei Wikimedia Commons„Wenn alle Men­schen eine gemein­same Sprache nutzten, wür­den sie einan­der ver­ste­hen und keine Kriege führen. Das hofft Lud­wik Zamen­hof, als er die Sprache Esperan­to erfind­et.
Der pol­nisch-jüdis­che Auge­narzt Lud­wik Lejz­er Zamen­hof wird 1859 in Bia­lystok geboren, damals zum zaris­tis­chen Rus­s­land gehörend. Zamen­hof wächst in ein­er viel­sprachi­gen Umge­bung auf. Die Fam­i­lie spricht Rus­sisch und Jid­disch. In der Stadt wird aber auch Pol­nisch, Ukrainisch, Litauisch und Deutsch gesprochen. Der Arzt legt in den 1880er-Jahren den Grund­stein für die Plansprache, indem er ein erstes Lehrbuch veröf­fentlicht, eine min­i­mal­is­tis­che Struk­tur der Sprache, die er Inter­na­cia Ling­vo nen­nt: Inter­na­tionale Sprache.

„Eine Sprache zur Erle­ichterung der inter­na­tionalen Kom­mu­nika­tion“
Die Sprache wird unter Zamen­hofs Pseu­do­nym bekan­nt: Esperan­to. Zamen­hof unter­schreibt Schriften mit „Dok­toro Esperan­to“, wörtlich „Esper ant O“ der­jenige, der hofft. Der hofft auf eine bessere Welt. Esperan­to entlehnt sein lexikalis­ches Mate­r­i­al aus eth­nis­chen Sprachen und passt es dann dem eige­nen Sys­tem an. Etwa 75 Prozent des Wortschatzes stammt aus roman­is­chen Sprachen.
Esperan­to gilt als die berühmteste von mehreren hun­dert soge­nan­nten Plansprachen. „Die Beze­ich­nung Plansprache wurde von dem Öster­re­ich­er Eugen Wüster, dem Begrün­der der Ter­mi­nolo­giewis­senschaft, 1931 in sein­er Dis­ser­ta­tion einge­führt. Nach ihm ist eine Plansprache eine von ein­er Einzelper­son oder ein­er Gruppe von Men­schen nach bes­timmten Kri­te­rien bewusst geschaf­fene Sprache zur Erle­ichterung der inter­na­tionalen Kom­mu­nika­tion“, sagt die Sprach­wis­senschaft­lerin Sabine Fiedler.
Zamen­hof erlebt zahlre­iche intereth­nis­che Kon­flik­te. Fiedler: „Und so reifte in ihm schon sehr früh der Gedanke, dass man die Feind­schaft zwis­chen den einzel­nen Bevölkerungs­grup­pen durch eine gemein­same Sprache beseit­i­gen könne. Frieden zwis­chen den Völk­ern sei möglich, wenn sich die Men­schen nur prob­lem­los ver­ständi­gen kön­nten.“

Frei­willig Ler­nende ver­bre­it­en die Sprache
Das Esperan­to-Lehrbuch wird begeis­tert aufgenom­men. Die frei­willig Ler­nen­den stam­men aus der Arbeit­er­schaft, dem lib­eralen Bürg­er­tum, aus anar­chis­tis­chen und paz­i­fistis­chen Kreisen. Vere­ine wer­den gegrün­det, in Osteu­ropa, Deutsch­land, Frankre­ich, Japan, Chi­na. Dass die Sprache so gut ankommt – auch nach Zamen­hofs Tod 1917 –, liegt sich­er an der ein­fachen und logis­chen Struk­tur.
18. April 1922. Wenige Jahre nach dem großen Krieg wird bei ein­er Völker­bund-Kon­ferenz in Genf darüber disku­tiert, Esperan­to als Schul­fach einzuführen. Doch der große Wurf bleibt aus. Die junge Plansprache kommt gegen Franzö­sisch und Englisch nicht an. Doch trotz Ver­boten und Ver­fol­gung etwa im nation­al­sozial­is­tis­chen Deutsch­land und in der Sow­je­tu­nion der Stal­in-Ära wird Esperan­to bis heute — schriftlich und mündlich – weltweit ver­wen­det.“

(WDR, Clau­dia Friedrich & Gesa Rünker)

Sie kön­nen die Sendung, die am 18.4.2022 in der Rei­he „ZeitZe­ichen“ lief, über die Seite des WDR nach­hören oder als Audio­datei herun­ter­laden.

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