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WDR ZeitZeichen zu Simone de Beauvoir

Logo WDR bei Wikimedia Commons„Als „Tochter aus gutem Hause“ geboren, schrieb sie mit „Das andere Geschlecht“ einen der Grund­la­gen­texte der Frauen­be­we­gung. Mit Sartre lebte sie in ein­er außergewöhn­lichen Beziehung.
„Zweifel­los ist es beque­mer, in blind­er Unter­w­er­fung zu leben, als an sein­er Befreiung zu arbeit­en. Auch die Toten sind der Erde bess­er angepasst als die Leben­den.“ Simone de Beau­voir hat nicht nur sich selb­st befre­it, son­dern mit „Das andere Geschlecht: Sitte und Sexus der Frau“ einen der wichtig­sten Grund­la­gen­texte der Frauen­be­we­gung geschrieben. 1949 feierte die Schrift­stel­lerin und Intellek­tuelle mit diesem Buch, das prompt auf dem Index des Vatikans lan­dete, ihren Durch­bruch.

Sartre und der Biber
Am 9. Jan­u­ar 1908 wird Simone in Paris geboren, als „Tochter aus gutem Hause“, wie sie später einen ihrer Mem­oiren-Bände nen­nt. Sie studiert Lit­er­atur und Philoso­phie, absolviert die Abschlussprü­fung als Zweitbeste. Eine bessere Leis­tung zeigt nur ihr Stu­di­en­fre­und Jean-Paul Sartre. Die bei­den bilden ein Paar, das alle Gren­zen des Tradierten sprengt: Ohne Trauschein, ohne Kinder, aber mit einem 1929 geschlosse­nen Liebes-Pakt. Er sieht sex­uelle Frei­heit und völ­lige Offen­heit vor, die bei­de auch nutzen. Simone liebt Frauen und Män­ner.
Sie leben getren­nt, umge­hen so das Klein-Klein des Beziehungsall­t­ags in einem gemein­samen Haushalt. Ein Leben lang siezen sie sich: Sie nen­nt ihn schlicht „Sartre“, er nen­nt sie beim Spitz­na­men aus der Stu­dien­zeit „Cas­tor“, zu deutsch Biber – wegen ihrer kreativ­en Uner­müdlichkeit und ihrer gesel­li­gen Ader.

Der Exis­ten­zial­is­mus
Simone de Beau­voirs Buch „Das andere Geschlecht“ und Sartres Mon­u­men­tal­w­erk „Das Sein und das Nichts“ fußen bei­de auf dem gle­ichen exis­ten­tial­is­tis­chen Grundgedanken: Jed­er Men­sch hat die Frei­heit, sich selb­st zu entwer­fen in ein­er absur­den Welt. Es gibt keine göt­tliche Vorbes­tim­mung, am Anfang ste­ht die nack­te Exis­tenz, dann erst fol­gt die Sin­nge­bung. Oder wie Simone de Beau­voir, bezo­gen auf die Frauen­frage, radikal for­muliert: „Man wird nicht als Frau geboren, man wird es.“
Der Ein­fluss von de Beau­voir auf das Denken Sartres kann wohl kaum über­schätzt wer­den. Einen wesentlichen Unter­schied gibt es jedoch zwis­chen bei­den Jahrhun­der­twerken: de Beau­voir ist klar­er und ver­ständlich­er in ihrer Darstel­lung. Das charak­ter­isiert auch ihre Prosa. Für den Roman „Die Man­darins von Paris“ erhält sie 1954 renom­mierten „Prix Goncourt“.

Das Ver­mächt­nis
Sechs Jahre nach Sartre stirbt de Beau­voir am 14. April 1986 in Paris. Zu ihrem Ver­mächt­nis gehören neben ihren Büch­ern ihre Stand­haftigkeit gegen alle Anfein­dun­gen und ihr radikales Denken, das heute noch Frauen und Män­ner inspiri­ert.“

(WDR, Christoph Vormweg, Gesa Rünker)

Sie kön­nen die Sendung, die am 9.1.2023 in der Rei­he „ZeitZe­ichen“ lief, über die Seite des WDR nach­hören oder als Audio­datei herun­ter­laden.

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