„Nach Kriegsende 1945 wurden Schriftstellerinnen und Schriftsteller in den aufbrechenden Ost-West-Konflikt hineingezogen. Bruchstellen zeigten sich auf dem „Ersten Deutschen Schriftstellerkongress“ im Oktober 1947 in Berlin.
Die Wellen schlagen hoch in den Oktobertagen 1947. In Berlin treffen sich Autorinnen und Autoren, Verleger, Journalistinnen und Publizisten zum Ersten Deutschen Schriftstellerkongress. Erstmals kommen sie aus allen vier Besatzungszonen zusammen, dazu gesellen sich Gäste aus dem Ausland.
Sollbruchstellen zwischen Ost und West
Der Autor und Widerstandskämpfer Günter Weisenborn, unter den Nazis jahrelang inhaftiert, hatte den Anstoß für den Kongress gegeben. Die Organisation übernahm der Schutzverband deutscher Autoren, zusammen mit dem Kulturbund für die demokratische Erneuerung Deutschlands, dem der Dichter Johannes R. Becher, später Kulturminister der DDR, als Präsident vorsaß.
Dieses erste große Schriftstellertreffen nach Ende des Zweiten Weltkrieges offenbart allerdings deutlich die Sollbruchstellen zwischen Ost und West. Deutlich wird, wie unterschiedlich die Perspektiven der Teilnehmenden sind. Ihre Lebensläufe lassen sich kaum vergleichen und schon gar nicht unter einen Hut bringen. Alle wollen den Neuanfang nach zwölf Jahren Diktatur – doch mit welchen Konsequenzen? Darüber gehen die Meinungen auseinander.
Bemühen sich Autorinnen und Autoren wie Ricarda Huch, Johannes R. Becher, Elisabeth Langgässer, Stephan Hermlin oder Anna Seghers anfangs noch um gemeinsame Positionen und sprechen sich gegen eine Teilung Deutschlands aus. Doch kommt es zum Eklat, als der US-amerikanische Journalist und Kulturoffizier Melvin J. Lasky die Sowjets als Feinde von Freiheit und Kultur anklagt.
Der Eiserne Vorhang und die Kultur
In den darauffolgenden Jahren senkt sich nach und nach der Eiserne Vorhang – auch zwischen die zu Beginn noch nach Gemeinsamkeiten suchenden Schriftsteller und ihre Organisationen. Der Kalte Krieg findet auch auf dem Feld der Kultur und Literatur statt.
Ob abstrakter Expressionismus, Jazz oder Zwölftonmusik – die CIA propagiert im Verborgenen viele Formen westlicher Modernität. Jazzmusiker werden auf Tourneen durch den Osten geschickt, um die Verhältnisse dort ein bisschen zum Tanzen zu bringen.
Eine Abteilung des US-Außenministeriums initiiert 1948 die Zeitschrift „Der Monat“, Herausgeber ist Melvin J. Lasky. Er versammelt zwar eine beeindruckende Liste von international bekannten Autoren, darunter etwa Benedetto Croce, Karl Jaspers, Golo Mann, T. S. Eliot, Jean-Paul Sartre, Carlo Levi oder George Orwell. Doch je verhärteter die weltanschaulichen Positionen werden, desto mehr Krach gibt es.“ (WDR/Deutschlandfunk, Beatrice Faßbender & Ulrich Rüdenauer)
Sie können die Sendung aus dem Jahr 2019, die 2021 auch im im Deutschlandfunk lief, über die Seite des Deutschlandfunks nachhören oder als Audiodatei herunterladen.
Es gibt auch ein Manuskript zur Sendung zum Download.