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Podcasts zu Juliette Gréco

Bayern2 radioWissen: „Juliette Greco – Chanson-Legende und Schauspielerin“

Logo Bayern2 bei Wikimedia Commons„Die „grande dame de la chan­son, die Muse der franzö­sis­chen Exis­ten­tial­is­ten: Juli­ette Gré­co. Chan­sons wie „Je suis comme je suis“, „Bon­jour, tristesse“ oder „Désha­billez-moi““ macht­en sie zum Star. Nicht nur als Sän­gerin, auch als Schaus­pielerin zählte sie zu Frankre­ichs größten Kün­st­lerin­nen.“
(Bay­ern 2, Frank Hal­bach)

Sie kön­nen die Sendung, die am 12.10.2021 auf Bay­ern 2 lief, über die Seite des BR nach­hören oder als Audio­datei herun­ter­laden.

WDR ZeitZeichen zu Juliette Gréco

Logo WDR bei Wikimedia Commons„Warum ger­ade sie zur „Muse des Exis­ten­zial­is­mus“, zum Sym­bol der Jugend ihrer Zeit erko­ren wurde, darauf hat Juli­ette Gré­co auch im hohen Alter keine Antwort. In den 1950er und 60er Jahren wird sie als „Große Dame des Chan­sons“ und Sti­likone der mod­er­nen jun­gen Frau gefeiert – in Frankre­ich und den USA eben­so wie in Japan und der UdSSR.
Der Krieg ist vor­bei, die Nazis sind endlich besiegt und Frankre­ich gehört wieder den Fran­zosen. Voller Lebens­durst feiert man in Paris die lang ver­mis­ste Frei­heit. Vor allem in Saint-Ger­main des Prés, im Vier­tel der Kün­stler und Lit­er­at­en, wo junge Intellek­tuelle wie Sartre, Beau­voir, Camus und Vian die Welt neu erfind­en. Exis­ten­zial­is­ten wird man sie bald nen­nen.
Und mit­ten in diesem Wirbel an neuen Ideen und Jaz­zk­län­gen eine ern­ste Siebzehn­jährige mit großen dun­klen Augen, schwarzen Haaren und schwarzen Pullis, in geliehenen Hosen und geschenk­ten Schuhen. Mit Gesangsauftrit­ten in den Keller­clubs des Vier­tels hält sie sich über Wass­er – und fällt auf, nicht nur wegen ihrer Stimme.
„Nie­mand wusste, wer ich bin, aber ich war ein Ärg­er­nis. Wenn ich ein Café betrat, hörten die Leute auf zu sprechen. Es wurde still, sie sahen mich an, als woll­ten sie sagen: Was ist denn das?“, erin­nert sich Juli­ette Gré­co, die „Muse des Exis­ten­zial­is­mus“.

Ikone des Textchan­sons
Fotografen ent­deck­en das hüb­sche Mäd­chen mit der uner­gründlichen Aura; Juli­ette Gré­co wird zum „It-Girl“, zum weib­lichen Phäno­typ des jun­gen, rebel­lis­chen Geistes von Saint-Ger­main des Prés. Mit drei Gedicht­en, die Jean-Paul Sartre ihr schenkt und Joseph Kos­ma ver­tont, begin­nt 1949 ihre Kar­riere. Wenn sie singt, stets in Schwarz, dann spiegeln ihr Gesicht und ihre wie Schmetter­linge flat­tern­den Hände, wovon sie mit sonor­er Alt­stimme erzählt.
Als Ikone des franzö­sis­chen Textchan­sons feiert Juli­ette Gré­co mit Françoise Sagan rauschende Feste an der Côte d’Azur und gibt Konz­erte auf der ganzen Welt. Auch der Film ent­deckt die junge Französin, Jean-Pierre Melville gibt ihr 1953 die erste Haup­trol­le. Drei Jahre später ent­führt sie ihr Geliebter, US-Pro­duzent Dar­ryl F. Zanuck, nach Hol­ly­wood, wo sie neben Ava Gard­ner, Errol Fly­nn und Orson Welles spielt.

Als Jugendliche in Gestapo­haft
Bis in die 80er Jahre füllt Juli­ette Gré­co die Konz­ert­säle, dann wird die im immer gle­ichen Schwarz erstar­rte Ikone der Exis­ten­zial­is­ten von der Zeit über­holt. Mit 55 Jahren lüftet die „grande dame de la chan­son“ in ihrer Auto­bi­ografie erst­mals das Geheim­nis ihrer bis­lang ver­bor­ge­nen Herkun­ft. Ein unge­wolltes und ungeliebtes Kind sei sie gewe­sen, geboren am 7. Feb­ru­ar 1927 in Mont­pel­li­er. „Meine Mut­ter war eine Frau, die man acht­en musste, aber nicht lieben kon­nte.“
Während der Beset­zung durch die Nazis kämpft die Mut­ter in der Résis­tance. 1943 wer­den Juli­ette, ihre ältere Schwest­er und die Mut­ter von der Gestapo ver­haftet. Die Jüng­ste kommt nach drei Wochen wieder frei und find­et bei ihrer früheren Lehrerin ein Zuhause. Juli­ettes Mut­ter und Schwest­er wer­den ins KZ Ravens­brück deportiert und kehren erst 1945 völ­lig aus­ge­mergelt heim.

Abschied­s­tournee mit 88
Zeitlebens nutzt Juli­ette Gré­co ihren Ruhm, um die poli­tis­che Linke zu unter­stützen und gegen Ras­sis­mus und Homo­pho­bie mobil zu machen. Einige ihrer pro­vokan­ten Chan­son-Inter­pre­ta­tio­nen bleiben lange Zeit in Frankre­ich ver­boten. Für Schlagzeilen sor­gen auch Gré­cos wech­sel­nde Affären mit Män­nern und Frauen. 1966 heiratet sie nach ein­er frühen, kurzen Ehe den Schaus­piel­er Michel Pic­coli, von dem sie sich nach elf Jahren wieder tren­nt.
Mit ihrem drit­ten Ehe­mann Gérard Jouannest, der sie als Pianist begleit­et und viele ihrer Chan­sons schreibt, bleibt sie zusam­men. Auch als die Gré­co mit 88 Jahren ihre Abschied­s­tournee startet, ist Jouannest auf der Bühne an ihrer Seite. 2016 erlei­det sie einen Schla­gan­fall und muss ihre „Merci!“-Konzerte been­den. Nach dem Tod ihres Mannes 2018 zieht sich Juli­ette Gré­co in ihr Haus an der Côte d’Azur zurück, wo sie am 23. Sep­tem­ber 2020 stirbt.“

(WDR, Sabine Mann, Gesa Rünker)

Sie kön­nen die Sendung, die am 7.2.2022 in der Rei­he „ZeitZe­ichen“ lief, über die Seite des WDR nach­hören oder als Audio­datei herun­ter­laden.

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