„Federico García Lorca ist ein heimatverbundener Dichter. Seine bildgewaltigen Gedichte speisen sich aus den Mythen und Charakteristika Andalusiens: Immer wieder Pferde, Flüsse, Gitanos, Dolche, Engel, Skorpione, Zikaden, Ölbäume, Glocken, Wind und Mond.
Lorcas wichtigste Inspirationsquelle ist die Vega bei Grenada: eine fruchtbare, grüne, ertragreiche Ebene zwischen den Hügeln, die er in seiner Kindheit kennen lernt. Und die literarische Tradition, die er aber nicht imitiert, sondern im Sinn der Moderne neu interpretiert – wie in seinem bedeutendsten lyrischen Werk, den an Lope de Vega und Luis de Góngora orientierten „Zigeunerromanzen“ (1928).
Musik, Kunst, Literatur
Geboren wird Lorca 1898 im Dorf Fuentevaqueros. Sein Vater ist ein wohlhabender Zuckerbauer, erzogen wird er von Kindermädchen. Ihre andalusischen Volks- und Wiegenlieder kann er singen, bevor er sprechen lernt. Ungern geht er zur Schule, zeichnet lieber und spielt hervorragend Klavier.
1909 übersiedelt Lorca mit seiner Familie nach Granada, wo er auf Wunsch des Vaters widerwillig ein Jurastudium beginnt. 1919 zieht er nach Madrid, wo er im berühmten Elite-Studentenheim Residencia de Estudiantes Luis Buñuel und Salvador Dalí kennen lernt. Auch zu Rafael Alberti oder Pedro Salinas schließt er Freundschaften – und ist in ihren Kreisen der Mittelpunkt.
Erotische Liebe zu Dalí
Lorca und Dalí verlieben sich ineinander, können ihre Liebe aber im konservativ-katholischen Spanien nicht öffentlich machen.
Vielleicht ist das der Grund, warum Lorca in seiner Lyrik, aber auch in seinen Dramen „Bluthochzeit“ (1933) „Yerma“ (1934) oder „Bernarda Albas Haus“ (1936) ein düsteres Bild der Liebe zeichnet, bei der Leidenschaft und Tod immer zwei Seiten einer Medaille sind. Hier allerdings sind es Frauen, die an den gesellschaftlichen Konventionen im erzkatholischen Spanien zerbrechen.
Leiche im Straßengraben
1929 reist Lorca für neun Monate nach New York: ein Kulturschock, den er im Lyrikband „Dichter in New York“ verarbeitet. Zurück in Andalusien, bleiben dem Dichter noch sechs Jahre bis zu seinem tragischen Tod. Im Spanischen Bürgerkrieg gerät der glühende Verfechter der Republik in die Hände der Faschisten, wird gefoltert und am 19. August 1936 erschossen.
Lorcas Leiche werfen seine Mörder in den Straßengraben, seine Werke werden verboten. Erst in den 1960er Jahren darf Lorcas letztes Drama „Bernarda Albas Haus“ in seiner Heimat uraufgeführt werden.“
(WDR, Andrea Klasen, Hildegard Schulte)
Sie können die Sendung, die am 19.8.2021 in der Reihe „ZeitZeichen“ lief, über die Seite des WDR nachhören oder als Audiodatei herunterladen.