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WDR ZeitZeichen zu Jane Austens Roman „Stolz und Vorurteil“

Logo WDR bei Wikimedia Commons„Der Roman „Stolz und Vorurteil“ ist ein­er der pop­ulärsten Klas­sik­er der englis­chen Lit­er­atur. Anfang des 19. Jahrhun­derts schreibt die Autorin Jane Austen eine Liebesgeschichte — und kom­biniert sie mit Sozialkri­tik.
Eliz­a­beth ist eine der fünf unver­heirateten Töchter der Fam­i­lie Ben­net. Ihre Mut­ter ist stets darauf bedacht, geeignete Heiratskan­di­dat­en für ihre Töchter auszuwählen. Doch Eliz­a­beth weigert sich, auf die Vorschläge einzuge­hen. Die Haupt­fig­ur von Jane Austens Roman „Pride an Prej­u­dice“ („Stolz und Vorurteil“) hat ihren eige­nen Kopf und lehnt sich gegen gesellschaftliche Zwänge ihrer Zeit auf.
„Alle­in­ste­hende Frauen haben eine schreck­liche Nei­gung, arm zu sein – was ein überzeu­gen­des Argu­ment fürs Heirat­en ist“, schreibt Jane Austen 1817 in einem Brief an eine Fre­undin. Junge Frauen aus dem niederen Lan­dadel erwartet damals exis­ten­zielle Not, falls sie es nicht schaf­fen, einen begüterten Mann zu find­en. Beruf­stätigkeit ist für Frauen aus der Ober­schicht damals keine Option.

Aus Antipathie wird Liebe
Im Roman kom­biniert Jane Austen ihre Kri­tik an der Rolle der Frau mit ein­er — für dama­lige Ver­hält­nisse — ungewöhn­lichen Liebesgeschichte: Die stolze Eliz­a­beth Ben­net lehnt zunächst einen Antrag von Mr. Dar­cy ab. Der Verehrer wiederum pflegt lange seine Vorurteile gegenüber der standesmäßig niedrigeren Fam­i­lie von Eliz­a­beth.
Erst nach vie­len Ver­wick­lun­gen kom­men sich die bei­den näher. Sie sind eines der ersten Paare der Weltlit­er­atur, die sich am Anfang nicht ausste­hen kön­nen und eine Weile brauchen, um die Liebe füreinan­der zu erken­nen. Ein Plot, der danach immer wieder aufge­grif­f­en wird.

Selb­st­be­wusst, witzig, schlagfer­tig
Ein weit­er­er Grund für den großen Erfolg ist die Haupt­fig­ur. Während die üblichen Roman-Heldin­nen dieser Zeit engel­hafte Wesen mit beschränk­tem Ver­stand sind, erscheint Eliz­a­beth Ben­net als junge Frau mit Eck­en und Kan­ten: selb­st­be­wusst, witzig und schlagfer­tig.
Jane Austen bringt mit ihrem präzisen Blick auf das Alltägliche nicht nur den Real­is­mus in die englis­che Lit­er­atur. Sie entwick­elt auch erzähltech­nis­che Neuerun­gen wie die erlebte Rede. So schlüpft sie in ihre Haupt­fig­ur hinein und schildert Eliz­a­beths emo­tionale Innen­welt. Austens Tal­ent, Fig­uren in Dialo­gen lebendig wer­den zu lassen, wird oft mit dem Shake­spear­es ver­glichen.

Der erste Anlauf scheit­ert
Eine erste Ver­sion von „Stolz und Vorurteil“ entste­ht, als Jane Anfang 20 ist. Ihr Vater bietet das Manuskript einem Ver­lag an, doch dieser lehnt ab. Die Schrift­stel­lerin lässt sich aber nicht ent­muti­gen. Sie schreibt gle­ich an ihrem näch­sten Roman, während sie ihre älteren Texte immer wieder über­ar­beit­et.
Da Austen – anders als ihre Roman­fig­uren – unver­heiratet bleibt, ist sie auf die Gun­st ihrer Ver­wandten angewiesen. Sie wohnt auf dem Anwe­sen ihres Brud­ers Edward und küm­mert sich um ihre Nef­fen und Nicht­en. Trotz­dem schafft sie es, die bere­its vor­liegen­den Werke in eine endgültige Form zu brin­gen.

Auch der Prinzre­gent wird Fan
1811 kommt „Ver­stand und Gefühl“ her­aus, unter der Autorin­nenangabe „By a Lady“. Austens erster Roman verkauft sich so gut, dass ihr zweit­er – „Stolz und Vorurteil“ – am 28. Jan­u­ar 1813 mit dem Ver­merk erscheint: „Von der Autorin von ‚Ver­stand und Gefühl‘ “. Das Buch wird kein Best­seller, aber schon im Som­mer ist die erste Auflage von 1.500 Exem­plaren ver­grif­f­en.
Nach­dem ihr Brud­er Hen­ry ihre Autorin­nen­schaft aus­ge­plaud­ert hat, bekommt Austen viele Briefe von Bewun­der­ern. Dazu gehört auch der Prinzre­gent, den sie allerd­ings nicht ausste­hen kann. Jane Austin stirbt am 17. Juli 1817 mit 41 Jahren, ver­mut­lich an ein­er Neben­nieren-Insuf­fizienz. Den Wel­ter­folg von „Stolz und Vorurteil“ erlebt sie nicht mehr. Heute gibt es Filme, Serien, Hör­spiele, Musi­cals und sog­ar Nacherzäh­lun­gen mit Meer­schweinchen und Zom­bies.“
(WDR, Chris­tiane Kop­ka, Gesa Rünker)

Sie kön­nen die Sendung, die am 28.1.2023 in der Rei­he „ZeitZe­ichen“ lief, über die Seite des WDR nach­hören oder als Audio­datei herun­ter­laden.

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