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WDR ZeitZeichen zur letzte Asienexpedition von Sven Hedin

Logo WDR bei Wikimedia Commons„Sven Hedin ist ein beg­nade­ter Erzäh­ler und Ver­mark­ter sein­er Asien-Expe­di­tio­nen. Zugle­ich steckt der schwedis­che Aben­teur­er voller Wider­sprüche. Er ist ein erfol­gre­ich­er Wis­senschaftler, Best­seller-Autor – und Anhänger von Adolf Hitler.
Mit 15 Jahren ste­ht Sven Hedin am Hafen­beck­en in Stock­holm, um Adolf Erik Nor­den­skiöld zu emp­fan­gen. Der schwedis­che Polar­forsch­er hat­te kurz zuvor als erster Men­sch die Nor­dost-Pas­sage durch­fahren und wird bei sein­er Rück­kehr von ein­er jubel­nden Menge begrüßt.
„Die ganze Stadt war illu­miniert“, erin­nert sich Hedin später. „Mein ganzes Leben lang werde ich an diesen Tag zurück­denken; er wurde entschei­dend für meinen kün­fti­gen Weg. ‚So will ich auch einst heimkom­men‘, dachte ich.“
Um auch auf ruhm­re­iche Expe­di­tio­nen gehen zu kön­nen, studiert der am 19. Feb­ru­ar 1865 geborene Hedin zunächst Geografie in Stock­holm, Upp­sala und in Berlin bei Fer­di­nand von Richthofen. Schon in der Aus­bil­dung untern­immt Hedin erste Reisen, unter anderem mit ein­er Gesandtschaft des schwedis­chen Königs zum Schah von Per­sien.

Das Fiasko in der Tak­la­makan-Wüste
Nach dem Studi­um ver­fol­gt Hedin eigene Reise­pläne. Im April 1895 will er die zweit­größte Sand­wüste der Erde, die Tak­la­makan, durch­queren. Doch die Hitze wird schnell unerträglich. Erst ster­ben die Tiere, dann die Men­schen. Nur Hedin und ein Begleit­er – dem er seinen Erzäh­lun­gen zufolge helden­haft das Leben ret­tet – kehren zurück.
Den­noch macht ihn die Reise zu einem berühmten Mann. Bis zum Aus­bruch des Ersten Weltkriegs fol­gen zwei weit­ere, bess­er geplante mehrjährige Expe­di­tio­nen nach Zen­tralasien. Im zweit­en Anlauf gelingt Sven Hedin auch die Durch­querung der Tak­la­makan.

Die let­zte und größte Asienex­pe­di­tion
Nach jed­er Reise hält Hedin seine Erleb­nisse in pop­ulären Büch­ern fest. „Hedin hat immer dazu geneigt, sich im Nach­hinein zu kon­stru­ieren, um es eben für seine Pub­lika­tio­nen span­nen­der und inter­es­san­ter oder für seine Vorträge span­nend zu machen“, sagt die Bon­ner His­torik­erin Astrid Mehmel. „Wie dann die tat­säch­lich die Sit­u­a­tio­nen vor Ort waren, kann ich nicht beurteilen.“
Am 9. Mai 1927 bricht Sven Hedin zu sein­er let­zten und größten Asienex­pe­di­tion auf. 34 Diener und fast 300 Kamele tra­gen die Las­ten durch die Mon­golei, die Wüste Gobi und Westchi­na. Zum Reisetrupp gehören auch inter­na­tionale Archäolo­gen, Ethno­grafen, Geolo­gen, Zoolo­gen und Paläon­tolo­gen. Sven Hedin nen­nt sie stolz „die wan­dernde Uni­ver­sität“.
Als Sven Hedin nach acht Jahren wieder nach Europa zurück­kehrt, sind zahlre­iche weiße Fleck­en auf den Land­karten Asiens mit genauen Zeich­nun­gen aus­ge­füllt. Er ist nun ein berühmter Ent­deck­er und Wis­senschaftler – so wie er es sich mit 15 Jahren vorgenom­men hat­te.

Seite an Seite mit Adolf Hitler
Aber die poli­tis­chen Ver­hält­nisse haben sich verän­dert. Deutsch­land wird vom Führer regiert – und mit ihm sym­pa­thisiert Hedin offen. Seine Kol­le­gen sind fas­sungs­los und erk­lären ihn zur „Per­sona non gra­ta“, zur uner­wün­scht­en Per­son.
Nach dem Zweit­en Weltkrieg wird er wegen sein­er Nähe zu Nazi-Deutsch­land auch in sein­er schwedis­chen Heimat geächtet. Hedin zieht sich zurück, schreibt weit­er über seine Expe­di­tio­nen und stirbt am 26. Novem­ber 1952 im Alter von 87 Jahren.“
(WDR, Burkhard Hupe, Mat­ti Hesse)

Sie kön­nen die Sendung, die am 9.5.2022 in der Rei­he „ZeitZe­ichen“ lief, über die Seite des WDR nach­hören oder als Audio­datei herun­ter­laden.

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