In der letzten Zeit sind u.a. diese frei verfügbaren Titel erschienen:
Die Zukunft zwischen Goethezeit und Realismus: Literarische Zeitreflexion der Zwischenphase (1820–1850)
Stephan Brössel
https://doi.org/10.1007/978–3‑662–63017‑4
Dieses Open-Access-Buch geht der Zeitreflexion im Feld der Novellistik nach und ergründet Erzählstrategien und ‑logiken der literarischen Vertextung von ‚Zeit‘, ihre funktionale Einbindung wie auch ihre selbstreflexive und poetologische Gestaltung in Texten. Die Grundlage bildet ein fundiertes, semiotisches Analyseinstrumentarium. Berücksichtigt wird eine breite Textauswahl mit Werken unter anderem von Büchner, Eichendorff, Gutzkow, Hauff, Hebbel, Mundt, Stifter und Tieck.
Den historischen Abschnitt zwischen Goethezeit und Realismus kennzeichnet ein Selbstverständnis als Zwischenphase, in der merklich etwas zu Ende geht, ohne dass bereits etwas Neues begonnen hätte. Verankert ist dieser Problemkomplex in einer epocheneigenen Reflexion von Zeit, deren Spezifik in der Verbreiterung des Zukunftshorizontes und dem Auseinanderklaffen von Zukunftsvorstellung und
-realisierung liegt. Dabei stellt sich heraus: Die Zukunft als epistemischer Dreh- und Angelpunkt der Zwischenphase ist hochgradig relevant, flexibel und imponderabel.
Stephan Brössel forscht und lehrt als Privatdozent und Akademischer Rat a. Z. am Germanistischen Institut der WWU Münster.
Konzepte und Inszenierungen des Heroischen im Nibelungenlied
Elmar Schilling
https://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:hbz:6–17029659028
Der Begriff des Heroischen spielt in der Forschungsliteratur zum Nibelungenlied eine tragende Rolle, blieb jedoch bislang inhaltlich wenig greifbar. In dieser Arbeit wird anhand einer Analyse zentraler Figuren im Hinblick auf die Anwendbarkeit dieses Begriffs gezeigt, wie dieser inhaltlich gefasst werden kann. Die heroische Figurenzeichnung wird dabei abgegrenzt von höfischen, christlichen und mythologisch deutbaren Figurenkonzeptionen. Anhand charakteristischer Situationen, in denen das heroische Figurenkonzept zum Vorschein kommt, wird die Inszenierung des Heroischen gezeigt. Dabei wird herausgearbeitet, dass als Kernpunkt des Heroischen das konsequente Verhalten, das unbedingte Verfolgen eines Ziels auszumachen ist, das sich dem höfischen oder religiösen Gebot der Mäßigung widersetzt und dieses sprengt.
Elfriede Jelineks Theater des (Post-)Politischen. Agonistik der Gegenwartsliteratur
Irene Husser
https://doi.org/10.1515/9783111028729
Nachdem die literarische Öffentlichkeit Anfang der 1990er Jahre das Leitbild der engagierten Nachkriegsliteratur verabschiedet und literarische Zeitgenossenschaft als Gesinnungsästhetik diffamiert hatte, erlebt das literarische Feld seit der Jahrtausendwende eine Rückkehr der politischen Literatur. Dabei müssen die Möglichkeiten und Wirkungsabsichten politischen Schreibens in der Gegenwart neu verhandelt werden, schließt dieses doch nicht umstandslos an abgebrochene Traditionslinien an, sondern führt sie unter den zeitgenössischen Bedingungen weiter oder sucht mitunter den Bruch mit traditionellen Modellen des literarischen Engagements.
In der Studie werden die Kontexte und Problemlagen des politischen Schreibens in der Gegenwart in einer feld- und diskursgeschichtlichen Analyse rekonstruiert, um ausgehend davon das Theaterwerk von Elfriede Jelinek auf seine politischen Implikationen zu befragen. Damit schafft die Arbeit nicht nur eine Grundlage für politische Lektüren des Werks der Autorin im Spannungsfeld von postpolitischer Konfliktlosigkeit und agonistischer Politik, sondern liefert im Methoden- und Theorieteil auch Impulse zur Systematisierung und Historisierung politischer Gegenwartsliteratur.
Irene Husser lehrt und forscht am Germanistischen Institut der WWU Münster