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WDR ZeitZeichen zu Gustav Langenscheidt

Logo WDR bei Wikimedia Commons„Gus­tav Lan­gen­schei­dt, der später den gle­ich­nami­gen Ver­lag grün­det, wird am 21. Okto­ber 1832 in Berlin geboren. Er gilt bis heute als „Vater des Fer­nun­ter­richts“.
Viele erken­nen die Büch­er mit dem blauen „L“ auf gelbem Grund sofort: Das ist ein Lan­gen­schei­dt. Hin­ter dem Namen steckt der Berlin­er Kauf­mann Gus­tav Lan­gen­schei­dt, der am 21. Okto­ber 1832 in Berlin auf die Welt kommt.
Die Fir­mengeschichte und die Beru­fung von Lan­gen­schei­dt begin­nt mit ein­er 5.500 Kilo­me­ter lan­gen Reise quer durch Europa, die er als 17-Jähriger untern­immt. Zu Fuß und mit der Kutsche bereist er unter anderem Ital­ien, Eng­land, Öster­re­ich und Frankre­ich.
Lan­gen­schei­dt will im Aus­land mit den Men­schen ins Gespräch kom­men, scheit­ert aber ein ums andere Mal an der Sprach­bar­riere. „Es ist ein wahrhaft pein­lich­es Gefühl unter Men­schen nicht Men­sch sein und seine Gedanken aus­tauschen zu kön­nen“, schreibt Lan­gen­schei­dt in seinem Reise­tage­buch.

Sprachen ler­nen durch Sprachen sprechen
Zurück in Berlin tut er sich mit dem franzö­sis­chen Sprach­lehrer Charles Tou­s­saint zusam­men, und entwick­elt mit ihm eine Meth­ode, mit der Fremd­sprachen im Selb­st­studi­um erlernt wer­den kön­nen. Seine Devise: Sprachen ler­nen durch Sprachen sprechen.
Doch wer sich eine Sprache ganz alleine zu Hause beib­rin­gen will, der muss wis­sen, wie er die Wörter kor­rekt ausspricht. Aus diesem Grund entwick­elt der sehr musikalis­che Lan­gen­schei­dt eine phonetis­che Lautschrift. Diese ist für seine Zeit rev­o­lu­tionär und behält bis Mitte des 20. Jahrhun­derts ihre Gültigkeit.
Seine Abon­nen­ten bekom­men die Unter­richts­ma­te­ri­alien als Stu­di­en­briefe per Post zugeschickt. Da Lan­gen­schei­dt keinen Ver­leger find­et, der sich für dieses Pro­jekt inter­essiert, grün­det der ehrgeizige Berlin­er 1856 kurz­er­hand selb­st einen Ver­lag. Mit großem Erfolg. Seine Sprach­lern­briefe für Franzö­sisch find­en auf Anhieb reißen­den Absatz.

Geschäft­stüchtig und ideen­re­ich
Lan­gen­schei­dt arbeit­et uner­müdlich an neuen Ideen, und so dauert es nur wenige Jahre, bis die Unter­richts­briefe in 14 Sprachen erhältlich sind. Der weit­sichtige Wan­derge­selle will sich außer­dem unab­hängig von Druck­ereien machen und schafft eine Schnell­presse an, die bis ins 20. Jahrhun­dert ihren Dienst tut. So kann er in gle­ich­bleibend guter Qual­ität druck­en.
Als von 1870 bis 1871 Frankre­ich mit Preußen Krieg führt, reagiert der geschäft­stüchtige Ver­leger sofort. Er lässt seine Redak­tion Tag und Nacht arbeit­en und gibt in Reko­rdzeit ein han­dlich­es „Deutsch-franzö­sis­ches Tor­nister Wörter­buch für Deutsch­lands Krieger“ her­aus. Ein regel­rechter Werbe-Coup, denn nun wis­sen ganze Armeen, wer Lan­gen­schei­dt ist und die Wörter­büch­er schaf­fen es bis in die Schützen­gräben.
Für sein Werk erhält Lan­gen­schei­dt 1874 den Pro­fes­soren­ti­tel, seit 1883 erscheinen unter sein­er reg­istri­erten Han­dels­marke „L“ die Vorgänger der heuti­gen Taschen­wörter­büch­er. Den ersten Sprachkurs auf Gram­mo­fon­plat­te, der 1905 erscheint, erlebt der „Vater des Fer­nun­ter­richts“ nicht mehr. Gus­tav Lan­gen­schei­dt stirbt im Novem­ber 1895 mit nur 63 Jahren. Unter seinen Nach­fol­gern, die bis 2010 aus der Fam­i­lie stam­men, wird aus dem Ver­lag ein Imperi­um, das Medi­engeschichte schreibt.“

(WDR, Andrea Klasen, Gesa Rünker)

Sie kön­nen die Sendung, die am 21.10.2022 in der Rei­he „ZeitZe­ichen“ lief, über die Seite des WDR nach­hören oder als Audio­datei herun­ter­laden.

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