Globalgeschichten der deutschen Literatur: Methoden – Ansätze – Probleme
Globalisierung in der Literatur am Beispiel ‚deutscher Literatur‘, mit Analysen zum internationalen Buchmarkt und Literaturbetrieb, unter Beteiligung von Komparatistik, Buchwissenschaft, Digital Humanities, Postcolonial Studies.
Deutsche Literatur wird nicht ausschließlich in deutscher Sprache geschrieben und gelesen. Literatur macht nicht an Grenzen Halt, und das Deutsche ist in sich von zahlreichen regionalen Binnenunterscheidungen durchzogen. Die Darstellung solcher Vielfältigkeit überfordert konzeptionell eine nationale Literaturgeschichtsschreibung. Dieser interdisziplinäre Band diskutiert daher methodologisch ausgehend von neueren historiographischen Ansätzen an Beispielen rund um den Globus Möglichkeiten der Vermittlung philologischer, medientheoretischer und literatursoziologischer Ansätze im Rahmen literaturwissenschaftlicher Globalgeschichtsschreibung.
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Aussteigen um 1900: Imaginationen in der Literatur der Moderne
Im verheißungsvollen Jahr 1900 gründeten Ida Hofmann und Henri Oedenkoven eine lebensreformerische Heilanstalt in Ascona, beeinflusst von Ideen Rudolf Steiners sowie Friedrich Nietzsches. Viele Spielarten des Aussteigens — von unpolitischen über sozialistische und anarchistische Positionen — waren in Ascona vertreten. Neben Karl und Gusto Gräser, Otto Gross und Erich Mühsam hospitierten in der Kommune Schriftstellerinnen und Schriftsteller wie Hermann Hesse, Ernst Bloch, Yvan und Claire Goll, Franziska zu Reventlow, Emmy Hennings, Hugo Ball und Oskar Maria Graf. Willkommen waren auch Vertreter der neuen Tanzkunst wie Rudolf von Laban und seine Mitarbeiterin Mary Wigman.
Der Band untersucht die Faszination, die Nietzsches Philosophie auf die Kommune ausübte, sowie Spuren der Reformideen, die in der Medizin, der Architektur und der Literatur der Moderne zu entdecken sind. Sieben Aufsätze beleuchten erstmals Hermann Brochs Beziehungen zu diesen Gegenwelten, denn 1927 verkaufte er die Fabrik seiner Familie, schaffte mit vierzig Jahren den Berufswechsel vom Industriellen zum Schriftsteller und schuf in Wien sowie im amerikanischen Exil ein Erzählwerk voller Aussteigerfiguren.
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