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WDR ZeitZeichen zu „Sultana“ Roxelane

Logo WDR bei Wikimedia Commons3. April 1558 – Die Ex-Sklavin und „Sul­tana“ Rox­e­lane stirbt in Istan­bul
Von der Sklavin zur mächtig­sten Frau im Osman­is­chen Reich: Rox­e­lane wird die Lieblings­frau von Sul­tan Süley­man. Der Herrsch­er heiratet sie und lässt ihr freie Hand.
Ihre Herkun­ft ist ungek­lärt. Rox­e­lane stammt ver­mut­lich aus der heuti­gen Ukraine — aus jen­er Region, die um 1500 Ruthe­nien genan­nt wird. Sie soll ange­blich die Tochter eines ortho­dox­en Priesters sein und eigentlich Alek­san­dra Lisows­ka heißen. Diese Angaben wer­den jeden­falls im 17. Jahrhun­dert von einem pol­nis­chen Gesandten genan­nt, der sich wiederum auf osman­is­che Zeitzeu­gen beruft.
Dem­nach wird Rox­e­lane möglicher­weise von tatarischen Sklaven­jägern ent­führt und nach Istan­bul gebracht. Die etwa 15-Jährige lan­det im Alten Serail, dem Harem von Sul­tan Süley­man dem Prächti­gen. Rund 300 Frauen leben in dieser abgeschlosse­nen Welt. Fast alle sind Sklavin­nen – ger­aubt im Kauka­sus, in Alban­ien oder Griechen­land.

Sul­tan­mut­ter führt Harem
Die meis­ten der Frauen bekom­men den Sul­tan nie zu Gesicht. Nur wenige Auser­wählte teilen mit ihm das Lager. Um auf den Kon­takt mit dem Herrsch­er vor­bere­it­et zu sein, ler­nen die Mäd­chen Lesen, Schreiben, Rech­nen, Musizieren und die Kun­st des ele­gan­ten Schreibens.
Doch der Harem ist nicht nur eine Aus­bil­dungsstätte, son­dern auch ein Macht­fak­tor. An sein­er Spitze ste­ht die Mut­ter des Sul­tans. Es gel­ten kom­plizierte Regeln, an die auch der Sul­tan gebun­den ist. Für gewöhn­lich hat er mehrere Favoritin­nen, die seine Mut­ter für ihn aus­sucht. Sobald die Frauen einen Sohn gebären, steigt ihr Anse­hen. Doch als Geliebte haben sie aus­ge­di­ent.

Hür­rem bedeutet die Freud­volle
Ein Sohn pro Konku­bine – so lautet Grund­satz. Damit soll ver­hin­dert wer­den, dass die Frauen zu viel Ein­fluss bekom­men und ihre Söhne später gegeneinan­der kämpfen. Denn bei den Osma­n­en gibt es kein Vor­recht des Erst­ge­bore­nen. Bevor Rox­e­lane dem Herrsch­er auf­fällt, hält sich Süley­man an die Kon­ven­tion: Bei sein­er Machtüber­nahme hat er bere­its drei Söhne von drei ver­schiede­nen Frauen.
Auf Rox­e­lane wird der Herrsch­er schon vor oder kurz nach seinem Mach­tantritt aufmerk­sam. Wegen ihrer über­schäu­menden Fröh­lichkeit erhält sie den Namen Hür­rem – die Freud­volle. Der manch­mal melan­cholis­che Süley­man ist von dieser munteren und intel­li­gen­ten Gefährtin entzückt. Er schickt Hür­rem nicht in die Prov­inz, als sie 1521 einen Sohn bekommt. Der Herrsch­er hat mit ihr vier weit­ere Söhne und eine Tochter.

Ex-Sklavin wird Ehe­frau und Bera­terin
Hür­rem zieht in den Top­kapi-Palast in Istan­bul ein. Sie bringt Süley­man auch dazu, sie freizu­lassen. 1534 – wahrschein­lich kurz nach dem Tod sein­er Mut­ter – heiratet er sie. Die bemerkenswerten Verän­derun­gen der osman­is­chen Tra­di­tion löst bei seinen Unter­ta­nen Empörung und bei west­lichen Beobachtern Erstaunen aus.
Hür­rem wird zu ein­er wichti­gen Bera­terin Süley­mans. Sie ist sog­ar diplo­ma­tisch aktiv. Ihr ober­stes Ziel ist es, die Posi­tion der gemein­samen Kinder abzu­sich­ern. Am Hof gibt es bald zwei Parteien: Hür­rem (Rox­e­lane) auf der einen und dem Großwe­sir Ibrahim Pascha auf der anderen Seite. Ibrahim ist ein Jugend­fre­und des Sul­tans und ver­bün­det mit der ersten Favoritin Mahide­vran und deren Sohn Mustafa.

Der Hex­erei verdächtigt
Als der Großwe­sir und Prinz Mustafa umge­bracht wer­den, ist für die aufge­brachte Bevölkerung klar, dass nur Rox­e­lane hin­ter den Tat­en steck­en kann. Der Herrsch­er müsse durch ihre Hex­erei und ihre Aphro­disi­a­ka manip­uliert wor­den sein. Eine durch die Geschichte immer wieder wirk­same Ver­schwörungserzäh­lung über mächtige Frauen. Doch Sul­tan Süley­man schert sich nicht zum Gerüchte: 38 Jahre lang hält er Rox­e­lane die Treue.
Wie groß ihre Macht ist, lässt sich an ihren Stiftun­gen able­sen. Bei den Gebäudekom­plex­en, die sie in Mek­ka, Med­i­na, Jerusalem und im Zen­trum von Istan­bul erbauen lässt, sind häu­fig eine Moschee, eine Schule und eine Armenküche dabei. Rox­e­lane stirbt im April 1558 in Istan­bul. Sie erlebt nicht mehr mit, wie sich zwei ihrer Söhne einen bluti­gen Kampf um die Nach­folge liefern. Der Sul­tan begräbt seine große Liebe im Garten der Süley­maniye-Moschee.“

(WDR, Chris­tiane Kop­ka, Redak­tion: David Rother)

Sie kön­nen die Sendung, die am 3.4.2023 in der Rei­he „ZeitZe­ichen“ lief, über die Seite des WDR nach­hören oder als Audio­datei herun­ter­laden.

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