„Er ist einer der wichtigsten Schriftsteller Tschechiens, den vor allem sein „Braver Soldat Schwejk“ berühmt macht. Aber Jaroslav Hašek ist auch ein Mann, der nichts wirklich ernst nehmen kann. So gründet er schon vor über 100 Jahren eine Spaßpartei.
„In der Geschichte der ganzen Menschheit gibt es nur ein allseitig vollkommenes Wesen, und das bin ich“, so schreibt Jaroslav Hašek in aller Bescheidenheit über sich selbst in seinem Text „Der größte tschechische Schriftsteller Jaroslav Hašek“.
Anarchist und berüchtigter Trunkenbold
Hašek ist ein Schlitzohr, Bohemien, Dadaist, Anarchist und berüchtigter Trunkenbold. Weltberühmt wird er mit dem „braven Soldaten Schwejk“, von dessen Erlebnissen im Ersten Weltkrieg er in einem unvollendeten Mammutwerk erzählt.
Nach Josef Schwejk sind Kneipen und Wirtshäuser benannt, sein rundes Gesicht grient von Bierhumpen oder knödellastigen Speisekarten. Schwejk treibt sich bis heute auf vielen Bühnen herum und ist in den Köpfen noch immer durch die Darstellung von Heinz Rühmann präsent.
Nach über 100 Jahren immer wieder aktuell
„Gerade dadurch, dass Hašek im deutschsprachigen Raum durch diese Heinz-Rühmann-Verfilmung bekannt ist, ist er eher so als Clown bekannt. Aber Hašek hat auch eine ganz satirische und satirisch-politische Dimension“, erklärt Anna Förster, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Slawistische Literaturwissenschaft an der Universität Erfurt: „Er ist auf jeden Fall der meistübersetzte tschechische Schriftsteller aller Zeiten und der, der international am bekanntesten geworden ist. Es ist einer, den man immer wieder lesen kann und der auch immer wieder aktuell ist.“
Meisterwerk des grotesken Humors
Man hat Hašek den „anarchischen, lachenden Bruder Kafkas“ genannt. Sein „Schwejk“-Roman, der 2014 in einer neuen, weniger gemütlichen Übersetzung erschienen ist, gilt als Meisterwerk der grotesken Komik. Mit bösem Witz erzählt vom Horror des Krieges, aber auch von stumpfsinniger Behördenwillkür oder dem Sadismus der Militärs. Da gibt es etwa einen General, der sein Büro mit den Fotos von Exekutionen schmückt.
Hašek schreibt aber auch über 1.500 Humoresken und Satiren. 1911 gründet er eine Spaß-Partei, die sich für die Verstaatlichung der Hausmeister einsetzt und jedem Wähler ein Taschenaquarium verspricht.
Pendler zwischen den Fronten
Als Redakteur einer Tier-Zeitschrift verfasst Jaroslav Hašek mit Begeisterung Artikel über erfundene Tiere wie den Grausigen Vielfraß. Im Ersten Weltkrieg wechselt Hašek als Soldat gleich mehrfach die Fronten und wird in Abwesenheit zum Tode verurteilt.
Gestorben ist er im Alter von nur 39 Jahren allerdings vermutlich durch den Konsum von bis zu 15 Litern Bier pro Tag.“
(WDR, Christiane Kopka, Gesa Rünker)
Sie können die Sendung, die am 3.1.2023 in der Reihe „ZeitZeichen“ lief, über die Seite des WDR nachhören oder als Audiodatei herunterladen.