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WDR ZeitZeichen zu Roberto Benigni

Logo WDR bei Wikimedia Commons„Als Rober­to Benig­ni 1999 den Oscar bekommt, turnt er über Stuhlrei­hen, bal­anciert auf Rück­en­lehnen und schre­it vor Begeis­terung. Dabei ist der aus­geze­ich­nete Film „Das Leben ist schön“, sehr ernst – und er macht den in Ital­ien bere­its pop­ulären Benig­ni welt­bekan­nt.
Benig­ni hüpft auf die Bühne, springt in die Arme von Sophia Loren, die ihm die Trophäe über­re­icht. Es ist schon die dritte an diesem Abend, für den besten Aus­lands­film, als bester Schaus­piel­er und die beste Musik.
In seinem notorisch schlecht­en Englisch, das Benig­ni auch ein wenig zu seinem Marken­ze­ichen kul­tiviert, bedankt er sich und wid­met den Preis den­jeni­gen, um die es in diesem umstrit­te­nen Film geht: „They gave their lives in order that we can say: live is beau­ti­ful.“ („Sie gaben ihr Leben, damit wir sagen kön­nen: Das Leben ist schön!“)

Ein Film über die Liebe und die Wirkung der Sug­ges­tion
Rober­to Benig­ni führt in dem Film Regie, spielt die Haup­trol­le und hat auch am Drehbuch der trau­ri­gen und zugle­ich schö­nen Geschichte von „Das Leben ist schön“ mit­gear­beit­et: Ein Mann (gespielt von Benig­ni selb­st) und sein Sohn wer­den gegen Ende des Zweit­en Weltkriegs aus Ital­ien in ein NS-Konzen­tra­tionslager deportiert.
Der Vater erzählt dem kleinen Jun­gen, alles sei nur ein Spiel, bei dem er einen Panz­er gewin­nen kön­nte, wenn er nur die Regeln genau befol­gt. Ein Hap­py End gibt es zumin­d­est für den Vater nicht. Es ist ein Film über die Liebe des Vaters sowie über die Wirkung von Sug­ges­tion, Humor und die Wirkung von Kun­st.

Respek­t­losigkeit und zugle­ich Ver­beu­gung
Joachim Manzin vom Ital­ienis­chen Film­club Düs­sel­dorf tut sich „mit dem Film außeror­dentlich schw­er, auf der einen Seite ist es eine Respek­t­losigkeit, auf der anderen Seite ver­beugt er sich auch wiederum […] vor den Opfern. Es ist bei­des und damit umzuge­hen, ist für mich nicht ein­fach.“
Irm­bert Schenk, Pro­fes­sor an der Uni­ver­sität Bre­men, dage­gen find­et „Das Leben ist schön“ sei ein notwendi­ger Film über die unvorstell­baren Schreck­en der Shoa. Er sagt: „Dieser Film, denke ich, hat auf eine unglaublich ein­drucksvolle Weise dieses Fen­ster auf andere Darstel­lungsweisen geöffnet, näm­lich auch Darstel­lungsweisen, die jün­geren Men­schen zugänglich sind, […] eine Komödie mit tragikomis­chem Aus­gang.“

Das Konzen­tra­tionslager als Sym­bol
Rober­to Benig­ni beruft sich darauf, dass der Auschwitz-Über­lebende Schlo­mo Venezia ihn berat­en hätte. Das Konzen­tra­tionslager sei zudem nur ein Sym­bol. Ein Komö­di­ant ver­suche noch im schlimm­sten Moment die Fan­tasie zu ret­ten.

Geprägt von den alten Par­ti­sa­nen
Rober­to Benig­ni wird am 27. Okto­ber 1952 in der Toskana in dem Örtchen Man­ciano la Mis­eri­cor­dia bei Arez­zo geboren. Vieles, was er in sein­er Kind­heit lernt, bes­timmt sein Leben: „Ich war nie in ein­er Partei und mein Vater auch nicht. Mehr als alles andere haben mich die alten Par­ti­sa­nen geprägt, in meinem Dorf, in mein­er Fam­i­lie. Für mich waren das Home­rische Helden. Sie haben ihr Leben für unsere Frei­heit riskiert! Alle waren links, auf eine sehr roman­tis­che Weise.“

Lieber Zauber­er-Gehil­fe als Priester
Für kurze Zeit schlägt Benig­ni den Weg zum Priester­amt ein, ver­wirft die Idee aber, als er während ein­er großen Über­schwem­mung 1966 sieht, dass „die Geistlichen von trock­en­er Stelle zu trock­en­er Stelle hüpfen, damit ihre lan­gen Souta­nen nicht nass wur­den. Da wurde ich lieber Gehil­fe eines Zauber­ers im Zirkus.“

Erk­lär­er demokratis­ch­er Grund­sätze
Priester ist Rober­to also nicht gewor­den, aber inzwis­chen tritt er mit Lesun­gen der Zehn Gebote auf oder liest öffentlich die ital­ienis­che Ver­fas­sung, einzelne Artikel immer wieder auf aktuelle The­men der Poli­tik abges­timmt. Während die ital­ienis­che Gesellschaft zu den poli­tis­chen Rän­dern tendiert, hat sich der Satirik­er zu einem ver­lässlichen Erk­lär­er demokratis­ch­er Grund­sätze entwick­elt.

Bilder für die Kraft der Kun­st und des Humors
In seinem Geburt­sort Mis­eri­cor­dia ist Rober­to Benig­ni mit ein­er über­lebens­großen Stat­ue bere­its verewigt. Der Regis­seur, Komik­er, Rez­i­ta­tor, Star und die poli­tisch-moralis­che Autorität, die so viele Bilder für die Kraft der Kun­st und des Humors gefun­den hat. Und auch Dantes Satz mit ganz­er Überzeu­gung vorträgt: „l’amor che mou­ve il sole e l’al­tre stelle“ – „Es ist die Liebe, die die Sonne in Bewe­gung set­zt und die anderen Sterne“ (Dante Alighieri).“

(WDR, Irene Dänz­er-Van­ot­ti, David Rother)

Sie kön­nen die Sendung, die am 27.10.2022 in der Rei­he „ZeitZe­ichen“ lief, über die Seite des WDR nach­hören oder als Audio­datei herun­ter­laden.

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